Angle Audio: Dieser Schweizer Clubhouse-Klon kann mehr als das Original

Nicht Clubhouse, sondern Angle. (Screenshot: t3n)
Social Audio ist der jüngste Hype. Die US-amerikanische App Clubhouse hatte ihn weltweit ausgelöst und zu Beginn dieses Jahres auch in Deutschland rasant Nutzer gewinnen können. Der Haken an Clubhouse: Die App gibt es nur für iOS und der Community kann nur auf Einladung eines Mitglieds beigetreten werden.
Zudem ist die App datenschutzrechtlich nicht ganz unbedenklich. Vor allem das Erstellen sogenannter Schattenprofile hatte Clubhouse einige Kritik eingebracht. Auch der Umstand, dass Clubhouse auf der chinesischen SaaS-Lösung Agora.io aufsetzt, gefällt nicht jedem. Auf der anderen Seite machte die Social-Audio-App immer wieder mit teils spektakulären Talks sowie Kuriositäten von sich reden.
Wesentlich schneller als sonst üblich sprangen etliche Akteure auf den Clubhouse-Hype an und begannen, eigene, sehr ähnliche Lösungen zu entwickeln. Das ist letztlich konzeptionell nicht sonderlich schwierig. Immerhin ist Clubhouse nichts anderes als eine Sammlung von Chat-Räumen, in denen nicht geschrieben, sondern gesprochen wird.
Inzwischen hat Facebook einen Clubhouse-Klon namens Hotline und Twitter einen Klon namens Spaces in Arbeit. Spotify hat den Entwickler des Clubhouse-Konkurrenten Locker Rooms übernommen und will die Lösung breiter aufstellen. Mit der Live-Audio-App Dive gibt es auch eine deutsche Lösung.

Angle im Kurz-Test: Solide, aber nicht so gut besucht. (Screenshot: t3n)
Pünktlich zum 1. April 2021 hat sich die Schweizer Sozial-Audio-App Angle unter den Wettbewerb gemischt. Wie bei Dive dürften Nutzer aus Europa hier spontan ein besseres Gefühl hinsichtlich des Datenschutzes empfinden. Angle hat aber auch inhaltlich einiges zu bieten.
Sicherlich der größte Pluspunkt von Angle ist der Umstand, dass die App für iOS, Android, macOS und das Web verfügbar ist. Einschränkend ist zu sagen, dass der Zutritt über das Web nur in konkrete „Topics“ – so heißen die Chat-Räume bei Angle – per Klick auf deren Link möglich ist, während in den Apps auch ein Stöbern und assoziatives Entdecken stattfinden kann.
Auf den ersten Blick unterscheidet sich Angle optisch und funktional nicht sonderlich vom Vorbild aus den USA. Das Beitreten zu Topics ist einfach. Neue Chat-Gäste treten zunächst stumm bei und können dann ihr Mikrofon einschalten. Höflichkeitshalber tappen Sprechwillige auf das Hand-Icon, um sich ganz schulmäßig zu einem Wortbeitrag zu melden.
Anders als bei Clubhouse ist neben der Sprachkommunikation auch ein Chat ähnlich einem Messenger möglich. Ebenso können Nutzerinnen und Nutzer gezielt eingeladen werden. Alternativ ist das Teilen eines Topic-Links über soziale Netze, Messenger oder E-Mail möglich. Diese Links können dann auch in der Web-App aufgerufen werden. Angle empfiehlt indes die mobilen Versionen für die bessere Nutzererfahrung.
In einem kurzen Test konnten wir feststellen, dass das Feature-Set der App reibungslos funktioniert. Die Audioqualität ist gut. Was derzeit noch fehlt, sind die Teilnehmenden. Viele Topics sind verwaist, andere hingegen gut besucht. Einem Vergleich mit Clubhouse hält die Community nicht stand. Dazu müssten schlicht mehr Menschen an den Gesprächen teilnehmen.
Das Entdecken interessanter Konversationen für den Einzelnen will Angle aktiv befördern und setzt dafür eine künstliche Intelligenz ein. Die arbeitet zunächst auf der Basis von zehn wichtigen Themengebieten, die Neunutzende beim Onboarding auswählen müssen, und verbessert sich dann auf der Basis der tatsächlichen Verwendung.
Die drei Gründer Matthias Strodtkoetter, Valerius Huonder und Mattjias Karg arbeiten mit einem inzwischen sechsköpfigen Team seit Anfang 2020 an ihrer Social-Audio-App. Mit einer Pre-Seed-Finanzierung von Atlantic Labs, die unter anderem in Eyeem oder Soundcloud investiert haben, konnte Angle zur Marktreife gebracht werden.
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