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Analyse

Activision-Deal: Microsoft will das Monopol – das wird Games verändern

Der Deal macht deutlich: Microsoft will das Monopol in der Games-Branche. Das wird weitreichende Folgen haben. Drei davon erklären wir euch hier.

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„Call of Duty“ gehört nun Microsoft. Was werden sie damit anstellen? (Screenshot: Activision)

Für knapp 69 Milliarden US-Dollar will Microsoft den Publisher Activision Blizzard mit seinen etlichen Studios kaufen. Abgeschlossen sein soll der Deal Mitte 2023 – so das Kartellamt keine Einwände hat. Dieser Kauf wird kaum vorstellbare Auswirkungen auf die Videospielindustrie haben. Darauf, wie Games hergestellt, vertrieben und gespielt werden. Auf welchen Plattformen Spiele laufen und wie diese Spiele funktionieren. Dieser Kauf ist in seinem Maßstab kaum zu überschätzen und noch kann man nur spekulieren, welche Folgen er exakt haben wird.

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Doch in drei Punkten können wir uns diesem Megadeal zumindest nähern und erörtern, wie er zustande kam, was er beinhaltet und wie die weiteren Pläne von Microsoft und den Mitbewerben aussehen könnten.

Activision Blizzard in der Krise – und Bobby Kotick fein raus

Am Anfang des Kaufs von Activision Blizzard standen schlechte Nachrichten. Seit Monaten schon häufen sich die Schlagzeilen um Mitarbeiter:innen, die von (Macht-)Missbrauch, toxischem Arbeitsumfeld und anderen grotesken Arbeitsbedingungen bei Activision Blizzard sprachen. Das Unternehmen reagierte darauf furchtbar: Versuchte, die Bildung von Betriebsräten zu verhindern, unbeliebte Mitarbeiter:innen zu schassen – und sprach dabei Bobby Kotick immer wieder millionenschwere Boni zu. Zuletzt äußersten sich die drei großen Hersteller Playstation, Nintendo und auch Microsoft öffentlich zu den Vorfällen und verurteilten sie. Ein bisher einmaliges Vorkommnis.

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Kotick ist nun jedoch fein raus. Er soll erstmal CEO bleiben. Wenn die Übernahme abgeschlossen ist, soll er aber Phil Spencer unterstellt sein, der ist dann CEO von Microsoft Gaming. Wie es dann mit Kotick weitergeht, ist nicht bekannt. Man kann aber davon ausgehen, dass dieser Deal ihm viele Millionen Dollar einbringen wird – für Jahre, in denen unter seiner Führung jeder Missbrauch mindestens ignoriert wurde. Was ist das für ein Zeichen an die Industrie?

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Ebenso zeigt sich hier ein Muster: Auch Zenimax kaufte Microsoft 2020 in einer angeschlagenen Lage. Damals sorgte „Fallout 76“ für einen schlechten Kurs und einen schlechten Ruf – ein günstiger Zeitpunkt, um die Firma zu übernehmen. Jetzt sind es nicht „nur“ die Missbrauchsvorwürfe, auch das aktuelle „Call of Duty“ leidet an schwächeren Verkäufen und vielen Bugs. Microsoft scheint also weniger Interesse daran zu haben, hochwertige Franchises zu kaufen. Es geht darum, gigantische Unternehmen dann aufzukaufen, wenn sie angeschlagen sind.

Die größten Marken gehören nun Microsoft – was machen sie damit?

„Call of Duty“ ist der Videospiel-Blockbuster. Trotz rückläufiger Verkaufszahlen führt es jährliche die Charts an, verkauft sich in riesigen Mengen. Neben „Fifa“ ist die Reihe die Königin der hochproduzierten Videospiele. Besonders Spieler:innen, die sich nur wenige Spiele im Jahr kaufen, also keine sogenannten „Hardcore Gamer“ sind, greifen zu diesen Spielen. Sie kaufen die Hardware, auf denen sie diese Spiele kaufen können.

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Microsoft hält diese Franchise nun in den Händen, zusammen mit „Diablo“, „Overwatch“ und „World of Warcraft“. Was werden sie mit diesen Marken tun? Diese Frage allein hält unglaublich viel Macht – und kann vor allem den größten Konkurrenten Playstation unter Druck setzen. Denn selbst wenn Microsoft „Call of Duty“ weiterhin auf Playstation-Plattformen zur Verfügung stellen sollte, wird das Playstation sicherlich eine hohe Summe kosten – verbunden mit dem Druck, diesen Zugang auch jederzeit wieder wegnehmen zu können.

Es ist ebenso gut möglich, dass „Call of Duty“ demnächst nur noch über den Game Pass läuft und dadurch nicht mehr auf der Playstation spielbar sein wird. Damit würde Playstation wahrscheinlich einen Teil des potenziellen Publikums verlieren: diejenigen, die neben Blockbuster-Spielen aus dem Hause Sony eben auch ihre jährlichen „Call of Dutys“ spielen wollen. Ob diese Leute sich zwei Konsolen kaufen werden, ist fraglich.

Für Nintendo dürfte dieser Kauf hingegen keine allzu große Rolle spielen. Das Unternehmen hat seine eigenen Marken, für die sich Spieler:innen die Konsolen kaufen. Tencent allerdings dürfte im Kampf um den nächsten Kauf der größte Konkurrent sein – wobei die sich meist damit begnügen, nur Anteile zu kaufen, seltener ganze Studios.

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Microsoft will das Monopol – das wird Videospiele verändern

Dieser Kauf macht endgültig deutlich, dass es Microsoft darum geht, ein Monopol in der Gaming-Branche zu erreichen – als Games-Plattform, nicht Hardware-Hersteller. Weniger dadurch, dass sie eigene Studios gründen, eigene Franchises entwickeln oder eigene Talente fördern. Sie kaufen stattdessen die erfolgreichen Franchises samt den dazugehörigen Studios und Entwickler:innen auf. Verkauft wird das dann als „zusätzliche Wachstums- und Innovationsmöglichkeiten.“ Es ist fraglich, wie diese Strategie für Innovation und Weiterentwicklung in der Branche sorgen soll. Monopolisierung hat in der Geschichte eigentlich immer zum Gegenteil geführt.

Dieser Kauf macht aber auch deutlich, dass sich die Art, wie gespielt wird, drastisch ändern dürfte. Microsofts Gaming-Geschäft dreht sich inzwischen komplett um den Game Pass, einen Aboservice also, in dem Spieler:innen gegen eine monatliche Gebühr eine große Anzahl an Spielen beziehen können. Einige davon sind auch auf anderen Plattformen erhältlich, andere werden originär für diesen Service entwickelt – zuletzt etwa der Blockbuster „Halo: Infinite“.

Um einen Abo-Service gewinnbringend zu gestalten, braucht es aber mehr als nur eine Abogebühr – speziell auch im Gaming, wo neben den gigantischen Produktionskosten auch Server gestellt und Games konstant mit Content versorgt werden müssen. Der Videospielmarkt wird sich also weiter in Richtung „Games as a Service“ bewegen. Spiele also, die stetig erweitert werden, um die Spieler:innen bei der Stange zu halten. Ein Singleplayer-Modus, der einmal abgeschlossen und danach nicht mehr angefasst wird, ist für einen solchen Service nur schwer lukrativ. Das funktioniert wiederum für Playstation, die ihre Spiele zum Vollpreis verkaufen.

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Stattdessen ist davon auszugehen, dass eine immer stärkere Monopolisierung von Microsoft auch dazu führen würde, dass die Spiele immer stärker um die Idee des Abos entwickelt werden. Und damit um Service-Spiele, die zwar in der Abo-Gebühr inbegriffen sind, aber ständig mit DLCs, Microtransactions oder Lootboxen um weiteres Geld bitten. Genau das zeigt bereits der Multiplayer-Modus von „Halo: Infinite“. Damit sind dann auch Begriffe wie Metaverse oder NFT nicht mehr weit. Das muss freilich keine dystopische Zukunft sein – kein Schreckgespenst, das alles schlecht macht. Einigen mag das gefallen, anderen eher nicht. Verändern wird es die Videospielbranche aber in jedem Fall.

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Holger

was wird hier für eine Scheiße geschrieben… wie kann Microsoft mit einem Marktanteil von 30 Prozent ein Monopol errichten? Sony hat 70 Prozent, Nacht Ausschlussdeals, kauft genauso Studios, bezahlt Geld damit Spiele nicht in den Gamepass kommen, und unterdrückt Wettbewerb bei jeder Gelegenheit. Hier sollte man mal genauer graben. Aber schönen Dank auch an FTC, CMA und EC, daß ihr aktiv Wettbewerb verhindert, den Marktführer beschützt, und damit genau das Gegenteil von dem tut, wofür ihr eigentlich da seit.

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