- Wie viele Kund:innen sind betroffen und um wie viel Geld geht es dabei?
- Kommen die Kunden an ihre Einlagen und sind diese gefährdet?
- Wie geht der Geschäftsbetrieb bei Nuri weiter und was ist mit den Ertragskonten?
- Besteht die Gefahr, dass auch Solaris im Zuge des Nuri-Falls in Schieflage gerät und den Geschäftsbetrieb einstellt?
- Wie kam es überhaupt zur Pleite von Nuri?
- Wird der Fall Nuri das Vertrauen in Kryptos und Fintechs erschüttern?
- Was ist von externen Beratungsangeboten rund um Nuri zu halten?
Insolvenz von Nuri: Was bedeutet die Pleite für Kunden und Krypto-Anleger?

Diese Woche hat die Berliner Krypto-Bank Nuri Insolvenz angemeldet. Das Berliner Fintech hatte aktuell etwa 500.000 Kund:innen, doch die Pleite könnte auch größere Kreise ziehen. Auch wenn der Insolvenzantrag mit dem Ziel gestellt wurde, die dauerhafte Zahlungsunfähigkeit zu verhindern, und Nuri jetzt Wege aus der Krise, sprich neue Investoren, suchen will, bleiben zahlreiche Fragen offen.
Wie viele Kund:innen sind betroffen und um wie viel Geld geht es dabei?
Insgesamt hatte Nuri (das in den Anfangsjahren unter dem Namen Bitwala firmierte) nach eigenen Angaben am Schluss 500.000 Kund:innen und verwaltete in 32 Ländern ein Kund:innenvermögen von 500 Millionen Euro. Die Zahlen stammen allerdings von Ende April, sodass es angesichts der aktuellen Kursentwicklungen ein gutes Stück weniger sein dürfte.
Kommen die Kunden an ihre Einlagen und sind diese gefährdet?
Nuri hatte keine eigene Banklizenz in Deutschland und hat stattdessen immer schon auf die Bafin-Lizenz der Solarisbank (inzwischen umbenannt in Solaris) zurückgegriffen. Die als technischer Kooperationspartner wiederum ist von dem Insolvenzantrag gar nicht betroffen. Es ist daher, insbesondere was die Einlagen in Euro betrifft, nicht sinnvoll, die Nerven zu verlieren.
Auch die Krypto-Assets der Nuri Pots und der Wallets, die bei der Solaris Digital Assets liegen, sind nicht gefährdet, da die Zahlungsschwierigkeiten ja nur den Geschäftsbetrieb von Nuri betreffen. Darüber hinaus hat Nuri angekündigt, dass die Kund:innen auch weiterhin während des Insolvenzverfahrens jederzeit Zugang zu ihrem Vermögen haben werden.
Eingeschränkt werden könnte dies lediglich bei bestimmten kleineren Währungen, wenn alle Investor:innen weltweit die Nerven verlieren, was aber dann eher ein Thema der Börsen als der verwahrenden Bank ist (und in dem Fall auch andere Verwahrstellen und selbst die selbst gehosteten Wallets betreffen wird).
Wie geht der Geschäftsbetrieb bei Nuri weiter und was ist mit den Ertragskonten?
Grundsätzlich können die Nuri-Kunden nicht nur auf ihre Konten wie gewohnt zugreifen, sondern der gesamte Geschäftsbetrieb läuft weiter. Das bedeutet, dass Sparpläne wie üblich ausgeführt werden, SEPA-Überweisungen weiterhin möglich sind und auch die Nutzung der Debitkarte weiterhin geht.
Das betrifft freilich nicht das Nuri-Ertragskonto, was aber nichts mit Nuri direkt, sondern mit der Celsius-Geschichte zu tun hat. Das amerikanische Partnerunternehmen Celsius Network ist seit einigen Tagen insolvent, nachdem man bereits im Juni die Abhebung von Kryptowährungen gestoppt hatte.
Hier bleibt allerdings die juristische Frage, ob die Kunden, die hier um ihre Einlagen bangen, Nuri als Vermittler oder Solaris juristisch belangen können. Schließlich hatte Nuri über längere Zeit erklärt, die Kryptowährungen auf dem Bitcoin-Ertragskonto würden nie eingefroren und seien jederzeit auszahlbar.
Besteht die Gefahr, dass auch Solaris im Zuge des Nuri-Falls in Schieflage gerät und den Geschäftsbetrieb einstellt?
Hier ein klares Nein! Denn Nuri ist nur einer von zahlreichen Kunden der Solaris, die unter anderem auch die Tomorrow Bank, Kontist (wird derzeit übernommen), Penta, Insha, Finom und diverse andere Fintechs und Digitalbanken betreut. Die Solaris ist eine mit Bafin-Lizenz ausgestattete und von der Bafin überwachte Vollbank, die sich auf das technologische Geschäft fokussiert und inzwischen komplett mit eigener Kernbanklösung cloudbasiert arbeitet. Insbesondere dieser Umstand sorgt dafür, dass die Ausfallsicherheit höher ist als bei anderen Banken mit On-Premises-Rechenzentrum.
Darüber hinaus ist die Solaris Mitglied der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken, sodass Kund:inneneinlagen bis 100.000 Euro pro Bank (gegebenenfalls bei mehreren Konten zusammengenommen) besichert sind. Das betrifft ohnehin nur die Sichteinlagen und nicht die eigentlichen Geldanlagen, die als Sondervermögen gelten.
Wie kam es überhaupt zur Pleite von Nuri?
Hierfür gibt es eine Vielzahl von Gründen, die im konkreten Fall jeder für sich nicht allzu problematisch gewesen wären, aber in Summe ausgereicht haben: Die Kryptobank hatte es in der Vergangenheit aufgrund von Managemententscheidungen nicht geschafft, die Strategie rechtzeitig anzupassen und neue Investorengelder zu bekommen. Hinzu kommt die schwierige Lage bei Investoren, die auch mit der aktuellen Wirtschaftslage zu tun hat.
Kurz gesagt: Es ist inzwischen deutlich schwieriger als noch vor zwei, drei Jahren, Finanzierungsrunden im Krypto- und Fintech-Umfeld erfolgreich abzuschließen. Denn entweder müssen neue Investoren gefunden werden oder aber die alten Investoren weiter an das Unternehmen glauben und gegebenenfalls auch mit einer Absenkung der Unternehmensbewertung klarkommen.
Ungünstig war zusätzlich im konkreten Fall auch der Vertrauensverlust aufgrund des Umgangs mit der Celsius-Insolvenz. Gerade im Fintech- und Bankenumfeld kann der Abzug von Vertrauen und Kundengeldern schnell zum Problem für das gesamte Unternehmen und seine Glaubwürdigkeit werden.
Wird der Fall Nuri das Vertrauen in Kryptos und Fintechs erschüttern?
Nein, dafür ist Nuri ein zu unbedeutender Player, auch wenn das Fintech im europäischen Markt durchaus bekannt ist. Die Banken und Sparkassen werden weiterhin Krypto-Angebote bereitstellen, die gegebenenfalls über andere Partner aus der Fintech-Szene betrieben werden.
Klar ist aber auch, dass das Misstrauen sowohl seitens der Banken, mit wem man zusammenarbeitet, als auch unter den Endkund:innen größer wird. Denn viele Fintechs arbeiten mit ähnlichen Konstrukten und sind letzten Endes nur Reseller. Dass die Kurse von Bitcoin, Ethereum und Co. nicht nur eine Richtung kennen, dürfte sich inzwischen auch bei weniger technisch versierten Privatanlegern herumgesprochen haben.
Was ist von externen Beratungsangeboten rund um Nuri zu halten?
Es ist bemerkenswert, wie schnell sich – in Kenntnis oder Unkenntnis der Sachlage – diverse Berater:innen, teils in Kooperation mit Anwält:innen, auf die neue Situation eingestellt haben. Deren Antrieb ist wahlweise das Generieren von Geschäft, das Marketing für alternative Krypto- und Geldanlagelösungen oder einfach das Spiel mit der Angst der Kund:innen.
Anleger:innen, die im Celsius-Fall Hilfe brauchen, können in der Tat versuchen, einen Teil des Geldes über eine Klage zurückzubekommen (auch wenn die Chancen hier nach dem Dafürhalten von Jurist:innen nicht allzu gut stehen). Auf jeden Fall ist der Austausch mit anderen Kund:innen in Foren sinnvoll, das Beauftragen kostenpflichtiger Leistungen oder Beratungsgespräche sollte man sich dagegen gut überlegen.
Start-ups, die von Investoren-Geldern leben, haben mich schon immer irritiert…