Knapp zwölf Milliarden Dollar hat Rivian bei seinem Börsengang am Mittwoch erlöst – Rekord für das laufende Jahr 2021. Und der Aktienkurs ist seitdem noch weiter stark angestiegen. Nachdem der Ausgabepreis bei 78 Dollar pro Aktie gelegen hatte, müssen Investor:innen jetzt schon über 128 Dollar für ein Rivian-Papier hinlegen. Die Marktkapitalisierung stieg von knapp 77 auf über 125 Milliarden Dollar. Rivian ist damit der zweitwertvollste Autobauer der USA hinter Tesla.
Rivian: Nach Tesla zweitwertvollster US-Autobauer
Tesla hatte erst kürzlich die Schallmauer von einer Billion Dollar durchbrochen, wenn es um die Marktkapitalisierung geht. Die Bewertung kam allerdings – anders als es jetzt bei Rivian den Anschein hat – nicht über Nacht. Zum Vergleich: 100 Milliarden Dollar war Tesla Anfang 2020 wert – als Elon Musks Konzern nach fast einem Jahrzehnt am Markt schon rund 900.000 Fahrzeuge verkauft hatte.
Kein Wunder also, dass nicht nur Marktbeobachter:innen ob der übertrieben hoch wirkenden Bewertung ratlos sind. Schließlich hat Rivian bisher noch keine nennenswerten Umsätze gemacht und steckt tief in den roten Zahlen. Was die Hoffnungen befeuert, ist derweil der Megavertrag mit Amazon, nach dem Rivian 100.000 E-Vans bis 2030 liefern soll. Außerdem hat der US-Elektroautoentwickler nach eigenen Angaben schon über 55.000 Vorbestellungen für seine ersten E-Autos, den E-SUV R1S und den Pickup-Truck R1T eingesammelt.
Tesla-Chef Musk ließ es sich derweil nicht nehmen, noch einmal darauf hinzuweisen, dass das Erreichen der Gewinnzone und der Aufbau einer großen Produktion der „wahre Test“ für den künftigen Rivalen seien. In der Geschichte der USA habe es schon Hunderte Auto-Startups gegeben, aber bisher sei es nur Tesla gelungen, schwarze Zahlen zu schreiben und Autos in nennenswerter Menge zu produzieren.
Produktion und Lieferkette als Herausforderungen
Es ist nicht das erste Mal, dass Musk gegen Rivian ätzt, wie CNBC berichtet. Im Oktober hatte Musk erklärt, dass Prototypen „trivial“ seien. Die Herausforderung sei es, die Produktion hochzufahren und die Lieferkette in den Griff zu bekommen. Musk selbst hatte vor einigen Jahren von einer „Produktionshölle“ gesprochen, als es um das Hochfahren der Model-3-Produktion ging.
Was ebenfalls zu Musks schlechter Stimmung in puncto Rivian beitragen dürfte: Tesla wirft Rivian vor, Mitarbeiter:innen abzuwerben und Betriebsgeheimnisse zu stehlen. Im Oktober erneuerte Tesla die Vorwürfe. Rivian habe „hochgradig geschützte“ Batteriegeheimnisse gestohlen. Im Sommer habe man Abtrünnige auf frischer Tat ertappt. Rivian bestreitet die Vorwürfe. Noch steht ein Urteil in der Sache aus.