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Notverkauf: Doordash soll Gorillas übernehmen wollen

Der Lieferdienst Gorillas verhandelt über eine neue Finanzierung. Die Runde leitet US-Konkurrent Doordash. Ein Panikverkauf scheint möglich.

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Fahrradkuriere fordern von Gorillas faire Arbeitsbedingungen. (Foto: Gorillas Workers Collective)

Wie Sifted berichtet, soll sich der US-amerikanische Essenslieferant Doordash an einer Finanzierungsrunde des von Arbeitskämpfen gebeutelten Berliner Startups Gorillas beteiligen. Gorillas arbeitet seit drei Monaten an der Akquisition frischer Mittel. Zunächst hatte Gorillas eine Milliarde US-Dollar an neuem Kapital bei einer Bewertung von dann sechs Milliarden Dollar angepeilt.

Niedrige Milliardensumme soll im Raum stehen

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Sowohl von dieser Bewertung wie von der Höhe der neu zu akquirierenden Mittel musste sich das Startup inzwischen verabschieden. Aktuell ist die Rede davon, dass Mittel angepeilt werden, die wenigstens eine Bewertung um 2,5 Milliarden Dollar rechtfertigen würden. Diese niedrigere Bewertung soll Lieferando-Wettbewerber Doordash auf Gorillas aufmerksam gemacht haben, wie wiederum die Financial Times berichtet.

Sifteds Quellen sehen statt einer Beteiligung Doordashs am Unternehmen eher einen „Ausverkauf“ auf Gorillas zurollen. Es sei der Eindruck entstanden, dass der Deal zu den „schlechtest möglichen Bedingungen“ stattfinden würde. Es stünde sogar zu befürchten, dass Doordash das gesamte Unternehmen für einen „niedrigen Milliardenbetrag“ kaufen könnte.

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Doordash hat bislang keine Präsenz in Europa. Dass das Unternehmen nach einer Übernahmemöglichkeit sucht, war bereits mehrfach berichtet worden. Dafür spricht auch, dass das Unternehmen seit einigen Wochen in Deutschland nach Personal sucht. Unter anderem sind die Geschäftsführung und die Personalleitung ausgeschrieben. Aus dem Umfeld der Finanzierungsrunde will Sifted erfahren haben, dass sich Doordash „den Marktanteil von Gorillas in Europa zunutze machen“ will.

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Die Mitarbeitenden sehen die mögliche Übernahme eher als eine Strategie, gewerkschaftliche Mitarbeiterbeteiligung zu umgehen.

Essen zu liefern reicht den Essenslieferanten nicht mehr

Im Kerngeschäft ist Doordash ein Lieferant von Restaurantprodukten, also ein Wettbewerber von Lieferando, Lieferheld und anderen. Immer mehr dieser Anbieter erkennen jedoch inzwischen, dass sie die komplette Logistik für den Einstieg in den On-Demand-Markt der Supermarktlieferungen bereits haben und wollen sich schnellstmöglich auch in diesem Bereich aufstellen.

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Zuletzt war bekannt geworden, dass der US-Dienst Gopuff die Übernahme des in London ansässigen Zehn-Minuten-Lieferdienstes Dija betreibt und sich alsbald auf den deutschen Markt bewegen will. Auch andere, ältere Lebensmittellieferanten in Europa drängen in den On-Demand-Bereich. So erhielt etwa das estnische Startup Bolt erst diese Woche 713 Millionen Dollar, um in das On-Demand-Lebensmittelgeschäft einsteigen zu können. Bolt ist als Uber-Konkurrent gestartet, also eigentlich eine Taxi-Alternative.

Doordash gibt es seit acht Jahren in den USA. Das Unternehmen ist im vergangenen Dezember an die Börse gegangen und wird aktuell mit rund 59 Milliarden Dollar bewertet. Gorillas konnte sich bislang eines untadeligen Rufs bei Risikokapitalgebern erfreuen. So hatte Gorillas als schnellst wachsendes europäisches Technologieunternehmen nur neun Monate nach dem Start bereits Einhornstatus erreicht.

Der vermeidbare Abstieg des Einhorns namens Gorillas

Dann kam es im Mai 2021 zunächst zu einem Datenskandal. Sicherheitsexperten hatten dem Unternehmen eklatante Mängel in ihrer Betriebssoftware nachgewiesen. Rund 200.000 Kunden- und Fahrerdatensätze konnten die Forscher umstandslos aus den Gorillas-Systemen auslesen. Das Forscherkollektiv, das sich selbst Zerforschung nennt, hatte dann an Risikokapitalgeber appelliert, bei ihren Kapitalentscheidungen die Softwaresicherheit zu einem wichtigen Kriterium zu machen.

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Im Juni dann war es zum Bruch mit einem beachtlichen Teil der Mitarbeitenden gekommen. Die als ungerechtfertigt empfundene Kündigung eines Mitarbeiters hatten dessen Kolleginnen und Kollegen nicht hinnehmen wollen. Mit einer Sitzblockade und einem Ultimatum sollte die Wiedereinstellung des Mitarbeiters erzwungen werden. Dabei war die Kündigung wohl nur der letzte Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Eine Gruppe namens „Gorillas Workers Collective“, die mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zusammenarbeitet, hatte der Unternehmensführung schon seit Längerem ausbeuterisches Verhalten vorgeworfen. Auch würde die Bildung von Betriebsräten, auf die die Mitarbeitenden aufgrund der Größe des Unternehmens einen Anspruch haben, gezielt blockiert. Anstatt sich um Deeskalation zu bemühen, blieb die Gorillas-Geschäftsführung unter Kağan Sümer hart. Das befeuerte den Konflikt immer weiter. In der Folge kamen weitere Beschwerdegründe hinzu. Gehälter würden teils verspätet gezahlt, Überstunden nicht sauber abgerechnet. Die Rucksäcke seien zu schwer, die Schutzkleidung bei Regen nicht dicht genug. Zudem würden nicht alle Mitarbeitenden mit den nötigen Hilfsmitteln ausgestattet.

Seither war es immer wieder zu Arbeitsniederlegungen gekommen, sogar das Ordnungsamt Berlin musste sich einschalten, weil Gorillas durch die Einrichtung eins Logistikzentrums auf einem Gehweg versucht hatte, die Sitzblockaden seiner Mitarbeitenden zu umgehen. Anfang dieser Woche hatte sich dann der Berliner Senat eingeschaltet und ein Bußgeldverfahren wegen mehrfacher Verletzungen des Arbeitsschutzgesetzes gegen das Unternehmen eingeleitet.

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Gorillas ficht das alles nicht an. Das Unternehmen besteht darauf, zu betonen, es pflege eine Kultur der Integration, der Mitarbeiterzugewandtheit und des Dialogs.

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