Zwischen März und April 2021 hat Google Entwicklervorschau-Versionen von Android 12 mit allerlei kleinen und größeren neuen Funktionen veröffentlicht. Mit der ersten Beta-Version, die Google nun zur I/O 2021 präsentiert hat, enthüllt das Unternehmen sein bisher größtes Design-Update für Android, wie im Vorhinein schon teilweise durchgesickert war. Das radikal neue Design, das Google als Material You bezeichnet, wird langfristig auf alle Produktreihen wie auch das neue Wear OS ausgerollt. Mit Android 12 hat Google allerdings noch viele weitere neue Features parat.
Material You: Android 12 mit neuem Design
Mit Material You will Google euch dabei helfen, euer Android-Smartphone noch stärker zu personalisieren und den eigenen Wünschen anzupassen. Google spricht von „Form Follows Feeling“ als einem der Konzepte hinter der neuen Designsprache, die das 2014 eingeführte Material Design ablösen wird. Das Design des Smartphones von System und Apps soll künftig der bevorzugten Farbpalette des Nutzers folgen, die vom ausgewählten Bildschirmhintergrund extrahiert wird. Die Farben spiegeln sich auch in den überarbeiteten Bedienelementen wider, die wiederum umfangreich individualisiert werden können.
Überarbeitet wurden auch die Widgets, die Benachrichtigungsleiste und die Quick-Settings mit verspielten Animationen und intuitiver Bedienung. In die Quick-Settings sind zudem Google Play und die Smarthome-Steuerung eingezogen, die zuletzt mit Android 11 in das Powerbutton-Menü integriert wurden. Der Google Assistant kann künftig nicht mehr neben dem Hotword „Okay Google“ über eine umständliche Wischgeste, sondern den Powerbutton gestartet werden.
Weiter soll Android mit dem großen Update auch dynamischer werden, was unter anderem durch neue Animationen realisiert wird. Google hat zudem die Interaktionen vereinfacht und das gesamte zugrunde liegende System überarbeitet. Dadurch soll sich das Nutzererlebnis flüssiger und effizienter anfühlen. Android-Geräte sollen nun schneller und reaktionsschneller mit verbesserter Energieeffizienz sein, was sich positiv auf die Akkulaufzeit auswirken soll. Erreichen konnte Google das durch einige Verbesserungen unter der Haube, darunter die Reduzierung der CPU-Zeit, die für Kernsystemdienste benötigt wird. Google spricht von einer Reduktion der Rechenzeit von 22 Prozent im System-Server von Android.
Die neue Nutzeroberfläche wird zunächst im Herbst auf den hauseigenen Pixel-Smartphones landen.
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Android 12 bringt mehr Privatsphäre
Mit Android 12 bringt Google überdies neue Funktionen, die euch mehr Transparenz darüber geben, welche Apps auf eure Daten zugreifen, und mehr Kontrollmöglichkeiten, damit ihr besser entscheiden könnt, welche Anwendungen private Informationen erhalten.
Das neue Privacy Dashboard bietet euch künftig einen besseren Überblick über eure Berechtigungseinstellungen und darüber, auf welche Daten wie oft und von welchen Apps zugegriffen wird. Vom Dashboard aus könnt ihr App-Berechtigungen schnell widerrufen.
Wie Apple es mit iOS 14 eingeführt hat, integriert Google mit Android 12 eine neue Anzeige oben rechts in der Statusleiste, die anzeigt, wann eure Apps auf Mikrofon oder Kamera zugreifen. Wenn ihr den App-Zugriff auf die Sensoren für das gesamte System entfernen wollt, könnt ihr das mithilfe zweier neue Schalter in den Schnelleinstellungen erreichen.
Abgesehen davon bietet Google mit Android 12 mehr Kontrolle darüber, wie viele Informationen ihr mit Apps teilt. Dank neuer Berechtigungen können Apps nur noch euren ungefähren Standort statt eines genauen sehen. So benötigen etwa Wetter-Apps nicht den präzisen Standort, um eine Vorhersage zu liefern.
Android 12 erhält „Private Compute Core“
Zusätzlich zu den neuen Datenschutzfunktionen integriert Google einen Privatsphäreschutz direkt in das Betriebssystem: Mit der neuen KI-Funktion „Android Private Compute Core“ soll Google „neue Technologien einführen [können], die von vornherein privat sind“ und es ermöglichen, persönliche Informationen sicher, privat und lokal auf dem Smartphone zu halten.
Die Private-Compute-Core-Funktion realisiert Funktionen wie Live Caption, Now Playing und Smart Reply. Die gesamte Audio- und Sprachverarbeitung findet komplett auf dem Gerät statt – isoliert vom Netzwerk, um die Privatsphäre zu schützen. Wie Android sind laut Google auch die Schutzmechanismen des Private Compute Core quelloffen und können von der Sicherheits-Community vollständig inspiziert und verifiziert werden. Google verspricht, im Laufe des Jahres weitere Funktionen aus den Bereichen Datenschutz und Sicherheit hinzuzufügen.
Android 12: Bessere Zusammenarbeit mit anderen Geräten – und als Autoschlüssel
Damit nicht genug: Mit Android 12 will Google sein Ökosystem aus weiteren Geräten näher zusammenbringen. Zentrale Funktion ist dabei die Fast-Pair-Funktion, die Google schon vor einer Weile angekündigt hat. Sie wird künftig weiter ausgebaut, um das Smartphone nicht nur mit Kopfhörern, sondern auch mit Wearables, Smart TVs, Notebooks und Autos zu vernetzen.
In den kommenden Monaten wird Google Android-Smartphones als Autoschlüssel für Modelle von BMW und Ford anbieten. Hierfür soll unter anderem wie bei Apples iPhones ein Ultrabreitband-Chip (UWB) zum Einsatz kommen. Neben einigen Samsung-Smartphones sollen auch künftige Pixel-Modelle – wie das Pixel 6 – Autos per UWB auf- und abschließen können.
Android 12: Betaversion steht ab sofort zum Download bereit
Die erste öffentliche Betaversion von Android 12 steht ab sofort für kompatible Pixel-Smartphones zur Installation bereit. Hierfür muss das Gerät im Beta-Programm von Android registriert werden, anschließend wird euch das Update Over-the-Air zur Installation angeboten.
Wie in den Jahren zuvor sind auch Geräte anderer Hersteller Teil der öffentlichen Beta. Laut Google sind etwa Asus, Oneplus, Realme, Oppo, Vivo, Xiaomi, Sharp, TCL und ZTE mit von der Partie. Welche Geräte die Beta erhalten, klären wir später. Konkrete Informationen gibt es dazu noch nicht. Wir gehen indes davon aus, dass in erster Linie aktuelle Topmodelle der Hersteller begünstigt werden.