Von Quellen aus dem Apple-Umfeld will die Publikation The Information ziemlich detaillierte Eindrücke des neuen Apple-Headsets erhalten haben, das nicht auf den Namen „Apple Glass“ hören soll.
Kameras überall: Getrackt werden Hand- und Augenbewegungen
Bei dem mysteriösen neuen Headset soll es sich um ein Mixed-Reality-System handeln – also eines, das sowohl VR, also völlig künstliche Welten, wie auch AR, also um digitale Elemente angereicherte Realbilder zeigen können soll. Dabei soll das Headset das Design eines Visiers haben und über mehr als ein Dutzend Kameras verfügen.
Dieses Kamera-Setting soll zum einen einen konstanten Strom von Echtbildern auf die Augen seines Trägers liefern und zum anderen Bewegungen, etwa jene der Hände, tracken und darauf reagieren können. Nach innen gerichtete Kameras sollen die Augenbewegungen tracken.
Die innenliegenden gebogenen Displays der Einheit sollen eine Auflösung von 8K darstellen. Wie es sich für eine einer Ski- oder Motorradbrille nachempfundenen Einheit gehört, soll es verschiedene Kopfbänder zur Wahl geben. Der Übergang zwischen Gesicht und Augen scheint von einer Art Schaumstoff umfasst zu sein. Auch hier erkennt der ambitionierte Sportler das Vorbild. The Information verspricht einen ganzen Strauß weiterer Funktionen.
Augmented Reality, aber ohne Durchsicht – damit auch VR-tauglich
Besonders interessant ist das Headset, weil es sich nicht auf VR oder AR fokussieren soll, sondern in der Lage sein könnte, beide Formen digitaler Realität zu kombinieren. Dabei würde allerdings nicht, wie bei konventionellen AR-Brillen, die Realität schlicht per Durchsicht durch das Headset zu sehen sein. Vielmehr nähmen die Kameras die Außenwelt auf und projizierten sie mit einer gewissen Latenz auf die innenliegenden Displays.
Dadurch könnte Apple VR und AR miteinander kombinieren und so Erfahrungen ermöglichen, die die Limitierungen der jeweils anderen Technologie aufheben. Das könnte zuvorderst Spielen zugutekommen. Auch der Einsatz in der Ausbildung oder in Produktivumgebungen scheint denkbar.
Neben der Steuerung des Geräts, das bei Apple unter dem Codenamen N301 entwickelt werden soll, per Hand und Auge, soll das Gerät auch über Joystick-ähnliche Zusatzgeräte, etwa einen fingerhutartigen Steuerknüppel bedient werden können. Eventuell dienen die Zusatzfunktionen für die Steuerung anderer Elemente, etwa der Auswahl von Software-Optionen. Diese Zusatz-Hardware könnte optional angeboten werden.
Unter den verschiedenen Prototypen soll es welche geben, die wie die Apple Watch oder die neuen Over-Ears eine digitale Krone an der Seite besitzen. Die könnte in ähnlicher Weise wie bei den übrigen Einsatzfällen genutzt werden. Alle Varianten sollen zudem über Lidar-Technologie verfügen, was insbesondere unter dem Gesichtspunkt, dass die Einheiten keine Durchsicht anbieten, für eine sehr viel genauere Erfassung des Umfelds und der Entfernungen zu Objekten zulässt.
Auch auf der Außenseite der Einheit soll sich ein Display befinden. Das soll dazu dienen, Informationen über den Betriebszustand anzuzeigen, auch wenn die Einheit nicht im Einsatz ist. Die auswechselbaren Kopfbänder sollen die Einheit mit zusätzlichen Features ausstatten. So könnte etwa eine Audiolösung ins Band integriert sein. Ebenso in Arbeit soll ein Kopfband mit Zusatzakku sein. Aufgeladen wird das Headset wohl generell per Kabel.
Aus dem Apple-Umfeld will The Information weiterhin erfahren haben, dass der Hersteller seine eigenen Chips für das Headset einsetzen will. Für die periphere Sicht sollen etwas schwacher auflösende Displays zum Einsatz kommen, während die Frontalsicht über 8K-Displays verfügen soll. Das überstiege die Fähigkeiten gängiger Fernsehgeräte – vor allem in Relation zur Fläche.
N301 könnte für 3.000 Dollar im Jahr 2022 kommen
Angeblich soll das N301 im kommenden Jahr auf den Markt kommen und von Zulieferer Pegatron hergestellt werden. Zuletzt hatte Apple alle Aufträge an den taiwanischen Hersteller auf Eis gelegt, als Pegatron erneut wegen ausbeuterischer Arbeitsbedingungen aufgefallen war.
Preislich soll das Gerät zwischen einem Macbook und einer Microsoft Hololens liegen. Das dürfte eine wettbewerbsfähige Linie sein. Das N301 würde danach um 3.000 Dollar kosten. Auch Produktionszahlen werden bereits kolportiert. Danach soll Apple im ersten Jahr der Fertigung mit rund 250.000 Einheiten rechnen.
Wer sich mit den hohen Preisen nicht anfreunden kann, mag vielleicht eher auf Apple Glass warten. Hier stehen Preise um 500 Dollar im Raum.