Die US-Weltraumbehörde Nase weiß nicht, warum die meisten Instrumente des Hubble-Teleskops in den abgesicherten Modus gegangen sind, aber sie weiß wieso. Klingt komisch, ist aber eigentlich leicht verständlich.
Ursache noch unklar, aber Fehler gefunden
Offenbar tauschen die Instrumente untereinander sogenannte Synchronisationsmeldungen aus, mit deren Hilfe sie sich untereinander der ordnungsgemäßen Funktion versichern und über die Geräte auch vom Boden aus gesteuert und abgefragt werden können. Nun ist es zu der Situation gekommen, dass eine ganze Reihe dieser Synchronisationsmeldungen gewissermaßen abhandengekommen sind.
Aus diesem Grund sind am 25. Oktober alle Hubble-Instrumente in den abgesicherten Modus gefallen. Unklar ist, warum diese Meldungen verloren gegangen sind. Die Nasa weiß inzwischen, wie sie die Geräte wiederbeleben kann, sie weiß aber noch nicht, wie sie das Wiederauftreten des Problems verhindern kann.
Ein Gerät läuft schon wieder – Workaround lässt hoffen
Deshalb hat sie am 7. November zunächst nur die „Advanced Camera for Surveys“ wieder in den Normalbetrieb versetzt. Hier sehen die Experten das geringste Potenzial für erneute Komplikationen, sollte es erneut zu verloren gehenden Synchronisationsmeldungen kommen.
Nach intensiven Tests kann die Nasa bestätigen, dass das 31 Jahre alte Teleskop ansonsten in Ordnung ist. An einer Wiederinbetriebnahme auch der anderen Hubble-Instrumente wird derzeit gearbeitet. Dabei konnte festgestellt werden, dass seit dem 1. November wurden keine weiteren Synchronisationsmeldungen mehr verpasst. Das ist zwar ein gutes Zeichen – bedeutet aber ohne Kenntnis der eigentlichen Ursache nicht viel.
Workaround soll zunächst Betriebsfähigkeit sichern
Deshalb beabsichtigen die Experten jetzt Änderungen an der Verarbeitung der Synchronisationsmeldungen vorzunehmen. Offenbar haben sie einen Weg gefunden, wie die wissenschaftlichen Instrumente von Hubble verpasste Meldungen verfolgen und auch später noch ordnungsgemäß darauf reagieren können. Dazu muss die Programmierung des Hubble-Nutzlastcomputers, der die wissenschaftlichen Instrumente von Hubble überwacht, steuert und koordiniert, geändert werden.
Wie es scheint, geht es dabei lediglich darum, dem Teleskop den automatischen Rückfall in den abgesicherten Modus abzutrainieren. Die Nasa ist zu der Überzeugung gelangt, dass diese Änderungen keine Gefahr für Hubble darstellen.
Nach Durchführung der Änderungen sollen die Instrumente Hubbles einzeln wieder hochgefahren und getestet werden, um zu sehen, ob der Workaround zuverlässig funktioniert. Parallel suchen die Experten weiter nach dem eigentlichen Fehler. Die Nasa geht davon aus, dass das Hochfahren aller Systeme mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird. Das nächste Instrument, das wiederbelebt werden soll, könnte Hubbles Wide Field Camera 3 sein.
Ausfälle lästig, aber kein Anzeichen für bevorstehenden Totalausfall
In letzter Zeit fällt Hubble relativ häufig aus. Allein in diesem Jahr gab es schon drei schwerwiegende Störungen. Dennoch will die Nasa an dem Teleskop, das immer wieder beeindruckende Bilder liefert, festhalten. Um das zu untermauern, hat die Behörde den Vertrag über den Betrieb von Hubble verlängert. Die Association of Universities for Research in Astronomy (AURA) in Washington erhielt auch den Zuschlag für die 215 Millionen Dollar teure Verlängerung, die bis zum 30. Juni 2026 läuft.
Nasa-Manager Thomas Zurbuchen ist sich jedenfalls sicher, dass Hubble „noch viele weitere wissenschaftliche Jahre vor sich hat und mit dem James-Webb-Weltraumteleskop zusammenarbeiten“ wird, das am 18. Dezember von Französisch-Guayana aus starten soll.