Nasa versus Roskosmos: Fliegt erstmals eine Kosmonautin im SpaceX-Raumschiff zur ISS?
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs und der Verhängung von Sanktionen gegen Russland hat sich das Verhältnis zwischen der US-Raumfahrtbehörde Nasa und dem russischen Widerpart Roskosmos schlagartig verschlechtert. Hatte Roskosmos-Chef Dmitri Rogosin noch im Oktober 2021 erklärt, dass SpaceX genügend Erfahrungen gesammelt habe, um Kosmonauten an Bord der Crew Dragon zur ISS zu fliegen, schwadronierte Rogosin Anfang April 2022, dass „die USA kein Raumschiff“ hätten. Ob im September 2022, wie geplant, die russische Kosmonautin Anna Kikina per SpaceX-Raumschiff zur ISS fliegt, ist fraglich.
Kosmonautin an Bord? Nasa entscheidet im Juni
Auf die Frage eines Journalisten im Rahmen einer Pressekonferenz zur bald startenden Crew-4-Mission, ob es diesbezüglich schon eine Entscheidung gebe, sagte der bei der Nasa für die ISS zuständige Manager Joel Montalbano, dass es eine Antwort darauf Mitte oder Ende Juni geben werde. Inwieweit das an der Nasa liegt, ist nicht bekannt. Rogosin hatte in den vergangenen Wochen via Twitter erklärt, dass die „Wiederherstellung normaler Beziehungen zwischen Partnern“ auf der ISS und anderen Projekten nur mit der „vollständigen und bedingungslosen Aufhebung illegaler Sanktionen“ möglich sei.
Ein Ende der Sanktionen ist allerdings nicht abzusehen. Zudem hatten Rogosin und Roskosmos schon Anfang März 2022 für Kopfschütteln gesorgt, als in einem veröffentlichten Video die Vernichtung der Raumstation ISS gezeigt wurde – wohl als Warnung an Partner wie Nasa oder Esa. Europas Raumfahrtbehörde Esa hatte die geplante Exomars-Mission auf Eis gelegt, es sie gemeinsam mit durchführen wollte. Anfang März 2022 hatte sich Roskosmos zudem geweigert, Satelliten für das geplante Satelliteninternet des Starlink-Konkurrenten Oneweb in den Orbit zu bringen – und politische Zugeständnisse verlangt. Oneweb setzt jetzt auf indische Raketen.
ISS: Nasa und Roskosmos arbeiten zusammen
Eigentlich arbeiten USA und Russland spätestens seit Ende des Kalten Krieges Anfang der 1990er-Jahre zusammen, wenn es um Missionen zu den Weltraumstationen Mir und ISS geht. Erstmals war ein russischer Kosmonaut im Jahr 1994 an Bord eines Spaceshuttles ins All geflogen, wie Futurism schreibt. Bisher letzter Russe an Bord eines US-Raumschiffs war Nikolai Budarin im Rahmen der Mission STS-113. Als Pro-Argument für die Teilnahme der Russin Kikina an der Crew-5-Mission gilt derweil die Tatsache, dass der Betrieb der ISS trotz der politischen Zerwürfnisse bisher noch relativ reibungslos verläuft.