In einem am vergangenen Freitag verschickten Memo informiert Nio-Chef William Li seine Belegschaft über radikale Stellenkürzungen. Schon im November will der chinesische Elektroautobauer zehn Prozent aller Stellen streichen.
Spardiktat: Geschäftsbereiche sollen ausgegliedert werden
Zusätzlich sollen nicht zum Kerngeschäft gehörende Geschäftsbereiche ausgegliedert werden, um Kosten zu senken und die Effizienz zu verbessern. Der chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen mit Sitz in Shanghai hat seine Verkaufsziele weit verfehlt und schreibt weiterhin Verluste. Das berichtet Bloomberg.
„Doppelte“ und „ineffiziente“ Aufgaben würden gestrichen und Projektinvestitionen, die nicht innerhalb von drei Jahren zur finanziellen Leistung des Unternehmens beitragen, würden ebenfalls mindestens verschoben oder ganz gestrichen, so Li. Das Bekanntwerden des Memos schickte die in den USA gehandelten Aktien des Unternehmens im vorbörslichen Handel um bis zu 3,2 Prozent nach oben.
Laut seines letzten Jahresberichtes beschäftigte das Unternehmen Ende 2022 26.763 Vollzeitmitarbeiter:innen. Zu den Geschäftsbereichen des Unternehmens gehören neben dem Bau von Elektrofahrzeugen auch die Entwicklung von Batterien und Halbleitern sowie Mobiltelefonen.
Intensiver Preiskrieg in China tobt weiterhin
Nios Entscheidungen spiegeln die Spannungen auf dem weltgrößten Markt für Elektrofahrzeuge wider. In China dominiert zunehmend BYD, im ständigen Widerstreit mit Tesla. Die beiden Platzhirsche verdrängen kleinere Anbieter.
Tesla hatte vor etwa einem Jahr einen Preiskrieg angezettelt. Der tobt weiterhin, weil sich keiner geschlagen geben will. Selbst Volkswagen hatte seinen ID 3 für den chinesischen Markt zuletzt auf umgerechnet unter 16.000 Euro gesenkt.
„Dies ist eine harte, aber notwendige Entscheidung im harten Wettbewerb“, schrieb Li in seinem Memo. „Unser Weg ist ein Marathon auf einer schlammigen Piste.“
Nio ist im Vergleich wirtschaftlich unbedeutend
Nio hat einen Anteil von nur rund 2,1 Prozent am chinesischen Markt für sogenannte New-Energy-Vehicles, der auch Hybride umfasst. Der Hersteller konnte in den ersten neun Monaten dieses Jahres etwa 110.000 E-Fahrzeuge verkaufen, was weit unter dem Jahresziel von 250.000 Fahrzeugen liegt. Im Vergleich dazu verkaufte BYD allein im Oktober mehr als 165.000 vollelektrische Fahrzeuge. Zählen wir die Hybride mit, waren es sogar 301.095 Autos in einem Monat.
Nio hat noch nie einen Gewinn erwirtschaftet und musste im letzten Quartal einen unerwartet hohen Verlust von 800 Millionen US-Dollar hinnehmen. Der Marktwert des Unternehmens ist von einem Höchststand von 99 Milliarden Dollar im Februar 2021 auf aktuell 13 Milliarden Dollar gesunken.