
Facebook-Zentrale in Melo Park. (Foto: Achinthamb/Shutterstock)
Videokonferenzanbieter Zoom hatte im Dezember 2019 rund 10 Millionen Nutzer. Während der Coronakrise sind die Nutzerzahlen explodiert. Derzeit kann Zoom mehr als 300 Millionen Kunden vorweisen. Dieses Wachstum weckt Begehrlichkeiten.
Messenger Rooms: 50 Teilnehmer pro Videokonferenz
Nun kontert Facebook mit einem eigenen Angebot. Das hört auf den Namen „Messenger Rooms“ und soll in der Endausbaustufe Videokonferenzen mit bis zu 50 Teilnehmern ermöglichen. Zum Start in den nächsten Wochen werden es rund 20 Teilnehmer sein dürfen.
Damit bleibt Rooms hinter Zoom zurück, das bis zu 100 Teilnehmer pro Videokonferenz und bis zu 1.000 Zuschauer einer Videoübertragung erlaubt. Dabei ist die Dauer in der Gratis-Version von Zoom auf 40 Minuten beschränkt, während Facebooks Messenger Rooms keiner Zeitbeschränkung unterliegen sollen. Das berichtet The Verge.

So werden die Messenger Rooms auf dem Smartphone aussehen. (Screenshots: Facebook)
Messenger Rooms werden in Facebook-Produkte integriert
Dabei werden die „Messenger Rooms“ kein eigenständiges Produkt sein. Vielmehr stellen sie zunächst eine Erweiterung des Kerndienstes Facebook, sowie der Messenger-App dar. Später sollen die Rooms auch in Instagram, Whatsapp und Portal genutzt werden können.
Die Nutzung verspricht einfach zu sein. Der Gastgeber eines Rooms erstellt einen Link, der anderen erwünschten Teilnehmer zugesendet wird. Die klicken dann darauf und treten so der Konferenz bei. Der Veranstalter entscheidet, ob der Zugang für jedermann mit Kenntnis des Links möglich sein oder ob eine Zugangskontrolle erfolgen soll.
Zugangskontrolle ja, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nein
Gerade die fehlende Zugangskontrolle hatte Zoom herbe Kritik eingetragen. Die relativ schwachen Zahlenfolgen, mit denen Zoom seine Konferenz-Links aufbaute, waren leicht zu erraten. Eine Zeit lang machten sich Nutzer einen Spaß aus dem sogenannten „Zoombombing“, indem sie sich in zufällig ausgewählte Videokonferenzen einschalteten. Solches soll bei Rooms nicht möglich sein. Der Organisator könne jederzeit einen Teilnehmer aus der Videokonferenz entfernen und auch das Teilen der Einladungslinks unterbinden, so Facebook.
Zum Start der Lösung wird es allerdings keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung geben. So kann Facebook theoretisch Zugriff auf die Konferenzen nehmen. Der Konzern begründet das mit Performance-Erfordernissen zum Start. Im Laufe der Zeit soll eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, wie sie etwa bei Whatsapp inzwischen Standard ist, eingeführt werden. Der Fairness halber muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass auch Zoom bislang keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung vollzieht.
Facebook verdoppelt Anzahl der Videoanrufteilnehmer in Whatsapp
Zwischenzeitlich verspricht Facebook, dass Daten aus den Rooms nicht für personalisierte Werbung verwendet werden. Andererseits sollen Nutzern Chaträume ihrer Facebook-Freunde vorgeschlagen werden.

Facebook verdoppelt Zahl der Teilnehmer eines Videoanrufes via Whatsapp. (Screenshot: Facebook)
Apropos Whatsapp – hier will Facebook die Zahl der gleichzeitigen Teilnehmer an einem Videoanruf von vier auf acht erhöhen. Ebenso soll die Plattform Facebook Dating, die es aus Datenschutzgründen noch nicht nach Europa geschafft hat, mit Videokonferenz-Möglichkeiten ausgestattet werden.
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„Zugangskontrolle ja, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung nein“ … damit hat sich Rooms z.B. als Business Messenger disqualifiziert. Vom Timing und der privaten Notwendigkeit in der Cobid-19 Zeit ist der Launch verständlich. Was Datenschutz und Kompatibilität mit anderen Apps betrifft, haben Grape.io & co. eindeutig die Nase vorne, zumindest in Europa.