Nur 28 neue Twitter-Blue-Abos – jetzt verleiht Musk auch Toten Häkchen und riskiert Klagen
Am 20. April 2023, der in den USA als Kiffertag gefeiert wird, schickte Elon Musk nicht nur die bisher größte Rakete der Welt in Richtung All. Musk ließ an diesem Tag auch jene blauen Häkchen bei Twitter entfernen, die bisher die Authentizität der entsprechenden Konten bescheinigten.
Blaue Haken (fast) nur noch gegen Gebühr
Jetzt werden blaue Häkchen bei Konten vornehmlich privater Nutzer:innen angezeigt, wenn sie eine Abogebühr bezahlen. Diese beträgt hierzulande zwischen acht und zehn Euro pro Monat.
Das sogenannte Twitter-Blue-Abo hat neben den Häkchen weitere Vorteile, etwa dass Abonnent:innen längere Tweets und Videos absetzen können und ihre Tweets höher gerankt und weiter verbreitet werden. Außerdem können sie die Beiträge nachträglich bearbeiten und exklusive Formatierungen vornehmen.
Interesse an Twitter Blue wohl überschaubar
Das alles scheint aber bisher kaum zusätzliches Interesse bei Twitter-Nutzer:innen hervorzurufen, den verlorenen Haken durch einen kostenpflichtigen zu ersetzen. Innerhalb der ersten beiden Tage nach dem Entfernen der Häkchen soll es gerade einmal 28 neue Abos gegeben haben.
Das zumindest zeigen Analysen des unabhängigen Forschers Travis Brown, die von NBC-Reporter Ben Collins weiterverbreitet worden waren. Demnach habe es bis zum 20. April rund 407.000 blaue Häkchen gegeben. Darunter waren 19.469 Twitter-Blue-Abonnent:innen.
Einen Tag später zählte Brown 19.497 blaue Häkchen – ein Zuwachs um 28 Konten. Recherchen von Similarweb allerdings zeigen, dass Twitter pro Tag immerhin einige Tausend Twitter-Blue-Abos abschließen könnte. Die Zahl der täglich deaktivierten Twitter-Konten beläuft sich aber auf einige Zehntausend.
Twitter: Haken bleibt nach Kündigung dran
Zudem melden Nutzer:innen, dass sie nach der Kündigung ihre Twitter-Blue-Abos den blauen Haken einfach behalten haben. Auch hier, so Beobachter:innen, zeige sich das Chaos in der Twitter-Zentrale, nachdem der Großteil der Angestellten gefeuert worden sei.
Um das Interesse an Twitter-Blue weiter anzufeuern, griff Musk in den vergangenen Tagen zu öffentlichkeitswirksamen Mitteln, die nicht nur den Unmut der Betroffenen, sondern vielleicht auch Klagen nach sich ziehen könnten.
Twitter Blue für Promis gratis – und ungewollt
So hatte Musk zunächst dem Horrorromanautor Stephen King, Basketballer Lebron James und William „Captain Kirk“ Shattner blaue Häkchen verliehen – offenbar, indem er ihnen die fällige Abogebühr erließ. King wies eigens darauf hin, dass er – anders als damit suggeriert werde – weder das Abo abgeschlossen noch seine Telefonnummer hinterlegt habe.
Anschließend ging Musk wohl noch einen Schritt weiter, indem er allen Twitter-Nutzer:innen mit über einer Million Follower:innen den Twitter-Blues-Status verliehen hat – auch Toten. Denn auch die Accounts von Michael Jackson, Chadwick Boseman, Kirstie Alley oder Kobe Bryant erhielten den blauen Haken (zurück).
Blauer Haken für Tote: Täuschung durch Twitter?
Weil der Twitter-Blue-Haken aber suggeriert, dass hier jemand ein Abo abgeschlossen und die Telefonnummer hinterlegt hat – was Tote nicht können, könnte man das als bewusste Täuschung ansehen. Und das ist in den USA strafbar, wenn es von einem Unternehmen gemacht wird, um etwa Abozahlen zu pushen.
Darüber hinaus scheint Musk auch besonders jenen gerne einen blauen Haken zu verleihen, die sich kritisch damit auseinandergesetzt haben. In Deutschland etwa hat der Twitter-Account Volksverpetzer mit rund 350.000 Follower:innen ein blaues Häkchen. Dort vermutet man einen Zusammenhang mit einem kritischen Artikel zur Nutzung von Twitter Blue.
Musk trollt Anti-Twitter-Blue-Gemeinde
Zudem haben offensichtlich Accounts ein blaues Häkchen erhalten, auf denen angekündigt wurde, jetzt alle zu blocken, die ein blaues Häkchen haben. Weiterer Trollversuch von Elon Musk? Musk dazu: „Was, ich ein Troll?“ – garniert mit einem Lachsmiley.
Ja gut. Was soll man dazu noch sagen.
Soll er den Haken doch schenken, wem er will. Wenn er jedem über 1 Millionen Follower den Haken zurückschenkt, dann ist es doch irrsinnig zu sagen, weil auch ein paar Tote darunter sein können, dass man ihn hierfür nun anzeigen könnte.
Zu viel Aufregung um nichts. Dass Twitter vorher kostenlos verifiziert hat, das war schließlich auch nicht die sinnvollste Entscheidung aller Zeiten. Und von den Twitter-kritischen Medien sind nahezu alle immer noch auf Twitter unterwegs. Dort hat man halt die Reichweite. Aber egal, was Musk macht, auch wenn er sie jetzt vielen zurückgeschenkt hat, immer ist er der Buhmann… man darf und sollte ihn kritisch sehen, aber das ist doch Schwachsinn.
Ist eigentlich niemandem aufgefallen, dass die Twitter-Suche ohne Login seit dem 20.04. gar nicht mehr nutzbar ist? Es scheint zumindest nirgendwo jemand darüber zu schreiben.