
Wie viele Unternehmen aus diversen Branchen hat Vanmoof mit hohen Kosten und massiven Lieferengpässen zu kämpfen. Beim Amsterdamer E-Bike-Unternehmen ist die Lage laut dem niederländischen Finanzmagazin Financieele Dagblad (FD) (Paywall) aber so brenzlig, dass Vanmoof seine Lieferanten um einen Zahlungsaufschub gebeten hatte.
Vanmoof ist zwar nicht der einzige Fahrradhersteller mit finanziellen Problemen – auch die Giant Group musste im Dezember um einen Zahlungsaufschub bitten. Für Vanmoof scheint die Situation jedoch viel dringlicher zu sein als für Giant, heißt es.
Im Jahresbericht von Vanmoof für 2021, der Ende letzten Jahres eingereicht wurde, heißt es, dass das Unternehmen dringend Kapital aufnehmen müsse. Ohne eine schnelle Finanzspritze könne das Unternehmen nicht garantieren, „dass es seine Aktivitäten über das erste Quartal 2023 hinaus fortsetzen kann“.
Weiter heißt es im Bericht, dass der E-Bike-Hersteller mit Investoren und Lieferanten über eine Zahlung zwischen 10 und 40 Millionen Euro verhandelte. Einige bestehende Investoren haben sich der Zeitung zufolge an einer neuen Kapitalspritze beteiligt. Dazu gehören die in London ansässigen Investmentfirmen Balderton und Hillhouse aus China.
Vanmoofs Strategie, mit erschwinglichen und markant designten E-Bikes den traditionellen Markt zu erobern, scheint jedoch schwieriger zu sein als angenommen. Zwar beschreibt sich das Unternehmen als das am stärksten finanzierte E-Bike-Unternehmen der Welt – allein 2021 hatte Vanmoof 128 Millionen US-Dollar eingesammelt –, doch die laufenden Kosten sind offenbar immens.
Unter anderem habe der Hersteller mit Qualitätsproblemen der E-Bikes zu kämpfen: Nach Angaben von FD beliefen sich die Kosten für die Reparatur oder den Austausch von Vanmoofs E-Bikes im Rahmen der Garantie allein im Jahr 2021 auf beachtliche acht Millionen Euro.
Weiter heißt es im FD-Bericht, dass Vanmoof in 2021 einen Umsatz von 83 Millionen Euro und einen Verlust von 78 Millionen Euro erwirtschaftete. Für zu hohe laufende Kosten sorgen eine große Anzahl von bis zu 900 Mitarbeitern. Ferner betreibt das Unternehmen mehrere Stores in Nordamerika, Europa und Asien.
Nachdem die 2020 eingeführten „Sorgenkinder“-Modelle Vanmoof S3 (Test) und X3 mit der Ankündigung des S5 und A5 ab April 2022 als Auslaufmodelle gelten, scheint der Hersteller die neuen Modelle nicht so schnell auf die Straße zu bekommen wie erhofft. Auch neun Monate nach Vorstellung der neuen E-Bike-Modelle schafft der Hersteller es nicht, sie zeitnah an den Kunden oder die Kundin zu bringen. Eine erste Probefahrt mit dem Vanmoof S5 deutete darauf hin, dass das neue E-Bike unter anderem beim Antrieb und der Schaltung besser als der Vorgänger ist.
Ursprünglich sollten die Räder im Juli auf den Markt kommen. Dann hieß es, der Marktstart erfolge im Oktober. Mittlerweile haben erste Kund:innen ihre bestellten S5 und A5 erhalten, die Lieferfristen sind derzeit aber immer noch extrem lang. Wer jetzt eines der neuen E-Bikes bestellt, erhält es frühestens im April oder Mai 2023.
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