Insider:innen sagen, die Verlängerung des Vertrages mit VW-Chef Herbert Diess im letzten Jahr sei ein Fehler gewesen. Die Eigentümerfamilien Piech und Porsche entzogen ihm den Posten, doch das kostet den Konzern nun Millionen. Bis zu seinem ursprünglichen Vertragsende im Oktober 2025 erhält Diess üppige Bezüge, die sich auf bis zu 30 Millionen Euro summieren können. Ein:e VW-Manager:in verriet Business Insider: „Wenn es weniger gut läuft, sind es 20 Millionen.“ Diess arbeitet parallel an der Eröffnung eines Hotels in Spanien.
Grundgehalt von 2,2, Millionen plus üppiger Boni
Großaktionär Niedersachsen und die IG Metall wollten Diess schon in 2021 loswerden. Stattdessen erhielt er eine Verlängerung seines Vertrags. Die gewähre ihm nun volle Bezüge für die nächsten drei Jahre, so das Wirtschaftsmagazin. Das Gros besteht dabei aus Bonuszahlungen, sein Grundgehalt soll bei 2,2 Millionen Euro liegen. 2021 erhielt er insgesamt 10,3 Millionen. Sollte es weiter gut bei VW laufen, rechnen Insider:innen mit rund 30 Millionen Euro für die kommenden drei Jahre.
Auch aufgrund dieser Zahlen verwunderte es die Szene, dass dieser Schritt kam. Nun sickern immer mehr Gründe durch, warum Diess seinen Hut noch vor den Werksferien nehmen musste. Da ist zum Einen das gespannte Verhältnis zu den Arbeitnehmervertreter:innen, das besonders in einer internen Mail zutage kam. Dort brachte der VW-Chef den Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen ins Gespräch. Diess erklärte später, es sei nicht um ein unmittelbares Szenario gegangen. Der Betriebsrat war trotzdem sauer und drang auf Klärung. Diess brach daraufhin eine Reise ab, um Rede und Antwort zu stehen.
Egozentriker mit Führungsschwäche?
Aus dem Aufsichtsrat drang zudem eine vernichtende Einschätzung seiner Führungsqualitäten. Diess zeige eine „eklatante Führungsschwäche“. Auch sein Führungsstil stand in der Kritik. Er habe Top-Manager:innen schlecht behandelt, attackiert und vorgeführt. Von Demütigung ist die Rede. Zudem wird ihm zur Last gelegt, immer wieder angekündigt und dann nicht geliefert zu haben. Ein weiterer Grund könnte in der Beziehung zu Porsche liegen. So erklärte Diess, die Effizienz von E-Fuels sei „extrem schlecht“. Porsche forciert diesen Kraftstoff – zum Beispiel über Finanzminister Lindner – und baut eine Fabrik dafür in Südamerika. Porsche-Chef Oliver Blume übernimmt jetzt den CEO-Posten bei VW.
Nicht zuletzt sollen zudem Probleme mit der Software-Tochter Cariad zum Bruch geführt haben. Diess hatte Expert:innen aus den Marken in das Unternehmen befördert, was Unmut bei Audi, Porsche und Co auslöste. Anschließend konnte Cariad nicht liefern. Das führte zu Verzögerungen bei Modellen wie dem Golf 8, dem ID 3, dem Audi Q6-E und dem elektrischen Porsche Maican. Diess‘ Software-Baukasten gilt als gescheitert.
Diess baut Birnen an und eröffnet Hotel
Herbert Diess hat derweil an einem Plan B gearbeitet. 2012 kaufte er sich eine spanische Villa und ließ sie zum Hotel umbauen. Im September soll das 400 Jahre alte Bauwerk in Kantabrien eröffnet werden. Diess wird jedoch nicht als Hotelier fungieren, er hat das Haus verpachtet. Parallel zeigt er sich neuerdings auf einer Birnen-Plantage. Rund 1.000 Red-Williams-Bäume wachsen auf dem Anwesen in Südtirol. Sie sollen zum Teil zu Schnaps verarbeitet werden.