
„Nahezu die Hälfte (48 Prozent) der europäischen Arbeitnehmer:innen plant, sich in den nächsten zwölf Monaten nach einem neuen Arbeitsplatz umzusehen“. So steht es im HR Insights Report 2024 des Softwareanbieters Personio. Was da auch steht: 71 Prozent der Arbeitgeber finden, dass es deutlich schwerer ist als noch vor fünf Jahren, gute Mitarbeiter:innen zu finden.
Kein Wunder also, dass die Bindung von Talenten (bei 32 Prozent) und die Verbesserung des Wohlbefindens der Mitarbeitenden (bei 30 Prozent) für HR-Abteilungen zu den größten Herausforderungen der nächsten Monate gehören. Aber was sind die wichtigsten Stellschrauben dafür?
Work-Life-Balance und fehlendes Vertrauen
Für den Report hat Personio 7.000 Arbeitnehmer:innen und 3.500 HR-Entscheidungsträger:innen in Unternehmen mit 10 bis 2.000 Beschäftigten in Großbritannien, Spanien, den Niederlanden, Deutschland und Schweden befragt.
Zu den Gründen, warum sich Beschäftige nach einem neuen Job umsehen wollen, zählen ein stressiges Arbeitsumfeld (30 Prozent), mangelnde Wertschätzung (27 Prozent) und fehlende Aufstiegsmöglichkeiten (27 Prozent). Und natürlich geht’s auch ums Geld: „Ein Drittel (32 Prozent) plant schlichtweg, in eine besser bezahlte Branche zu wechseln“.
Abgesehen vom Finanziellen identifiziert Personio drei Aspekte, bei denen sich die Erwartungen der Arbeitnehmer:innen schlicht verändert haben: Eine Karriere muss für viele nicht mehr linear verlaufen, die Bedeutung der Work-Life-Balance hat zugenommen und das Vertrauen in Führungskräfte ist extrem niedrig.
Homeoffice: Ein Drittel würde bei kompletter Präsenzpflicht kündigen
Geht es um die Work-Life-Balance, sind Homeoffice und hybrides Arbeiten nicht weit. Und hier wird aus dem Reporting klar: Wer seine Belegschaft ins Office zurückholt, tut das in fast der Hälfte aller Fälle (49 Prozent) in der Annahme, die Beschäftigten würden zu Hause nicht gut arbeiten.
Insgesamt geben 71 Prozent der Arbeitgeber mit Büroangestellten eine bestimmte Anzahl an Tagen vor, die ihre Mitarbeitenden vor Ort arbeiten sollen. 40 Prozent der Beschäftigten kommen drei bis vier Tage die Woche an den Arbeitsplatz, 24 Prozent an ein bis zwei Tagen die Woche und sieben Prozent an ein bis zwei Tagen im Monat.
Die Debatte um eine erzwungene Rückkehr sorgt allerdings immer wieder für Spannungen. 40 Prozent der befragten Büroangestellten sehen die Fahrt ins Büro als Zeit- und Geldverschwendung, ein Drittel (33 Prozent) sagt, sie würden kündigen, wenn sie gezwungen wären, mehr als drei Tage die Woche ins Büro zurückzukehren und 30 Prozent finden, dass ihr Unternehmen falsche Versprechungen bezüglich des hybriden Arbeitens gemacht hat.
Transparenz, Fairness und Respekt: Vertraust du deinem CEO?
Stichwort falsche Versprechungen: Wer Kursänderungen wie die der Büropräsenz im Unternehmen nicht mit extrem viel Fingerspitzengefühl moderiert, kann einen erheblichen Vertrauensverlust erleiden.
Zum Vertrauen in die Unternehmensführung schreibt das Personio-Team im Report Folgendes: „Ein hohes Vertrauen im Unternehmen geht Hand in Hand mit einer guten Unternehmenskultur und glücklichen Mitarbeiter:innen. Doch Mitarbeitende erwarten heute mehr von Führung – sie wollen Transparenz, Fairness und Respekt. Das macht es schwieriger, Vertrauen zu gewinnen, und noch leichter, es zu verlieren“.
Das Reporting zeigt: Nur 21 Prozent der Mitarbeitenden vertrauten dem eigenen CEO, und lediglich 20 Prozent der obersten Führungsebene.
Interessant ist derweil auch, dass die Wahrnehmung der HR-Verantwortlichen in den meisten Fällen zwischen 10 und 20 Prozent positiver ausfiel als die der Beschäftigten. So stimmten beispielsweise 71 Prozent der HR-Verantwortlichen der Aussage zu, die oberste Führungsebene sei transparent in Bezug auf Entscheidungsfindung und Unternehmensziele – bei den Beschäftigten sahen das lediglich 49 Prozent so.