Mitarbeiter:innen per Videokonferenz zu entlassen, zeugt nicht von einem guten Führungsstil, ist aber in Extremfällen in Corona-Zeiten vielleicht nicht immer vermeidbar. Eine ganz andere Dimension hat da die Aktion von Vishal Garg, seines Zeichens Chef des Kredit-Startups Better.com. Garg hatte Anfang Dezember, wenige Wochen vor Weihnachten, während eines nur dreiminütigen Videocalls via Zoom gleich 900 Mitarbeiter:innen rausgeschmissen. Das ist immerhin fast jede zehnte Person, die bis dahin im Unternehmen gearbeitet hat. Die Aktion hatte für viel Kritik gesorgt, jetzt gibt es erste Konsequenzen.
3 Führungskräfte gehen nach Zoom-Desaster
Denn drei Top-Manager des 2016 gegründeten Startups haben jetzt hingeschmissen, wie Business Insider berichtet. Um welche Personen es sich konkret handelt, ist noch nicht bekannt. Die drei Führungskräfte sollen aber aus den Marketing-, Kommunikations- und PR-Abteilungen kommen. Better.com hat sich bisher noch nicht dazu geäußert. Entsprechend unklar ist auch, inwieweit die Kündigung der Manager als direkte Reaktion auf den Zoom-Rausschmiss zu verstehen ist. Ein Zusammenhang kann also nur vermutet werden.
Ein Mitschnitt der Ansprache Gargs ist mittlerweile auf Youtube zu sehen und hat schon knapp 1,3 Millionen Aufrufe.
Garg hatte sich zuletzt für sein Vorgehen entschuldigt. Er habe nicht „den nötigen Respekt und die nötige Wertschätzung für die betroffenen Menschen gezeigt“, ließ der Better.com-Chef auf der Website des Unternehmens wissen. Die Umsetzung der allerdings notwendigen Kündigungen habe er „vermasselt“ und die Betroffenen „bloßgestellt“. Die Kündigungsankündigung via Zoom-Call war knapp und kühl ausgefallen, wie Betroffene berichteten.
Nur 2 Stunden am Tag gearbeitet?
Im Vorfeld hatte Better.com via Datenanalyse die Produktivität der Angestellten messen lassen. Angeblich, so der Vorwurf Gargs, hätten 250 Mitarbeiter:innen nur zwei Stunden am Tag gearbeitet. Darüber hinaus erklärte Garg aber auch, dass er selbst für die „Überbeschäftigung“ mitverantwortlich sei. Better.com habe im abgelaufenen Quartal 100 Millionen US-Dollar verloren, wie es bei Business Insider heißt.
Auf der anderen Seite plant Better.com, über eine Spac an die Börse zu gehen. Im Rahmen der Vorbereitung des Börsengangs wurde die Firma mit 6,9 Milliarden Dollar bewertet. Der japanische Tech-Investor Softbank soll mit 1,5 Milliarden Dollar investiert sein. Die Hälfte dieses Geldes, also 750 Millionen Dollar, habe Softbank in Form eines Überbrückungskredits lockergemacht. Die Zahlung wurde am 30. November bekannt gegeben. Möglicherweise war die „Verschlankung“ von Better.com ein Teil der Absprache.