Bitcoin vs. Ethereum: Das Taproot-Update bringt komplexe Smart Contracts auf die Blockchain

Bitcoin nimmt mit Taproot mächtig Fahrt auf. (Bild: Visual Generation / Shutterstock)
Am Wochenende wurde das mit Spannung erwartete Taproot-Update von Bitcoin von mehr als 90 Prozent der Mining-Hashrate der Blockchain im Wege des Speedy Trial angenommen. Per Speedy Trial signalisieren Miner und Mining-Pools ihre Zustimmung.
Taproot folgt vier Jahre nach dem umstrittenen Segwit-Update, in dessen Folge der Fork Bitcoin Cash entstanden war. Die wesentlichen Vorteile des Taproot-Updates ergeben sich für „Decentralized Finance“ und die dafür erforderlichen Smart Contracts.
So funktionieren On-Chain-Transaktionen
Um die Vorteile richtig einschätzen zu können, müssen wir kurz auf die Grundlagen der On-Chain-Transaktion schauen. Hier produziert eine öffentliche Adresse einen kryptografischen Nachweis, der belegt, dass sie alle Berechtigungen hat, um eine Transaktion durchzuführen. Dazu verwendet sie ihren privaten Schlüssel, um eine eindeutige Signatur zu erstellen und zu beweisen, dass die Transaktion wirklich von dem zugehörigen Benutzer stammt.
Dieser kryptografische Beweis wird dann in der Blockchain gespeichert. Durch das Entschlüsseln der kryptografischen Beweise in jedem Block kann jeder die Transaktionen zwischen den Adressen verfolgen und den Sender und Empfänger anhand ihrer öffentlichen Schlüssel identifizieren.
Deshalb sind Smart Contracts auf der Bitcoin-Chain problematisch
Smart Contracts nun sind Interaktionen zwischen vielen Adressen. Dadurch wird es möglich, komplexe Transaktionen durchzuführen. Smart Contracts legen softwareseitig Bedingungen für Transaktionen, die viele Benutzer einschließen können, fest.
Bekannte Plattformen mit Smart-Contracts-Fähigkeit sind etwa Ethereum, Cardano oder die Binance Smart Chain. Marktführend ist aber derzeit noch Ethereum. Nahezu alle namhaften Defi-Anwendungen (dApps) laufen auf Ethereum, wie auch nahezu alle Non-fungible Tokens auf der Ethereum-Blockchain liegen. Dennoch ist es grundsätzlich möglich, Smart Contracts auch auf der Bitcoin-Blockchain zu nutzen.
Dabei benötigen sie in der aktuellen Form des Bitcoin-Netzwerks allerdings eine große Menge an Speicherplatz. Die dadurch entstehenden Transaktionskosten werden dabei so hoch, dass sich Smart Contracts auf der Bitcoin-Chain nicht gut rechnen lassen.
Dadurch, dass komplexe Transaktionen alle öffentlichen Schlüssel, die mit den Smart Contracts verbunden sind, verknüpfen müssen, sind Defi-Projekte wie unter Ethereum auf der Bitcoin-Chain schlicht nicht möglich.
Das will Taproot ändern
Das kommende Bitcoin-Update Taproot soll nun so vorgehen, dass es die öffentlichen Schlüssel der Nutzer, die an einem Smart Contract teilnehmen, zu einem neuen öffentlichen Schlüssel kombiniert. Dieser Schlüssel kann dann eine einzigartige Signatur erstellen, die nur für diese bestimmte Kombination von Adressen gültig ist.
Solche sogenannte Schnorr-Signaturen (nach dem deutschen Mathematiker Claus Schnorr, der sie in den 1970er Jahren erfunden hatte) verbergen die öffentlichen Schlüssel der einzelnen Benutzer in jedem Smart Contract und reduzieren drastisch den Platzbedarf.
So ist zum einen nur der kombinierte öffentliche Schlüssel auf der Blockchain sichtbar, was die Sicherheit und Privatsphäre verbessert. Zum anderen führt der geringere Platzbedarf zu deutlich geringeren Transaktionsgebühren. Das dürfte besonders interessant sein, nachdem erst im vergangenen April im Zuge der Kurssteigerungen des Bitcoin ein neuer Höchststand auch bei den Gebühren registriert wurde.
Taproot beseitigt Overhead und vereinfacht Smart-Contracts deutlich
Durch diese beiden Veränderungen kommt es dazu, dass selbst komplexe Smart-Contract-Interaktionen wie einfache Zahlungen zwischen zwei öffentlichen Schlüsseln aussehen werden. Damit könnte sich das Bitcoin-Netzwerk zu einem ernsthaften Wettbewerber für Ethereum entwickeln. Den höheren Marktwert hat das Projekt ohnehin.
Eine wirtschaftlich darstellbare und performante Defi-Plattform auf der Bitcoin-Blockchain würde mit größter Wahrscheinlichkeit auf erhebliches Interesse stoßen. Der Start von Taproot ist für November 2021 geplant.