2018 entschied die EU-Kommission, dass Google seine Marktmacht missbraucht, indem der Konzern die eigene Suchmaschine unter Android zum Standard macht. Der US-Konzern führte daraufhin einen Auswahlbildschirm ein, der bei der Einrichtung eines neuen Android-Smartphones drei weitere Suchmaschinen vorschlägt. Dafür lässt sich Google allerdings bezahlen: Die drei freien Plätze werden über eine Auktion vergeben. Genau dieses System kritisieren die Suchmaschinenanbieter Ecosia aus Deutschland, Duckduckgo aus den USA, Qwant und Lilo aus Frankreich sowie Seznam aus Tschechien jetzt in einem offenen Brief an EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.
In dem Brief fordern die Anbieter Vestager auf, ein Treffen zwischen den Suchanbietern und Google zu organisieren. Bei dem Treffen soll eine Überarbeitung der Suchmaschinenauswahl in Android diskutiert werden. „Wir unterstützen von ganzem Herzen das Bestreben der Kommission, gegen die fest verankerten Wettbewerbshemmnisse durch Google vorzugehen. Wir fordern, dass diese Absichten jetzt in die Praxis umgesetzt werden, unter voller Ausnutzung Ihrer vorhandenen Mittel“, heißt es in dem Schreiben, das t3n vorliegt.
Ecosia-Chef bezeichnet Googles Suchauktionen als Affront gegen die EU
„Seit der Kartellbuße der EU, die 2018 gegen Google verhängt wurde, ignoriert der Gigant weiterhin ungeniert geltendes Kartellrecht und bietet auktionsbasierte Lösungen an, die ein klarer Affront sind gegen die Hoheit der europäischen Kartellbehörden“, kritisiert Christian Kroll, der CEO der deutschen Suchmaschine Ecosia. Ein Gespräch zwischen der Europäischen Kommission, Google und den Anbietern sei daher „dringend erforderlich“.
Auch kleinere Suchmaschinen sollten von Google nicht ausgeschlossen werden können, so Kroll. „Wenn man allen Akteuren den gleichen Zugang gewährt wie Google, können sich die Nutzer für die von ihnen bevorzugte Suchmaschine entscheiden, was langfristig zu einem faireren Wettbewerb auf unserem Markt beitragen wird“, so der Ecosia-Chef.
Bei Googles erster Auktion waren die Gewinner Duckduckgo, GMX und Info.com
Google versteigert die drei freien Plätze für jedes EU-Land einzeln. Bei der ersten Auktion im Januar 2020 konnten sich in Deutschland Duckduckgo, GMX und Info.com auf die Art einen Platz in Androids Suchmenü sichern. Die Anbieter müssen bei der Versteigerung angeben, wie viel Geld sie für jede Nutzerin und jeden Nutzer zahlen würden, der ihre Suchmaschine in dem Auswahlmenü anklickt. Am Ende zahlen sie dann aber nicht diesen Betrag, sondern den vierthöchsten bei der Versteigerung ermittelten Preis.
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