Weg mit den Faktencheckern, her mit den Community-Notes: Meta ändert seinen Umgang mit Inhalten auf seinen Plattformen. Am 7. Januar 2025 veröffentlichte CEO Mark Zuckerberg auf seinem Facebook- und Instagram-Account ein Statement bezüglich der Änderungen.
Faktenchecks werden in den USA abgeschafft
Demnach verzichtet das Unternehmen in den USA künftig auf die Zusammenarbeit mit unternehmensunabhängigen Faktencheckern. Stattdessen werden Beiträge nach dem Vorbild der Plattform X durch sogenannte Community-Notes ergänzt. Dabei fügen Nutzer:innen Anmerkungen zu Postings hinzu, die nicht unabhängig geprüft werden. Zusätzlich passte das Unternehmen die Community-Richtlinien an. In den USA sind jetzt unter anderem rassistische Äußerungen mitunter auf den Plattformen erlaubt.
Wie werden Werbetreibende auf den neuen Meta-Kurs reagieren? Der Konzern hat allein mit Facebook eine Plattform, die weltweit relevant ist. Dazu kommt mit Instagram der digitale Ort für Fotos und Community-Building, der nach wie vor eher jüngere Menschen anzieht. Damit verspricht Meta Werbekunden eine breite Anzahl an potenziell verfügbaren Nutzer:innen und eine immense Datenmenge, die zu Werbezwecken nutzbar ist. Die Plattformen sind, ähnlich wie Google und Amazon, durch ihre hohe Nutzerzahl sehr relevant für den westlichen Werbemarkt.
Wichtige Frage: Was wird aus der Brand Safety?
Allgemein legen Werbetreibende Wert auf die sogenannte Brand Safety: Ihre Unternehmensinhalte sollen in einem möglichst sicheren Umfeld erscheinen. Vereinfacht gesagt sind Desinformationen, Hass und Krieg in der Regel keine gewünschte digitale Umgebung für die eigenen Anzeigen. Zeitnah könnten durch die Meta-Änderungen Inhalte mit Falschinformationen, Hass und Hetze zunehmen.
„Verändern sich Plattformen, verändert sich auch ihr Werbeumfeld im Hinblick auf Umfeld-Qualität und Brand-Safety”, so Klaus-Peter Schulz, Geschäftsfüher vom Verband Die Mediaagenturen. Laut ihm werde die Abschaffung der Faktenchecker Auswirkungen auf Werbeausgaben haben. „Mit der Rolle rückwärts begibt sich Mark Zuckerberg mit seinen Plattformen auf dünnes Eis”, summiert er.
Dabei ist das Werbegeschäft für Meta in der jüngsten Vergangenheit der Umsatztreiber gewesen. Im dritten Quartal lag der Werbe-Umsatz weltweit bei 39,89 Milliarden US-Dollar, wichtigste Märkte waren mit 17,4 Milliarden Dollar die USA und Kanada. Auf den europäischen Markt entfiel ein Anteil von 9,36 Milliarden Dollar.
Voraussichtlich kann der Konzern auch in Zukunft auf diese Finanzierung setzen. Denn der große Aufschrei der Unternehmen in den USA blieb aus.
Aufschrei in den USA bleibt aus
Das war nicht immer so. Nach der X-Übernahme durch Tesla-Chef Elon Musk stellten Unternehmen während der wachsenden Kritik – auch aufgrund der Zunahme an dort geteilten Desinformationen – an der Plattform ihre dortigen Werbemaßnahmen ein. Allerdings auch erst, nachdem mehr und mehr Nutzer:innen ihre X-Accounts deaktivierten und auf Alternativen wie Bluesky auswichen. Aber auch das änderte sich.
Laut Musk kamen sie schon zu X zurück, nachdem Donald Trump Anfang November 2024 erneut zum US-Präsidenten gewählt wurde. US-amerikanische Firmen suchen jetzt die Nähe zu Plattformen, denen Trump gewogen ist. Das weiß auch Zuckerberg, der in seiner Videobotschaft mehrmals auf die Konzern-Zusammenarbeit mit dem künftigen US-Präsidenten verwies.
Wie Marc Zuckerberg wohl wichtige Dokumente unterschreibt? Seine und die Unterschriften weiterer Tech-Größen findest du hier:
Und die Werbebranche in Deutschland? Für sie sind, wie auch Emetriq-Geschäftsführer Stephan Jäckel, im Podcast t3n Interview sagt, Plattformen wie Instagram für die Werbung sehr wichtig. Hiesige Unternehmen investieren vergleichsweise viel Geld in Werbemaßnahmen auf ihnen. „Knapp die Hälfte (49,3 Prozent) der gesamten Netto-Werbeumsätze in Deutschland vereinen die globalen Plattformen Google, Amazon und Meta auf sich”, weiß auch Schulz vom Mediaagenturen-Verband.
Auswirkungen in Deutschland unklar
Ob sich das zukünftig ändert, ist fraglich. Dabei stößt die Meta-Ankündigung auch auf Besorgnis in der deutschen Werbebranche. „Wir sind als GWA doch irritiert, dass die Entfernung von Falschmeldungen plötzlich als Zensur dargestellt wird”, so Larissa Pohl, Präsidentin Gwa Verband führender Kommunikationsagenturen.
Sie verweist darauf, dass die Änderung erst einmal nur die USA betreffe, zudem sei die „Faktenlage“ zur Abschaffung der Faktenchecks bis jetzt nicht eindeutig geklärt. Ihre Hoffnung: „Dass das US-Modell nicht auch in Europa Schule machen wird“. Beim Konkurrent X zeigen sich seit Jahren die möglichen Folgen fehlender Faktenchecks in der Europäischen Union. Schon im Dezember 2023 eröffnete die EU-Kommission wegen illegaler Inhalte auf der Plattform ein Verfahren gegen X. Basis ist der seit August 2023 gültige Digital Services Act. Laut ihm muss auch Meta die Faktenchecker, für die in Deutschland unter anderem die Presseagentur dpa zuständig ist, bestehen lassen.
Für Pohl ist die Zuckerberg-Ankündigung jedenfalls ein Thema, das Gesprächsbedarf liefert. „Wir haben Zuckerbergs Pläne auf die Agenda der nächsten Vorstandssitzung Ende Januar gesetzt“, sagt sie.
Tja, wenn Politiker keinen Einfluss mehr auf die Zensur haben, ist das doof.
Dann kann ja jeder schreiben und denken was er möchte.
Unfassbar!