Für Alexa und Co: Amazon setzt auf Smarthome-Standard Matter
Die Pläne für intelligente Wohnräume sind seit jeher sehr ambitioniert und der Markt heiß umkämpft. Bisher muss man sich erst mal für einen der unzähligen Anbieter wie Apple Home Kit, Google Home oder Alexa Smart Home entscheiden. Danach muss man seine Geräte an die jeweilige Plattform anpassen, wobei manche nur exklusiv mit einem Anbieter funktionieren und man für andere wieder einen neuen braucht. Dass das dem großen Ziel auf Dauer im Wege steht, haben auch die Marktkonkurrenten gemerkt – und sich ungewöhnlicherweise für eine Kooperation entschieden. Das Ergebnis heißt Matter und soll im Herbst 2022 auf den Markt kommen.
Matter macht’s möglich: Siri spricht mit Alexa
„Wir glauben fest an Ambient Intelligence – eine Umgebung, in der Geräte durch künstliche Intelligenz miteinander verwoben sind und damit so viel mehr leisten können als jedes einzeln für sich“, so Marja Koopmans, Leiterin von Alexa Smart Home, in einem Interview mit dem Onlinemagazin The Verge. Es gebe keine Zukunft für die Smarthomes, wenn in der Industrie nicht zusammengearbeitet werde.
Matter selbst ist kein eigenes Endgerät, sondern eine IP-basierte Schaltstelle, vergleichbar mit einem USB-Port, über den Smarthome-Plattformen unterschiedlicher Anbieter miteinander verbunden werden können. Zum Beispiel können Siri, Alexa und der Google Assistant künftig miteinander kommunizieren und sich quasi „absprechen“. Was das für die Praxis bedeutet, klingt für Freunde des selbstdenkenden Heims auf jeden Fall vielversprechend.
Smarthomes passen sich selbst den Umständen an
Laut Koopmans soll das zum Beispiel so aussehen: Wenn man das Haus verlässt und vergisst, das Licht auszuschalten, das Thermostat einzustellen oder die Tür abzuschließen, dann kann Alexa das übernehmen – ohne dafür eine Aufforderung zu erhalten. Es soll durch Matter auch möglich sein, unterschiedlichste Geräte im Haus für verschiedene Situationen miteinander zu koordinieren. Diese Home-State-API sind zum Beispiel „Zuhause“, „Urlaub“ oder „Abendessen“.
Um das Haus dafür in den gewünschten Zustand zu versetzen, greifen Alexa und Co. dann auf Lichter, Steckdosen, Jalousien oder Wi-Fi-Router zu, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Das alles läuft noch schneller als früher und zeitweise sogar ohne Internet. Außerdem soll die lästige manuelle Verbindung von Geräten wegfallen und das bloße Einschalten eines Geräts genügen, um es in die Smarthome-Gruppe aufzunehmen. Die entsprechenden Einstellungen werden dann von jeder App übernommen und müssen in jeder einzeln hinzugefügt werden. Gesteuert wird das ganze mit einer Matter-Fernbedienung.
Mit Matter weiß euer Haus, was ihr wollt
Durch die Vereinheitlichung des Systems wird auch die Arbeit der Programmierer:innen vereinfacht. Damit ist der Grundstein gelegt für große Neuerungen im Smarthome-Markt, bei dem die Konkurrenten liefern müssen. Schließlich ist der Wechsel von einem Anbieter zum nächsten nur mehr ein Fingerschnippen. Es gibt wohl schon Pläne, dass Alexa Aufgaben übernimmt, von denen die Benutzer:innen noch gar nicht wussten, dass sie sie ausgeführt haben wollen.
Koopmans betont, dass Anwender:innen sich für Matter keine neuen Geräte zulegen müssen, sondern dass auch alte problemlos mit der neuen Schaltstelle verknüpft werden können. „Matter soll auf den Investments aufbauen, die Kund:innen bereits getätigt haben.“
Für Menschen, die künstlicher Intelligenz skeptisch gegenüberstehen, und für Datenschützer:innen klingt das alles vermutlich wie eine Dystopie. Für Fans des intelligenten Eigenheims dürfte sich ab Herbst dieses Jahres eine Revolution anbahnen.