Im April, auf dem Höhepunkt des Hypes bei den Kryptowährungen, hatte der Börsengang der Kryptobörse Coinbase eine wahre Euphorie ausgelöst. Jetzt strebt mit der Trading-App Robinhood ein Fintech an die Börse, das bei jungen Trader:innen beliebt ist. In den vergangenen Monaten war die US-Firma wegen der von Kleinanleger:innen ausgelösten Turbulenzen bei Börsenwerten wie der Gamestop-Aktie oder dem Kurs der Kryptowährung Dogecoin auch hierzulande in die Schlagzeilen geraten. Der geplante Börsengang könnte Robinhood mit bis zu 35 Milliarden Dollar bewerten.
Trading-App: Wert mit Börsengang verdreifacht
Damit wäre die Trading-App auf einen Schlag etwa dreimal soviel wert wie bei der letzten regulären Finanzierungsrunde im September, als Robinhood auf eine Bewertung von 11,7 Milliarden Dollar kam, wie das Handelsblatt schreibt. Bei der Neuemission sollen insgesamt 55 Millionen Aktien an Investor:innen verkauft werden. Die Preisspanne liegt laut Robinhood bei 38 bis 42 Dollar. Damit könnte Robinhood bis zu 2,3 Milliarden Dollar einsammeln. Der IPO wäre damit der fünftgrößte Börsengang dieses Jahres.
Für Robinhood spricht, dass die Trading-App während der Corona-Pandemie Umsätze und Nutzerzahlen stark steigern konnte. Im ersten Quartal zählt Robinhood 17,7 Millionen monatlich aktive Nutzer – nach knapp neun Millionen ein Jahr zuvor. Aktuell sollen es nach einer Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC schon 22,5 Millionen Nutzer sein. Der Umsatz kletterte laut vorläufigen Zahlen im abgelaufenen zweiten Quartal um 129 Prozent auf 574 Millionen Dollar. Allerdings wird auch ein fast so hoher Verlust (537 Millionen Dollar) erwartet. Im Vorjahresquartal schrieb Robinhood noch schwarze Zahlen. Aktuell sorgt die Krise an den Kryptomärkten für einen Rückgang bei den Handelsumsätzen.
Robinhood noch im Visier von Untersuchungen
Darüber hinaus machen der Trading-App noch verschiedene laufende Untersuchungen wegen möglicher Verstöße zu schaffen – involviert sind etwa die Börsenaufsicht SEC sowie die Finanzaufsicht in New York. Erst Ende Juni hatte Robinhood im Rahmen eines Vergleichs mit der US-Finanzaufsicht Finra 70 Millionen Dollar zahlen müssen. Dabei habe es sich, so die Finra, um die höchste Zahlung der Geschichte der Behörde gehandelt.
Ein tragischer Fall sticht besonders hervor: Im Juni 2020 hatte sich ein 20-jährigen Nutzer das Leben genommen, weil er geglaubt hatte, Verluste in der Höhe von 750.000 Dollar erlitten zu haben. Der angebliche Verlust war aber fälschlicherweise angezeigt worden. Die Eltern des Mannes haben Robinhood verklagt. Starinvestor Warren Buffett hatte der 2013 gegründeten App vorgeworfen, junge unerfahrene Menschen anzuziehen, die vor allem auf kurzfristige Kursgewinne aus seien. Für sie sei der Aktienmarkt wie ein Casinobesuch.