Auf Druck der EU: Apple öffnet angeblich iPhone-NFC-Schnittstelle für die Konkurrenz
Seit Jahren werfen die EU und der Finanzausschuss ein kritisches Auge auf Apples Bezahlsystem Apple Pay und die damit verbundene NFC-Schnittstelle von iPhones.
Nun scheint Apple sich einem Reuters-Bericht zufolge durchgerungen zu haben, die NFC-Schnittstelle von iPhones etwa für kontaktlose Zahlungen für Dritte zu öffnen. Dem Bericht zufolge habe Apple konkret angeboten, Konkurrenten Zugriff auf das Tap-and-go-Zahlungssystem per NFC für mobile Geldbörsen zu gewähren.
Öffnung der NFC-Schnittstelle: Apple versucht, Milliardenstrafe zum umgehen
Mit diesem Schritt versuche Apple, die EU-Kartellvorwürfe auszuräumen und eine mögliche hohe Geldstrafe abzuwenden. Die EU-Wettbewerbshüter:innen hatten Apple im vergangenen Jahr vorgeworfen, den Zugang von konkurrierenden Diensten zu seiner Tap-and-go-Technologie zu beschränken und ihnen damit die Entwicklung wettbewerbsfähiger Dienste auf Apple-Geräten zu erschweren.
Die Europäische Kommission wird Reuters’ Informanten zufolge im nächsten Monat das Feedback von Konkurrent:innen und Kund:innen einholen, bevor sie entscheidet, ob sie Apples Angebot annehmen werde. Wie Reuters berichtet, riskieren Unternehmen drakonische Geldstrafen von bis zu zehn Prozent ihres weltweiten Jahresumsatzes, wenn sie sich eines Verstoßes gegen die EU-Kartellvorschriften schuldig machen.
Apple hatte sich mit Tap to Pay schon einen Spalt geöffnet
Einen ersten Schritt zur Öffnung der NFC-Schnittstelle hatte Apple schon 2022 mit der Funktion Tap to Pay eingeführt.
Mit diesem Feature können Händler:innen in den USA und in wenigen europäischen Ländern mit iPhones Kartenzahlungen abwickeln, ohne zusätzliche Hardware zu benötigen. Die Funktion akzeptiere Zahlungen per Apple Pay, Kredit- und Debitkarten und über andere digitale Wallets.
Laut Apple können Zahlungsplattformen und App-Entwickler:innen die Funktion in ihre Apps einbinden und ihren Kund:innen als Zahlungsoption anbieten.
Mit der weiteren Öffnung der NFC-Schnittstelle könnten Mitbewerber:innen eigene Wallets für iPhone-Nutzer:innen anbieten. Bislang hält Apple diese trotz Tap to Pay verriegelt. Allerdings hatte Apple seine Wallet in den vergangenen Jahren umfangreich ausgebaut, sodass sie nicht nur zum Bezahlen genutzt werden kann. Sie unterstützt etwa auch digitale Schlüssel und Ausweise.
Öffnung der NFC-Schnittstelle nur eine von mehreren Forderungen der EU
Die kartellrechtliche Untersuchung der EU zu Apple Pay beziehungsweise der NFC-Schnittstelle von iPhones ist nur eines von mehreren laufenden Kartellverfahren gegen Apple. Auch der Streit über Musikstreaming mit Spotify gehört dazu. Spotify behauptet, dass Apples Provision von 30 Prozent für In-App-Käufe den Wettbewerb mit Apple Music auf unfaire Weise einschränke.
Überdies steht bei Apple die Öffnung für alternative App-Stores vor der Tür. Denn der Digital Markets Act (DMA) verpflichtet den Konzern dazu, Nutzer:innen das Sideloading von Apps außerhalb des App-Stores bis März 2024 zu ermöglichen. Dass Apple seine neuen iPhones mit USB‑C ausgerüstet hat, fällt übrigens auch auf die EU zurück.
Schon traurig, dass ein Konzern immer erst gezwungen werden muss, im Sinne der Kunden zu handeln, da die Kunden selbst sich stets mit jeder allzu starken Kritik zurückhalten…