Schon am Wochenende ging der Bitcoin-Kurs nach oben, am Montagvormittag stieg die Digitalwährung dann auf über 28.000 US-Dollar. Das ist der höchste Stand seit Juni 2022. Auch der Ethereum-Kurs (ETH) legte zu auf knapp 1.800 Dollar.
Die Kurse hängen mit der aktuellen Vertrauenskrise im Bankensektor zusammen: Nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Signature Bank in den USA hat am Wochenende die Notrettung der Schweizer Großbank Credit Suisse weitere Unsicherheiten ausgelöst. Nach einem mehrtägigen Verhandlungsmarathon wird nun die UBS ihre angeschlagene Konkurrentin für drei Milliarden Franken (gut drei Milliarden Euro) übernehmen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) unterstützt die Übernahme mit einer Liquiditätshilfe von 100 Milliarden Franken (rund 101 Milliarden Euro).
Banken in der Krise: (Much) too big to fail
Trotz der Rettungsaktion bleiben die Aktienmärkte zum Wochenstart unruhig – auch weil Anleiheinhaber der Credit Suisse nicht entschädigt werden sollen, was das Vertrauen in Bankanleihen und -aktien weltweit sinken ließ.
Die Aktien der beiden größten deutschen Banken starteten schwach in die Börsenwoche: Die Papiere der Deutschen Bank verloren zum Handelsstart 8,5 Prozent, die der Commerzbank 6,5 Prozent. Der Index der europäischen Bankenbranche, der Stoxx Europe 600 Banks, verlor zuletzt weitere 2,4 Prozent.
„2008 hat uns eigentlich gelehrt, dass wir keine zu großen Banken haben sollten“ – Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende
Kritiker sehen in der Rettung der Credit Suisse sogar eher ein weiteres Problem. „2008 hat uns eigentlich gelehrt, dass wir keine zu großen Banken haben sollten“, sagt Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende. Mit der UBS und der Credit Suisse tun sich nun zwei Banken zusammen, die schon zuvor systemrelevant waren. Damit entstehe ein noch größeren Akteur, der erst recht nicht pleitegehen darf. „Diese Lösung ist nicht nachhaltig und verschärft das Too-big-to-fail-Problem nur noch“, kritisiert Schick.
Als Beruhigungspille für die Märkte haben sechs große Notenbanken derweil die Schlagzahl zur Versorgung des Finanzsystems mit Dollar-Liquidität erhöht: Dollar-Geschäfte werden nun nicht mehr nur wöchentlich, sondern täglich durchgeführt. An der konzertierten Aktion nehmen neben der Europäischen Zentralbank (EZB) die Notenbanken der USA, Kanadas, Großbritanniens, Japans und der Schweiz teil. So soll garantiert werden, dass den Banken für wichtige, meist internationale Geschäfte die Weltreservewährung Dollar nicht ausgeht.
Proof-of-Concept für den Bitcoin?
Für Bitcoin-Enthusiasten ist das alles ein Schreckensszenario, dem die Digitalwährung eigentlich etwas entgegensetzen soll. Denn die Idee für den Bitcoin wurde ja unter dem Eindruck der Finanzkrise des Jahres 2008 geboren. Ihr Schöpfer, Satoshi Nakamoto, legte im Oktober 2008 in einem Whitepaper dar, wie ein völlig neues Zahlungssystem geschaffen werden könnte.
Das sollte ohne die damals strauchelnden Banken auskommen, die nach der Pleite von Lehman Brothers teilweise durch staatliche Eingriffe gerettet werden musste.
Das Konzept: ein dezentrales Buchungssystem, das zur Legitimierung kryptografische Berechnungen nutzt – und so zentrale Instanzen wie Banken oder Notenbanken obsolet macht.
Bitcoin als Währung in der Krise
Heute ist der Bitcoin ein Milliardenmarkt – wenn auch ein sehr volatiler, wie gerade das vergangene Jahr gezeigt hat. Anders als von Nakamoto erdacht, ist die Digitalwährung nur selten ein Zahlungsmittel – sondern vor allem ein spannendes alternatives Investment, wenn die Aktienmärkte wie gerade in die Knie gehen.
Von den schwankenden Aktienmärkten hat sich der Bitcoin-Kurs offenbar entkoppelt. Aber auch andere alternative Assets ziehen an. So steigt etwa der Goldpreis zum ersten Mal seit einem Jahr über die 2.000-Dollar-Marke. Der Bitcoin zeigt also aktuell vor allem seinen Wert als „Krisenwährung“.
Krypto: Ist der Bärenmarkt beendet?
Das neue Bitcoin-Hoch kann auch als Erholung von der jüngsten Kryptokrise gewertet werden. Das Jahr 2022 war von großen Kurseinbrüchen und Pleiten geprägt: Die Insolvenz von Three Arrows Capital, die Pleiten von Blockfi und Celsius und schließlich der spektakuläre Zusammenbruch der Kryptobörse FTX hatten den Kurs des Bitcoins einbrechen lassen.
Was der Kryptowährung nun zudem entgegenkommt: Die Zinserwartungen an die Zentralbanken sind gesunken, was die Marktzinsen gedrückt hat. Die Notenbanken könnten im Laufe des Jahres vielleicht sogar Zinssenkungen in den Blick nehmen – zumindest in den USA.
Dort steht am Mittwoch die nächste Leitzinsentscheidung der US-Notenbank Fed an. Ein großer Zinsschritt gilt als eher unwahrscheinlich. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte in der vergangenen Woche hingegen ein weiteres Mal deutlich an der Zinsschraube gedreht. Niedrige Zinsen beflügeln riskante Anlageklassen, zu denen auch Digitalwährungen wie der Bitcoin gehören.
Dem ehemaligen Technikvorstand (CTO) der Kryptobörse Coinbase, Balaji Srinivasan, ist das aktuelle Bitcoin-Hoch sogar eine Wette wert: Er setzt darauf, dass der Kurs innerhalb der kommenden 90 Tage die Marke von einer Million Dollar knacken wird.