Nach Sexismusskandal: Activision Blizzard findet, Activision Blizzard hat alles richtig gemacht

Mehrere Klagen von ehemaligen Mitarbeiterinnen wegen sexueller Belästigung, dazu eine Klage der zuständigen Behörde für Arbeitnehmerrechte DFEH und eine Untersuchung durch die amerikanische Börsenaufsicht: Seit etwa einem Jahr häufen sich die Vorwürfe gegen „World of Warcraft“-Produzent Activision Blizzard. Jetzt hat das Unternehmen die Ergebnisse einer internen Untersuchung bei der Börsenaufsicht eingereicht.
Belästigung bei Activision Blizzard: Hat das Unternehmen Vorfälle ignoriert oder heruntergespielt?
Im Sexismusskandal bei Activison Blizzard gibt es zwei Schwerpunkte, mit denen sich unterschiedliche Parteien beschäftigen.
Das DFEH und die Einzelklagen ehemaliger Mitarbeiterinnen gehen vor allem auf konkrete Fälle ein, bei denen weibliche Beschäftigte sexuell belästigt, diskriminiert und erniedrigt worden seien. Dabei heißt es auch: Betroffene, die ihre Erfahrungen intern gemeldet hätten, seien damit nicht etwa auf ein offenes Ohr und Diskretion gestoßen, sondern hätten im schlimmsten Fall mit Vergeltungsmaßnahmen rechnen müssen. Die Börsenaufsicht untersucht dagegen, ob Activision Blizzard seine Investor:innen rechtzeitig über die Diskriminierungs- und Belästigungsfälle informiert hat. Aus der Sicht einiger Aktionär:innen war das nämlich nicht der Fall, sie werfen der ehemaligen Management-Riege fahrlässiges Handeln vor.
Mit den Ergebnissen einer internen Untersuchung scheint sich der Gaming-Produzent jetzt in einigen Punkten selbst freisprechen zu wollen. „Im Gegensatz zu vielen Anschuldigungen haben der Vorstand und seine externen Berater festgestellt, dass es keine Beweise gibt, die darauf hindeuten, dass leitende Angestellte von Activision Blizzard jemals absichtlich die Fälle von geschlechtsspezifischer Belästigung, die aufgetreten sind und gemeldet wurden, ignoriert oder versucht haben, sie herunterzuspielen“, heißt es im Dokument, das der Börsenaufsicht vorliegt und öffentlich einsehbar ist. Das DFEH spricht in seiner Anklageschrift unter anderem davon, das entsprechende Beweise in der Vergangenheit vernichtet worden sein sollen.
Sexismusskandal bei Activision Blizzard: Unternehmen bestreitet strukturelles Problem
Auch gebe es, anders als von den Anklagenden beschrieben, kein grundlegendes „Kulturproblem“ im Unternehmen: „Es gibt zwar einige belegte Fälle von geschlechtsspezifischer Belästigung, aber diese unglücklichen Umstände lassen nicht den Schluss zu, dass die Führungskräfte von Activision oder der Vorstand von geschlechtsspezifischer Belästigung wussten und diese tolerierten oder dass es jemals ein systematisches Problem mit Belästigung, Diskriminierung oder Vergeltungsmaßnahmen gab.“
Neben einer Aufzählung der Maßnahmen, mit denen der Konzern auf den Skandal reagiert hatte, beruft sich Activision Blizzard außerdem auf eine Einschätzung von Rechtsanwalt Gilbert Casellas. Auch Casellas, der von 1994 bis 1998 Vorsitzender der U.S. Equal Employment Opportunity Commission war, habe die Vorfälle untersucht und kein strukturelles Problem im Unternehmen gefunden.
Und während es im Dokument einerseits heißt, jeder Fall, in dem sich jemand bei Activision Blizzard erniedrigt fühle, sei einer zu viel, schreibt das Unternehmen andererseits: „Herr Casellas kam außerdem zu dem Schluss, dass das Ausmaß des Fehlverhaltens für ein Unternehmen der Größe von Activision Blizzard vergleichsweise gering ist, wenn man die Menge der Berichte betrachtet“.