Alles auf ARM? Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, will Nvidia eigene PC-SoC (System on a Chip) auf Basis von ARM planen, die frühestens ab 2025 auf den Markt kommen könnte. Auch AMD erwäge die Entwicklung von ARM-CPU. AMD ist derweil schon ziemlich erfolgreich mit der Entwicklung von X86-Prozessoren.
Windows-on-ARM: Qualcomms Exklusiv-Deal mit Microsoft läuft bald aus
Wie Reuters von zwei mit der Angelegenheit vertrauten Personen erfahren haben will, arbeiten Nvidia und auch AMD an CPU, die für Microsofts Windows-on-ARM konzipiert sind.
Derzeit ist Qualcomm das einzige Unternehmen, das entsprechende Prozessoren für Windows-Rechner anbietet: Der Chipentwickler besitzt einen exklusiven Lizenzvertrag mit Microsoft, der 2024 auslaufen soll. Mit dem Ende der Exklusivität scheinen sich weitere Anbieter um Chips für Windows-on-ARM-Rechner zu bemühen.
Laut Reuters‘ Quellen gehört der neue Vorstoß zum Bemühen von Microsoft, Chipschmieden bei der Entwicklung von ARM-Prozessoren für Windows-PCs zu unterstützen. Microsofts Ambitionen, PCs auf Basis des ARM-Befehlssatzes zu entwickeln, sind nicht neu – die letzten Pläne für Windows-on-ARM gehen bis 2016 zurück. Bislang haben das Projekt aber weder Microsoft noch Qualcomm mit voller Energie verfolgt.
Windows-on-ARM: Apple als Treiber?
Die neuen Bemühungen von Nvidia, AMD und auch Qualcomm, die im Laufe des Oktobers einen neuen, hochperformanten ARM-Chip vorstellen wollen, könnten der PC-Branche neues Leben einhauchen, die lange Jahre von Intels x86-Architektur dominiert wurde. Die Branche wurde vor allem durch Apples Wechsel von Intel- zu eigenen ARM-Chips durchgerüttelt. Denn die Macs und Macbooks mit Apples eigenen Prozessoren der M-Reihe liefern eine ausgezeichnete Performance bei vergleichsweise geringem Energieverbrauch, begleitet von dedizierten KI-Chips.
Für Microsofts Pläne, verstärkt auf KI in Windows zu setzen, dürften ARM-SoC eine sinnvolle Lösung sein, auch wenn Intel versucht, seinen Chips ebenso KI-Rechenpower zu verpassen.
Für Microsoft geht es bei der Rekrutierung von Nvidia und AMD aber offenbar nicht nur darum, Windows-on-ARM einen Schub zu verpassen, sondern auch darum, nicht die gleichen Fehler wie in den 1990ern zu machen, wie Jay Goldberg, Geschäftsführer von D2D Advisory, einer Finanz- und Strategieberatungsfirma, gegenüber Reuters sagt: „Microsoft hat aus den 90er Jahren gelernt, dass sie nicht wieder von Intel abhängig sein wollen, sie wollen nicht von einem einzigen Anbieter abhängig sein.“ „Wenn ARM im PC-Bereich wirklich durchstarten würde, würden sie Qualcomm niemals den alleinigen Lieferanten sein lassen“, so Goldberg weiter.
Nvidia hat Erfahrungen mit ARM-Chips – AMD auch ein wenig
Weder für Nvidia noch für AMD ist die Entwicklung von ARM-Chips vollkommen neu: So bietet Nvidia mit Grace-Hopper bereits mehrere Produkte mit ARM-CPU für HPC an. Mit den bis etwa 2015 angebotenen Tegra-Chips für Smartphones und Tablets hatte der Hersteller jedoch keinen großen Erfolg. Seitdem hat der Hersteller aber mit seinen HPC-Lösungen und Grafikkarten allerhand Erfahrung sammeln können.
Auch AMD hatte einst versucht, mit ARM-Chips erfolgreich zu werden, was aber nicht von Erfolg gekrönt war. Die x86-Prozessoren des Unternehmens laufen derweil teils Intels Lösungen den Rang ab. Dennoch sagte AMD immer wieder, die Ambitionen im ARM-Bereich nicht vollkommen eingestellt zu haben. Zuletzt übernahm AMD 2020 den Hersteller von FPGA-Chips (Field Programmable Gate Arrays) Xilinx, mit denen das Unternehmen sich ARM-Expertise eingekauft hat.
Windows-on-ARM: Es bedarf mehr als nur schneller Chips
Um Windows-on-ARM tatsächlich erfolgreich zu machen und Intels x86-Architektur gleichwertig ergänzen oder ersetzen zu können, ist allerhand Entwicklungsaufwand seitens Microsoft vonnöten. Denn die Windows-on-ARM-Plattform ist in puncto Funktionsumfang und App-Unterstützung weit weniger breit aufgestellt als die x86-Version, die auf Hunderten Millionen PCs installiert ist. Selbst einige Systemanwendungen liegen bei Windows-on-ARM noch nicht in nativer Form vor und müssen emuliert werden.
Der Konzern versucht schon seit Jahren, Entwickler:innen auf Windows-on-ARM einzustimmen, und bietet mit Volterra sogar ein Entwicklungs-Kit an. Ähnlich ging auch Apple 2020 vor: Damals bot der Konzern Entwickler:innen ein Transition-Kit an. Damit wollte der Konzern den Wechsel von x86 auf die eigenen ARM-Chip beschleunigen. Apple war mit dieser Strategie erfolgreich.