Whatsapp-Konkurrent Signal erlaubt Bezahlung per Mobilecoin jetzt auch in Deutschland
Tatsächlich ist Signal seit etwa Mitte November 2021 schon mehrere Schritte weiter. So machte der Messenger die Krypto-Zahlungsfunktion ohne großes Aufsehen allen seinen Nutzenden zugänglich. Alle Signal-Nutzenden weltweit können seitdem sowohl auf iPhones wie auf Android-Smartphones digitale Zahlungen leisten, die weitaus privater vonstattengehen als eine Kreditkartentransaktion – oder eine Bitcoin-Überweisung. Das berichtet Wired. Wir können nach einem kurzen Test ebenfalls die Verfügbarkeit auf Redaktions-iPhones und -Androiden bestätigen.
Mobilecoin jetzt mit Tausenden statt Dutzenden Transaktionen täglich
Wie Josh Goldbard, einer der Gründer von Mobilecoin, gegenüber Wired erläutert, hat der heimliche Rollout die Akzeptanz der frischen Währung massiv beflügelt und die Zahl der Transaktionen vervielfacht. Während vor der Beta-Phase täglich nur einige Dutzend Mobilecoin-Transaktionen verzeichnet worden waren, sollen es nun einige Tausend pro Tag sein. Unter Verweis auf Signals Downloadzahlen sagt Goldbard: „Es gibt derzeit über hundert Millionen Geräte auf dem Planeten Erde, die die Möglichkeit haben, Mobilecoin einzuschalten und eine verschlüsselte Ende-zu-Ende-Zahlung in fünf Sekunden oder weniger zu senden.“
Dabei ist der Einstieg in die Nutzung der Zahlungsfunktion von Signal nur auf den ersten Blick einfach. Im Prinzip alle Nutzenden können innerhalb einer Nachricht auf die eigene Mobilecoin-Wallet zugreifen. Dazu reicht es, auf den prominenten Plus-Button zu tappen und „Zahlung“ auszuwählen. Das sieht auf den ersten Blick der Verwendung von Paypal recht ähnlich.
Weniger als eine Handvoll Börsen unterstützen Mobilecoins
Dann aber wird es komplex. Denn wer hat schon eine Mobilecoin-Wallet? Die lässt sich zwar innerhalb von Signal anlegen, muss aber über eine Kryptobörse, die Mobilecoin unterstützt, aufgeladen werden. Bei ebendieser Unterstützung hapert es derzeit noch. So ist Mobilecoin laut Coinmarketcap derzeit nur über die Börsen FTX, Bitfinex, Hotbit und Bigone zu handeln. Das soll sich laut Goldbard schnell ändern. So gebe es bereits weitere Vereinbarungen, etwa mit SFOX und Zero Hash.
Gut, die Komplexität der Ersteinrichtung lässt sich in den Griff bekommen. Wer möchte, und in seinem Land die unterstützenden Kryptobörsen nutzen darf, wird sich letztlich Mobilecoin auf das Gerät laden können. Damit sollen dann Zahlungen möglich sein, die verschlüsselt sind und sich nicht nachvollziehen lassen. Dazu setzt Mobilecoin technische Konzepte ein, die an jenen der älteren Privacy-Coins Zcash und Monero angelehnt sind.
Haken 1: Krypto-Zahlfunktion gefährdet Signal-Messenger und damit Nutzende
Zwei Haken bleiben. Zum einen sind es genau die Privacy-Coins, die Regierungen weltweit ein besonderer Dorn im Auge sind. Die gesamte Regulierung bewegt sich in eine Richtung, in der von allen Parteien in einem Transaktionsnetzwerk verlangt werden wird, die Beteiligten nachvollziehbar zu speichern. Auch in der EU und in Deutschland geht es in diese Richtung.
Ob es strategisch sinnvoll ist, einen verschlüsselten Messenger mit diesem Risiko zu belasten, müssen Signal-Chef Moxie Marlinspike und seine Truppe zwar selbst beurteilen; potenzielle Nutzende, die auf den Messenger angewiesen sind, müssen sich dieses Risikos, das schlimmstenfalls zu einem Spontanausfall des Dienstes führen kann, allerdings ebenfalls im Klaren sein – und gegebenenfalls auf einen anderen Messenger ausweichen.
Haken 2: Volatilität macht Wertfestlegung schwierig
Der zweite Haken besteht in der Alltagstauglichkeit der Bezahlfunktion. Natürlich können sich Signal-Nutzende gegenseitig mit Mobilecoin bezahlen – aber auf der Basis welchen Wertes? Der Mobilecoin ist mit rund 1,60 US-Dollar ins Jahr 2021 gestartet. Mit der Nachricht über die Signal-Beta im April 2021 ist der Coin explodiert. Er erreichte am 6. April 2021 sein Allzeithoch bei 73,45 Dollar und geriet dann im Krypto-Crash in den freien Fall – erstaunlicherweise, wie anzufügen ist, denn der Use-Case, der das Allzeithoch getriggert hatte, war schließlich intakt. In den vergangenen Monaten schwankte der Coin munter zwischen 7 und 17 Dollar hin und her – mit aktueller konsequent sinkender Tendenz.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Beitrags pendelt der Coin um neun Dollar. Wer Mobilecoin als Zahlungsmittel akzeptieren will, sollte aber wohl noch einen Sicherheitsabschlag vornehmen. Schließlich ist der Coin nicht völlig umstandsfrei zu handeln. Der Faktor muss bezahlt werden, was letztlich nur in konkreter Abstimmung zwischen Sendenden und Empfangenden funktionieren kann. Einfach ist anders.
„Haken 2: Volatilität macht Wertfestlegung schwierig“
Da hätte Signal einfach einen Stablecoin nehmen können. Dann müsste sich der Messengerdienst auch nicht davor fürchten, dass in einigen Ländern dann sicherlich schon bald nicht mehr mit dem Mobilecoin bezahlt werden kann.
Ist aber wohl zu schwer gewesen einen Stablecoin als Bezahloption zu implementieren.