Anzeige
Anzeige
Briefing

Verführerisches Risiko: Förden Trading-Apps das Zocken?

Führen Gamification und Verfügbarkeit dazu, dass Nutze:innen von Neobrokern riskanter investieren? Forscher haben die langfristigen Auswirkungen der Trading-App-Nutzung untersucht.

3 Min.
Artikel merken
Anzeige
Anzeige

Neobroker sind beliebt - aber fördern sie auch das Zocken? (Foto: Shutterstock)

Neobroker-Apps wie Trade Republic, Robinhood oder Scalable Capital sind beliebt. Sie erlauben – momentan noch oft zum Nulltarif – den schnellen Einstieg in den Aktienmarkt. Das zeigte sich vor allem während der Corona-Pandemie, als viele Menschen zu Hause auf der Couch die Dienste der Neobroker entdeckten und so plötzlich ein Faktor an den Aktienmärkten wurden. Höhepunkt war der Memestock-Hype, als Kleinanleger:innen unter anderem der Gamestop-Aktie zu massiven Kursgewinnen verhalfen, nachdem sie sich zuvor in einem Reddit-Forum zum Aktienkauf verabredet hatten.

Anzeige
Anzeige

Doch das brachte den Trading-Apps auch Kritik ein – vor allem die Gamification-Elemente, die den Handel attraktiver gestalten sollen, sind vielen suspekt. Durch deren Einsatz bekommt das Investieren und Spekulieren für viele Nutzer:innen einen spielerischen Charakter – was vor allem Börsen-Neulinge zum Zocken verleiten könnte.  Ob die Trading-Apps langfristig tatsächlich zu schlechten Entscheidungen führen, haben Forscher:innen der Hochschule München und der Universität Trier sich genauer angeschaut.

Studie: Verleiten Trading-Apps zum Zocken?

Ihre Studie zeigt, dass Neobroker tatsächlich neue Zielgruppen erreichen. Sie bestätigt aber auch die Vermutung, dass die Anleger:innen dort risikobereiter sind, wenn sie in Aktien, ETFs oder Kryptowährungen investieren.

Anzeige
Anzeige

Für die Studie nahmen über 500 Menschen an zwei repräsentativen Umfragen teil, darunter sowohl aktuelle Nutzer von Neobroker-Apps als auch Personen, die planen, in Zukunft am Aktienmarkt zu investieren. Die Forscher:innen wollten vor allem herausfinden, ob und wie die Nutzung von Trading-Apps das Verhalten von Anleger:innen verändert, insbesondere im Hinblick auf Risikobereitschaft, Handelsfrequenz und finanzielle Bildung.

Das Ergebnis: Neobroker-Apps erschließen neue Zielgruppen für den Aktienmarkt, denn sie sprechen tatsächlich vor allem Jüngere und Menschen an, die bisher nicht am Aktienmarkt aktiv waren. 57 Prozent der Nutzer:innen waren vor ihrer Registrierung keine aktiven Anleger:innen. Die Nutzer:innen sind auch etwas jünger (Altersdurchschnitt: rund 41 Jahre) als allgemeinen Anleger:innen (Altersdurchschnitt: rund 51 Jahre). Sie gehören also oft zur Generation der Millennials und Generation Z.

Anzeige
Anzeige

Allerdings zeigt die Studie auch: Die Neobroker-Apps erhöhen die Risikobereitschaft. Denn tatsächlich investieren Nutzer:innen dort regelmäßig in risikoreiche Finanzprodukte wie Derivate, Optionen oder Kryptowährungen. Dabei schätzen sie diese Finanzprodukte auch als weniger riskant ein als klassische Anleger:innen.

Laut den Forscher:innen ist die Risikobereitschaft der Neobroker-Nutzer:innen zudem höher als bei traditionellen Anleger:innen. Rund die Hälfte (52  Prozent) der Neobroker-Nutzer:innen investiert demnach, um einen „Thrill“ zu erleben, bei den traditionellen motiviert das nur etwa ein Drittel der Investoren (32 Prozent).

Anzeige
Anzeige

Die Nutzung der Trading-Apps senkt offenbar auch die Hemmschwellen für häufiges Handeln. App-Nutzer:innen führen im Durchschnitt vier Transaktionen pro Monat durch, während traditionelle Anleger nur ein bis zwei Transaktionen pro Monat tätigen. Allerdings steigt die Handelsfrequenz über die Zeit hinweg nicht signifikant an, wie die Forscher:innen feststellen.

Dabei scheint ihr Erfolg erst einmal für die App-Nutzer:innen zu sprechen: Denn die Neobroker-Kund:innen erzielten durchschnittlich 11,4 Prozent Rendite im Jahr, während traditionelle Anleger:innen rund 6,2 Prozent schaffen. Männer erzielen hier zudem im Durchschnitt höhere Renditen als Frauen.

Das Finanzwissen steigt – auf geringem Niveau

Die Nutzung der Trading-Apps verbessert langfristig das Wissen über Finanzmärkte. Nach mindestens einem Jahr der Nutzung berichteten ein Großteil der Nutzer:innen, dass sie ein besseres Verständnis für grundlegende Finanzkonzepte wie Diversifikation oder das Risiko/Rendite-Verhältnis entwickelt haben. Neobroker-Nutzer:innen informieren sich jedoch häufiger als traditionelle Anleger:innen in sozialen Medien oder nutzen die von Brokern bereitgestellten Informationen.

Anzeige
Anzeige

Nicht so gut Bescheid wissen die App-Nutzer:innen allerdings über die versteckten Kosten der Neobroker. Nur sieben Prozent der Neobroker-Nutzer:innen weiß, wie das Geschäftsmodell von Trading-Apps funktioniert.

Vor allem die  Mechanik des sogenannten Payment-for-Order-Flow (PFOF) ist vielen nicht bewusst. Dabei erhalten Neobroker eine Art  Rückvergütungen von Handelspartnern für die Ausführung von Kundenaufträgen, anstatt Gebühren direkt von den Nutzer:innen zu erheben. Viele Nutzer:innen glauben daher, das Handeln über Neobroker sei „kostenlos“, da die Plattformen oft sehr niedrige oder gar keine Transaktionsgebühren verlangen..

Die Europäische Union hat dem PFOF allerdings schon einen Riegel vorgeschoben, die Neobroker bauen daher gerade bereits ihre Geschäftsmodelle um. Scalable Capital plant etwa eine eigene Depotführung hat eine eigene Handelsplattform, die „European Investor Exchange“ (EIX), gelauncht. Trade Republic wird dank der neuen Vollbank-Lizenz wohl die eigenen Bankdienstleistungen weiter ausbauen.

Fast fertig!

Bitte klicke auf den Link in der Bestätigungsmail, um deine Anmeldung abzuschließen.

Du willst noch weitere Infos zum Newsletter? Jetzt mehr erfahren

Anzeige
Anzeige
Kommentare

Community-Richtlinien

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus!
Hallo und herzlich willkommen bei t3n!

Bitte schalte deinen Adblocker für t3n.de aus, um diesen Artikel zu lesen.

Wir sind ein unabhängiger Publisher mit einem Team von mehr als 75 fantastischen Menschen, aber ohne riesigen Konzern im Rücken. Banner und ähnliche Werbemittel sind für unsere Finanzierung sehr wichtig.

Schon jetzt und im Namen der gesamten t3n-Crew: vielen Dank für deine Unterstützung! 🙌

Deine t3n-Crew

Anleitung zur Deaktivierung
Artikel merken

Bitte melde dich an, um diesen Artikel in deiner persönlichen Merkliste auf t3n zu speichern.

Jetzt registrieren und merken

Du hast schon einen t3n-Account? Hier anmelden

oder
Auf Mastodon teilen

Gib die URL deiner Mastodon-Instanz ein, um den Artikel zu teilen.

Community-Richtlinien

Wir freuen uns über kontroverse Diskussionen, die gerne auch mal hitzig geführt werden dürfen. Beleidigende, grob anstößige, rassistische und strafrechtlich relevante Äußerungen und Beiträge tolerieren wir nicht. Bitte achte darauf, dass du keine Texte veröffentlichst, für die du keine ausdrückliche Erlaubnis des Urhebers hast. Ebenfalls nicht erlaubt ist der Missbrauch der Webangebote unter t3n.de als Werbeplattform. Die Nennung von Produktnamen, Herstellern, Dienstleistern und Websites ist nur dann zulässig, wenn damit nicht vorrangig der Zweck der Werbung verfolgt wird. Wir behalten uns vor, Beiträge, die diese Regeln verletzen, zu löschen und Accounts zeitweilig oder auf Dauer zu sperren.

Trotz all dieser notwendigen Regeln: Diskutiere kontrovers, sage anderen deine Meinung, trage mit weiterführenden Informationen zum Wissensaustausch bei, aber bleibe dabei fair und respektiere die Meinung anderer. Wir wünschen Dir viel Spaß mit den Webangeboten von t3n und freuen uns auf spannende Beiträge.

Dein t3n-Team

Kommentar abgeben

Melde dich an, um Kommentare schreiben und mit anderen Leser:innen und unseren Autor:innen diskutieren zu können.

Anmelden und kommentieren

Du hast noch keinen t3n-Account? Hier registrieren

Anzeige
Anzeige