Nach dem Börsengang im letzten Monat gibt es nun Neuigkeiten von dem Münchner Elektroauto-Startup. In einer Frage-und-Antwort-Runde stellten sich Verantwortliche des Unternehmens den Fragen der Community. Sie verrieten, dass der Börsengang zwar gut lief, aber für die Serienproduktion mehr als doppelt so viel Geld nötig sei. Auch über die Querelen bei dem anvisierten Auftragsfertiger NEVS konnte die Leitung etwas erzählen.
200 Millionen Euro fehlen
Die Pleite des jungen Unternehmens konnte der Börsengang zunächst abwenden. Es ist der zweite Beinahe-Untergang der Organisation – davor hatte eine 50-Millionen-Euro-Kampagne über Crowd-Funding das Konstrukt gerettet. Im Börsenprospekt steht, für die Serienfertigung des Minivans Sion brauche man mehr als 350 Millionen Euro. Der Börsengang schaufelte 156 in die Kassen, damit fehlen noch rund 200 Millionen Euro. Das bestätigte das Unternehmen in der Fragerunde und betonte, die Börsennotierung bringe mehr „Flexibilität“ mit, weiteres Kapital aufzunehmen. Hinzu kämen weitere Optionen wie Darlehen und Wandelanleihen. Sono Motors verzichtete zuletzt darauf, eine Zehn-Millionen-Euro-Wandelanleihe abzurufen. Der Börsengang habe bessere Konditionen versprochen.
NEVS im Umbruch, Sono noch an Bord
Mit Spannung erwarten Beobachter auch die Vorgänge rund um den Produktionspartner NEVS. Dem Vernehmen nach sucht der chinesische Eigentümer Evergrande nach einem Käufer für den Saab-Nachfolger. Das Immobilienunternehmen war durch eine Preisblase ins Schleudern gekommen und soll auf einem Schuldenberg mit neun Nullen sitzen. Selbst der Bitcoin-Kurs sei durch eine drohende Evergrande-Pleite ins Trudeln geraten, liest man. Sono Motors betont, die Umstrukturierung von NEVS ändere die Pläne nicht. Die Vorbereitung der Produktionsanlagen auf die Vorserienproduktion 2022 und die Serienproduktion des Sion im Frühjahr 2023 laufen weiterhin. Als Plan B habe man verschiedene Möglichkeiten, bei anderen Auftragsherstellern fertigen zu lassen. Sion-Manager wollen bereits mit hochrangigen Vertretern darüber gesprochen haben. Beobachter vermuten, es handele sich um Magna Steyr. Das kanadisch-österreichische Unternehmen fertigt unter anderem Fahrzeuge für Jaguar und entwickelt mit Sony das Elektroauto Vision S.
Mit Solardach 4 Mal weniger Laden
Auch über das Auto und seine Solarstrom-Versorgung gab es Neues. So rechnete Sono Motors vor, dass man als Pendler einer 16-Kilometer-Strecke dank Solardach nur einmal laden müsse, während ein ähnlich ausgestattetes Elektroauto ohne eigene Stromversorgung vier Mal an die Ladesäule muss. Unter idealen Bedingungen lade der Sion über die Solarzellen 112 Kilometer pro Woche, in einer sonnigen Woche maximal 245 Kilometer.
Der Sion von Sono Motors hat übrigens nicht nur ein Solardach. Die gesamte Außenhaut mit Ausnahme der Glasflächen enthält Solarzellen und das ist nicht optional, sondern im Basispreis enthalten.