Ein Börsenstart kann bei der US-Börsenaufsicht öffentlich oder nicht-öffentlich angemeldet werden. Robinhood wählte den zweiten Weg. Bloomberg bekam den Schachzug jedoch mit und berichtete. Jetzt bestätigte das Robinhood den Vorgang. Insider behaupten, der Börsengang könnte noch im zweiten Quartal dieses Jahres stattfinden. Das Unternehmen verkauft die Trading-Bewegungen seiner Nutzer an Großinvestoren und kann so kommissionsfreien Aktienhandel anbieten. Der Broker war durch dieses Geschäftsmodell in den letzten Monaten vermehrt in die Schlagzeilen geraten.
Außer dem Namen ist nichts demokratisch
US-Medien berichten im Zusammenhang mit Robinhood immer wieder von „democratized finance“. Damit spielen sie auf die Aussage der Gründer an, die Marke sei auf der Mission, „Finanzen für alle zu demokratisieren“. Gemeint ist damit der leichte und kostenlose Zugang zum Wertpapierhandel für jedermann. Die Nutzer stellen dabei nicht die Kunden des Unternehmens, sondern sogenannte Marktmacher. Der größte Kunde heißt Citadel und steht mit einem Asset-Volumen von 34 Milliarden US-Dollar an neunter Stelle der weltgrößten Hedgefonds. Robinhood kassiert Provisionen für das Weiterreichen der Nutzer-Orders an Banken und andere Broker. Das bringt das Unternehmen in Interessenskonflikte – etwa im Fall der Spekulationen über die Videospiele-Handelskette Gamestop.
Gamestop-Skandal zeigte Verflechtungen
Große Hedgefonds hatten die Aktie „geshortet“, also auf fallende Kurse gewettet, als sich Kleinaktionäre in großer Zahl zusammentaten, um die Aktie zu kaufen. Der Kurs explodierte. Robinhood begrenzte daraufhin den Handel mit diesem und anderen Papieren, die auf der Plattform Reddit besprochen wurden. Reddit-Nutzer beschuldigten Citadel, Druck auf die Trading-Plattform ausgeübt zu haben, um noch höhere Verluste aus den Leerverkäufen zu vermeiden. Citadel rettete anschließend den Fonds Marvin Capital, der nach dem Shorten der Gamestop-Aktie um 30 Prozent eingebrochen war. Die Vorgänge riefen Regulierungsbehörden und Politiker auf den Plan, eine Klage spricht von Korruption. Zuletzt wurde bekannt, dass Robinhood den Handel mit Bitcoins begrenzt. Das Unternehmen beschäftigt nun Hardliner aus dem republikanischen Lager für seine Lobbyarbeit.
Börsenstart überfällig
Schon seit vielen Monaten wird der Trader als heißer IPO-Kandidat gehandelt. Im August lief die Finanzierungsrunde der Series G. Beobachter schätzen die Gesamteinnahmen über solche Runden auf insgesamt 1,7 Milliarden Dollar. Auch die Nutzerbasis von 13 Millionen Nutzern stimmt; die App genießt speziell in den USA eine hohe Popularität. Das Unternehmen verwaltet nach eigener Aussage Einlagen im Wert von 20 Milliarden Dollar.