Nothing Ear 2 im Test: Das können die Style-Ohrhörer der zweiten Generation
Anderthalb Jahre nach Ankündigung der Ear 1 präsentiert Nothing die zweite Generation seiner ANC-Ohrstöpsel. Die Ear 2 unterscheiden sich optisch auf den ersten Blick wenig von den Ear 1, dennoch hat das Unternehmen einige Änderungen und Verbesserungen vorgenommen. Neben der aktiver Geräuschunterdrückung, auf die wir weiter unten näher eingehen, unterstützen die neuen Ohrstöpsel auch High-Res-Audio.
Nothing Ear 1 versus Ear 2: Das sind die Unterschiede
Ear 1 und Ear 2 sind äußerlich recht identisch gestaltet. Ihre Gehäuse sind beide von Teenage Engineering entworfen worden und besitzen transparente Gehäuseelemente. Wie etwa Apples Airpods verfügen sie über einen Stiel mit integrierten Mikrofonen, die laut Nothing beim Ear 2 besser vor Windgeräuschen geschützt sind.
Ferner hat Nothing die Bluetooth-Verbindung von Version 5.2 auf 5.3 aktualisiert sowie die „Antennenstruktur deutlich verbessert“. Die Bluetooth-Verbindung soll nun stabiler sein, um eine nahtlose Musikwiedergabe zu erleben. Die Unterschiede beim Signal sind indes kaum zu spüren, da schon die Ear 1 eine stärkere Bluetooth-Verbindung als manch andere Hörstöpsel an den Tag legen. Die Mikrofone des Ear 2 leisten in Videocalls wie auch bei Telefonaten eine gute Tonqualität.
Bei den Lautsprechern setzt Nothing wie bei den Ear 1 auch beim neuen Modell auf 11,6 Millimeter große Treiber. Beim Ear 2 sind sie laut Hersteller speziell angefertigt worden und besitzen nun ein Zweikammer-Design mit einem größeren Klangvolumen, das dafür sorgen soll, dass „Frequenzen klarer und heller klingen“ und „tiefe Frequenzen noch tiefer gehen“. Auch die Materialien der Membran sind neu: Sie bestehen laut Nothing aus einer Kombination aus Polyurethan (PU) und Graphen.
Das Gewicht hat Nothing bei den Ear 2 ein wenig reduziert: So wiegt ein Stöpsel 4,5 anstelle der 4,7 Gramm, die die Ear 1 auf die Waage bringen. Auch der Ladecase ist leichter und kompakter geworden und wiegt nun 46,3 statt 57,4 Gramm.
Abseits der optimierten Hardware hat Nothing bei den Codecs und der Software nachgebessert. So unterstützen die Ear 2 neben den Standard-Codecs SBC und AAC auch den High-Res-Audiocodec LHDC 5.0, der etwa von den Oneplus Buds Pro unterstützt wird. Durch den Codec werden Frequenzen von bis zu 24 Bit/192 Kilohertz mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1 Mbps übertragen.
Außerdem können die Ohrstöpsel über die Nothing-X-App mit einem individuellen Klangprofil versehen werden, was sich in der Tat auf die Audioqualität auswirkt. Das Einmessen dauert ein paar Minuten, ist aber durchaus zu empfehlen.
Ear 2: Akku und Laufzeit
Was die Akkulaufzeit angeht, ist nach unseren Erfahrungen bei dauerhaftem ANC-Betrieb nach etwas weniger als vier Stunden Schluss. Dann müssen die Ear 2 mit ihren jeweils 33 Milliamperestunden großen Akkus zurück zum Aufladen in den Case, der wiederum einen 485 Milliamperestunden Akku enthält. Nach kurzem Nachladen sind die Stöpsel so weit geladen, dass sie wieder für ein paar Stunden genutzt werden können. In unserem Test ließen sich die Ear 2 im Ladecase binnen zehn Minuten um 30 Prozent nachladen.
Zum Vergleich ziehen wir die ähnlich bepreisten Linkbuds S heran. Diese besitzen hinsichtlich der Laufzeit einen längeren Atem und schaffen dank der größeren Akkus im ANC-Betrieb in der Regel über sechs Stunden.
An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass die Laufzeit bei beiden Ohrstöpseln je nach verbundenem Gerät, Lautstärke und weiteren Faktoren auch länger (oder kürzer) ausfallen kann. Auch die Softwareversion der Ohrstöpsel spielt eine Rolle. Bei mir war im Test der Ear 2 noch eine ältere Version installiert, die erst heute aktualisiert wurde und sich laut Changelog positiv auf die Laufzeit auswirken soll.
Wie beim Vorgänger unterstützt der Ladecase der Ear 2 kabelloses Laden mit bis zu 2,5 Watt und kann auch über kompatible Geräte wie das Nothing Phone 1 (Test) oder Googles Pixel 7 (Test) reversibel aufgeladen werden.
Da sie einen ausgezeichneten Tragekomfort besitzen, ist es kein Problem, die Ear 2 so lange zu tragen, bis die Akkus wieder in die Ladeschale müssen. Sie sind – zumindest für meine Ohren – definitiv bequemer als die Ear Stick (Test) mit halboffenem Design.
Auch für sportliche Aktivitäten sind die Ear 2 geeignet, da sie nach IP54 gegen Schweiß geschützt sind. Der Ladecase besitzt die Schutzklasse IP55.
Wie klingen die Nothing Ear 2?
Sind die Ohrstöpsel für das eigene Gehör optimiert und habt ihr Hi-Res-Audio am Start, etwa per Amazon Music Ultimate oder Apple Music – Spotify bietet diese Option immer noch nicht –, so liefern die Ear 2 einen qualitativ hochwertigen Sound, der sich hörbar von den Ear 1 unterscheidet. Die Ear 1 hatten noch keinen Support für Hi-Res-Audio an Bord; da aber immer mehr Ohrstöpsel mit entsprechender Unterstützung angeboten werden, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Nothing nachzieht.
Was den Sound angeht, ist das Klangprofil der Ear 2 weiterhin neutral, ebenso wie das der Ear 1. Nothing sagt, mal wolle die Musik möglichst unverfälscht wiedergeben und so klingen lassen, wie sie von Künstler:innen beabsichtigt sei.
Allerdings liefern die Ear 2 eine breitere Bühne und brillanteren Sound als die Vorgänger. Dabei kommen die Mitten stärker zur Geltung und auch die Höhen sind etwas definierter als bisher, wobei noch Potenzial nach oben besteht. Der Bass der Ear 2 ist verhalten, aber dennoch vernehmbar – über den Equalizer der Nothing-X-App könnt ihr bei Bedarf noch eine Prise mehr Bass oder Höhen hineinmischen.
Auch wenn der Klang der Ear 2 nicht ganz auf dem Niveau von teureren Pixel Buds Pro (Test), Sennheiser TW3 (Test), Airpods Pro geschweige denn den B&O Beoplay EX (Test) liegt, hat Nothing solide nachgelegt.
Nothing Ear 2: Luft nach oben beim ANC, guter Transparenzmodus
Während der Sound hörbar verbessert wurde, herrscht bei der aktiven Geräuschunterdrückung noch ein wenig Flaute. So filtert der Algorithmus zwar dumpfe Töne heraus, alle anderen Störgeräusche dringen dennoch weiterhin nahezu ungefiltert ins Ohr. Lediglich die Silikonstöpsel dienen zur passiven Geräuschunterdrückung.
Im Vergleich leisten etwa Sony Linkbuds S, die im ähnlichen Preissegment verortet sind, eine bessere aktive Geräuschunterdrückung. Beide kommen indes nicht an die ANC-Kings der Ohrstöpselwelt, Boses QCII heran, die aber auch rund das Doppelte kosten.
Besser als die aktive Geräuschunterdrückung ist der Transparenzmodus umgesetzt, mit dem die integrierten Mikrofone Außengeräusche durchlassen, um etwa Gespräche zu verstehen. Der Wechsel zwischen Transparenzmodus und ANC ist direkt am Stiel der Ear 2 möglich. Schönes Detail: Beim Abstellen der ANC-Funktion ertönt ein Aufatmen als auditiver Hinweis der Modusänderung.
Nothing Ear 2: App und Dual-Bluetooth
Apropos Bedienung: Diese hat Nothing mit der neuen Generation verbessert. Anstelle einer berührungsempfindlichen Oberfläche müssen die Ear 2 für die Lautstärkeregelung, Wiedergabe/Pause oder zum Umschalten von ANC auf Transparenzmodus am Stiel zusammengedrückt werden. Auf eine ähnliche Bedienweise setzt etwa Apple bei den Airpods Pro. Die Steuerung von Sonys Linkbuds S ist im Vergleich weniger flexibel, auch das Bluetooth-Signal ist nicht so stark wie von Nothing.
Das Ganze funktioniert äußerst zuverlässig und definitiv besser als die Touch-Bedienung bei den Ear 1. Zudem können einige Druckgesten der linken und rechten Stöpsel unabhängig voneinander nach eigenen Wünschen über die App belegt werden. Damit kann der Bedienungsumfang direkt an den Hörstöpseln erweitert werden und das Smartphone in der Tasche bleiben.
Erfreulich ist ferner, dass die Ear 2 Dual-Bluetooth unterstützen, sodass ihr etwa Smartphone und Notebook gleichzeitig koppeln könnt. Diese Funktion müsst ihr in der Nothing-X-App allerdings aktivieren, da sie nicht standardmäßig angestellt ist. In der App legt ihr auch fest, welches die beiden Hauptgeräte sind, sofern ihr mehr als zwei Geräte nutzen solltet.
Etwas träge ist bisweilen übrigens die Auto-Play und Auto-Pause-Funktion: Beim Herausnehmen eines der Stöpsel aus dem Ohr braucht das System ein paar Gedenksekunden, bis die Wiedergabe angehalten wird.
Fazit: Nothing Ear 2 besser als die Vorgänger
Nothings Ear 2 können als evolutionäres Update der Ear 1 verstanden werden. Der Hersteller hat an einigen Kritikpunkten wie dem Fehlen von High-Res-Codecs und Multipoint-Bluetooth gearbeitet, und auch der Sound wurde im Vergleich zu den Ear 1 verbessert.
Bei der Laufzeit sind keine großen Sprünge festzustellen und die weniger als vier Stunden im ANC-Betrieb sind nicht sonderlich lang. Erfreulich ist wiederum, dass Nothing die Bedienung verbessert hat, die beim Vorgänger eine Spur zu unzuverlässig und fummelig ausfiel.
Verbesserungswürdig ist die ANC-Funktion, die weniger Umgebungsgeräusche herausfiltert als andere Modelle der gleichen Preisklasse. Das ließe sich womöglich sogar durch ein Softwareupdate ausbessern. Gut gefällt auf der anderen Seite der klare Transparenzmodus, mit dem die Außenwelt deutlich wahrgenommen werden kann.
Unter dem Strich sind die Ear 2 schick markante Ohrstöpsel mit ausgezeichnetem Tragekomfort und gutem Sound, die sich vor allem durch ihr markantes Design von der Masse abheben. Gerade in der Preisklasse um 150 Euro, die die Ear 2 kosten, ist die Konkurrenz groß.
Wer keine 200 bis 300 Euro für True-Wireless-Kopfhörer ausgeben will, Lust auf ein etwas anderes Design hat und mit einem mäßigen ANC klarkommt, dürfte mit den Ear 2 durchaus zufrieden sein.
Die Ear 2 sind ab dem 22. März auf nothing.tech erhältlich. Ab dem 23. März sind die Ohrstöpsel im Nothing Store Soho in London und exklusiv in den Geschäften der Deutschen Telekom verfügbar. Ab dem 28. März 2023 sollen die neuen Hörstöpsel bei allen weltweiten Nothing-Partnern und deutschlandweit bei Mediamarkt/Saturn, Cyberport, Amazon und Otto an den Start gehen.