Mit nur wenigen bis keinen Codeänderungen sollen Entwickler bald ihre Android-Apps nicht mehr nur auf Android- und Chrome-OS-Geräten anbieten können, sondern auch für Windows 10. Den Insiderinformationen von Windows Central zufolge sollen sie im MSIX-Paketformat bereitgestellt über den Microsoft-Store angeboten werden.
Microsoft will Android-Apps per Project Latte auf Windows 10 bringen
Microsoft hatte schon einmal vor fünf Jahren damit herumexperimentiert, Android-Apps auf sein Betriebssystem zu bringen. Das unter dem Codenamen Astoria laufende Projekt wurde indes wenige Monate nach seiner Ankündigung wieder eingestellt. Mit Project Latte lässt Microsoft diesen Plan wieder aufleben. Es könnte durch das Windows-Subsystem für Linux (WSL) betrieben werden, meint Windows Central. Um Android-Anwendungen auf Windows 10 zu bringen, müsse Microsoft jedoch zusätzlich ein eigenes Android-Subsystem bereitstellen.
Einen ersten Baustein für eine solide Performance von Anwendungen, die über das WSL laufen sollen, hatte Microsoft erst kürzlich angekündigt: Denn WSL soll in Kürze sowohl Unterstützung für GUI-Linux-Anwendungen als auch GPU-Beschleunigung bieten.
Android-Apps auf Windows 10: Unterstützung der Google-Play-Dienste unwahrscheinlich
Nach den Informationen von Windows Central zielt Microsoft mit dieser Lösung vor allem darauf ab, nicht im Microsoft-Store verfügbare Anwendungen auf Windows 10 zu bringen. Jedoch sei mit Einschränkungen zu rechnen, da viele Android-Anwendungen auf Googles Play-Dienste setzen. Bei den Play-Diensten handelt es sich um proprietäre Hintergrunddienste auf Systemebene für Ortsdaten, zur Anmeldung oder für Pushbenachrichtigungen und mehr. Diese Dienste dürfen nur auf zertifizierten Android- und Chrome-OS-Geräten installiert werden. Das bedeutet, dass Anwendungen, die auf Googles Play-Dienste-API setzen, aktualisiert werden müssen, um entsprechende Abhängigkeiten zu beseitigen, bevor sie unter Windows 10 eingereicht werden können.
Ähnlich verhält es sich übrigens auch bei aktuellen Huawei-Geräten, denen aufgrund der US-Sanktionen der Zugriff auf die Google-Dienste verwehrt wird. Immerhin hat Huawei Alternativen zu Googles Diensten implementiert – es ist fraglich, ob Microsoft ähnlich vorgehen wird.
Fraglich ist zudem auch, wie Microsoft Android-Apps für Windows 10 optimieren will. Denn die Anwendungen sind für kleinere Bildschirme und Touchbedienung per Finger entwickelt worden. Vielen Windows-Geräten fehlt ein Touchscreen und die Bildschirme sind meist größer. Vermutlich werden die Android-Anwendungen aber eh nicht bildschirmfüllend, sondern wie bisher beim Spiegeln eines Android-Geräts nur in einem kleineren Fenster ausgeführt.
Microsoft hatte in den letzten Jahren schon deutlich gemacht, dass Anwendungen unter Windows 10 nicht mehr ausschließlich nativ unter Windows laufen müssen. Microsofts Betriebsystem setzt auf zahlreiche App-Plattformen wie PWA, UWP, Win32, Linux (über WSL) – und bald wohl auch Android-Apps. Der Android-App-Support soll mit dem großen Herbst-Update von Windows 10 einziehen, so die durchgesickerten Pläne.
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