Wer Oppo nicht kennt: Der Hersteller ist eine Tochter des Technikriesen BBK, die unter anderem auch das Startup Oneplus finanziert und den weiteren Hersteller Vivo unter sich vereint. 2019 war Oppo hinter Xiaomi der viertgrößte Hersteller von Android-Smartphones der Welt. Bislang eher außerhalb Europas aktiv, will das Unternehmen nun auch hierzulande seine Produkte anbieten und damit Samsung und dem derzeit wegen eines Embargos strauchelnden Hersteller Huawei Marktanteile abluchsen. Das erste High-End-Smartphone für Deutschland ist das Oppo Find X2 Pro, das wir in den letzten Wochen ausprobiert haben.
Oppo Find X2 Pro: Premium-Smartphone zum Premium-Preis
Oppo zeigt mit seinem Find X2 Pro, dass der Hersteller hierzulande nicht als Billigheimer angesehen werden will, sondern als ein Unternehmen, das für ein Premium-Produkt auch einen Premium-Preis verlangt. So kostet das Topmodell 1.199 Euro – für den Preis ist das Find X2 Pro ein rundum ausgestattetes Smartphone, an dem es kaum etwas mangelt.
Die Verarbeitung ist ohne jeden Zweifel erhaben: Das uns vorliegende Modell mit einer leichte gebogenen Rückseite aus fein geriffeltem Keramik ist rundum top verarbeitet. Auf der Vorderseite nimmt das 6,7-Zoll-OLED-Display mit 3.168 x 1.440 Pixeln (513 ppi) nahezu die komplette Front ein. Nur ein kleines Punch-Hole links oben im Bildschirm enthält die 32-Megapixel-Frontkamera, die das Display durchbricht. Einhandbedienung ist bei seiner Größe kaum möglich – es ist trotz seines 0,2 Zoll kleineren Bildschirms beinahe genau so groß wie Samsungs Galaxy S20 Ultra 5G (Test), allerdings ist es wegen seines leicht um die Seiten gebogenen Bildschirms ein wenig schmaler, wodurch es besser in der Hand liegt.
Der helle Bildschirm ist ausgezeichnet und unterstützt HDR10+, es liefert knackige Farben und kommt mit einer Bildwiederholrate von 120 Hertz, die sich im Unterschied zum Samsung Galaxy S20 bei Bedarf auch mit voller Auflösung aktivieren lässt. Notwendig ist das jedoch nicht – es reicht vollkommen aus, die 120 Hertz mit Full-HD-Plus-Auflösung zu verwenden. Wer die flüssige und direkte Interaktion mit 120 Hertz ausprobiert hat, der will sie nicht mehr missen. Wir tippen darauf, dass alle Hersteller nach und nach auf eine hohe Bildwiederholrate wechseln werden, wie sich auch schon abzeichnet.
Oppo Find X2 Pro mit guter Kamera und Akku mit „Druckbetankung“
Dass für Oppo die Kamera eine der wichtigsten Smartphone-Komponenten ist, zeigt sich an der Ausstattung und den Bestnoten bei den Kameraspezis von DXO Mark. Im Find X2 Pro kommt als Primärsensor ein großer Sony-IMX689-Sensor (1/1,4 Zoll und 1,12 Mikrometer) mit optischer Bildstabilisierung (OIS), der mit 48 Megapixeln auflöst zum Einsatz. Bei der zweiten 48-Megapixel-Kamera im Bunde verbaut Oppo einen Sony-IMX586-Sensor für Superweitwinkelaufnahmen, der auch für knackige Makrofotos aus bis zu drei Zentimetern eingesetzt werden kann. Der dritte Sensor mit 13 Megapixeln und OIS dient als Telezoom und liefert fünffache optische und zehnfache Hybridvergrößerung. Eher ein Gimmick wie bei Samsungs 20 Ultra ist der 60-fach Digitalzoom, der zehnfache Hybridzoom liefert indes noch brauchbare Ergebnisse.
Der Dynamikumfang der Find-X2-Kamera überzeugt, wie auch die Resultate in den meisten Szenarien: Farben, Schärfe und der Weißabgleich sind ebenso top. Auch bei Dunkelheit liefert die Kamera sehr gut ab. Etwas nachbessern könnte Oppo bei der Darstellung von Details im Hintergrund.
Bei der weiteren Ausstattung bleibt kaum etwas zu wünschen übrig: Das Find X2 Pro kommt mit Qualcomms Snapdragon 865-SoC, zwölf Gigabyte LPDDR5-RAM und 512 Gigabyte nicht erweiterbarem UFS-3.0-Flashspeicher. Ein 5G-Modem ist standardmäßig an Bord – der Dual-SIM-Slot unterstützt zwar zwei LTE, jedoch nur eine 5G-SIM gleichzeitig. Der zweigeteilte Akku misst 4.260 Milliamperestunden und lässt sich mit 65 Watt quasi mit Druckbetankung per Super-VOOC-2.0-Technologie binnen etwa 40 Minuten voll aufladen. Die Akkulaufzeit des Find X2 Pro dürfte für die meisten Nutzer für einen oder anderthalb Tage ausreichen, auch wenn ihr den Bildschirm mit 120 Hertz und FHD-Plus-Auflösung verwendet. Falls der Akku mal zur Neige gehen sollte, ist er immerhin wieder schnell geladen – jedoch müsst ihr stets das proprietäre Netzteil mit euch führen. Was fehlt, ist kabelloses Laden, das bei vielen Top-Geräten mittlerweile zum Standard gehört. Zur weiteren Ausstattung gehören der neue WiFi6-Standard, Bluetooth 5.1 und NFC. Letzteres ist etwa für Google Pay notwendig. Ferner sind für die Standortbestimmung aGPS, Glonass, Beidou und Galileo an Bord.
Oppo Find X2 Pro: Color OS 7.1 auf Android-10-Basis
Softwareseitig ist Android 10 mit Oppos hauseigener Nutzeroberfläche Color OS 7.1 vorinstalliert. Ab Werk liefert der Hersteller sein Find X2 ohne App-Drawer aus, der lässt sich bei Bedarf aber aktivieren. Auch die App-Icons und Ikonografie weichen teils von Stock-Android ab, allerdings bietet Oppo viele Anpassungsoptionen, die es zu erforschen gilt. Wer den Powerbutton zum Schnellstart der Kamera verwenden will, muss umlernen, denn diese Option wird nicht unterstützt. Stattdessen könnt ihr bei ausgeschaltetem Bildschirm ein „O“ auf das Display zeichnen, schon könnt ihr losknipsen.
Wie zuverlässig Oppo mit Software-Updates ist, bleibt abzuwarten. Bei anderen, alteingesessen Herstellern ist mittlerweile klar, wie schnell oder langsam sie ihre Android-Updates und Softwarepatches ausliefern. Hier muss Oppo zeigen, dass sie liefern können.
Oppo Find X2 Pro und Find X2 – Spezifikationen im Vergleich
Modell | Oppo Find X2 Pro | Oppo Find X2 |
---|---|---|
Display | 6,7 Zoll mit 120 Hertz, (3.168 x 1.440 Pixel, 513 ppi) 20:9-Seitenverhältnis, 100% DCI-P3, Gesamtspitzenhelligkeit 800 nits, Gorilla Glass 6 | 6,7 Zoll mit 120 Hertz, (3.168 x 1.440 Pixel, 513 ppi) 20:9-Seitenverhältnis, 100% DCI-P3, Gesamtspitzenhelligkeit 800 nits, Gorilla Glass 6 |
Betriebssystem | Android 10 mit Color OS 7 | Android 10 mit Color OS 7 |
Prozessor | Snapdragon 865 mit max. 2,84 GHz | Snapdragon 865 mit max. 2,84 GHz |
Arbeitspeicher | 12 GB RAM LPDDR5 | 12 GB RAM LPDDR5 |
Interner Speicher | 512 GB UFS 3.0 (nicht erweiterbar) | 256 GB UFS 3.0 (nicht erweiterbar) |
Akkukapazität | 4.260 mAh (fest verbaut) mit VOOC 2.0 | 4.200 mAh (fest verbaut) mit VOOC 2.0 |
Hauptkamera | Triple-Kamera: 48 MP (IMX689), 48 MP (IMX586), 13 MP, 5x optischer Zoom, 60x Digitalzoom, „3D-Zoom“, Bildstabilisierung, Autofokus, 4K-Video | Triple-Kamera: 48 MP (IMX586), 12 MP, 13 MP, 3x optischer Zoom, 20x Digitalzoom, „3D-Zoom“, Bildstabilisierung, Autofokus, 4K-Video |
Frontkamera | 32 MP, f/2,4 Blende, | 32 MP, f/2,4 Blende, |
Konnektivität | Wifi 6, Bluetooth 5.0, GPS, LTE, 5G | Wifi 6, Bluetooth 5.0, GPS, LTE, 5G |
Sonstiges | Fingerabdrucksensor im Display, 2D-Gesichtserkennung, wasser- und staubdicht (nach IP68), Single-SIM, Stereo-Lautsprecher mit Dolby-Atmos-Technologie | Fingerabdrucksensor im Display, 2D-Gesichtserkennung, staubdicht (nach IP54), Single-SIM, Stereo-Lautsprecher mit Dolby-Atmos-Technologie |
Abmessungen | 165,2 x 74,4 x 8.8mm (Keramik) 165,2 x 74,4 x 9,5 mm (Veganes Lederimitat) | 164,9 x 74,5 x 8,0 mm |
Gewicht | 207 Gramm (Keramik) 200 Gramm (veganes Leder) | 196g (Keramik) 187g (Glas) |
Farben | Schwarz (Keramik), Orange (veganes Leder) | Schwarz (Keramik), Blau (Glas) |
Preis (UVP) | 1.199 Euro | 999 Euro |
Fazit: Oppo kann auch High-End
Oppo zeigt mit seinem High-End-Debüt für den deutschen Markt, dass der Hersteller sich nicht hinter den hiesigen Smartphonegrößen verstecken muss. Verarbeitung, schnelles 120-Hertz-Display und Performance des Find X2 Pro sind ausgezeichnet und auch die Kamera macht mit ihrer Vielseitigkeit Spaß. Ein kleines Software-Update wäre hinsichtlich der Verbesserung von Details wünschenswert. Allgemein liefert die Kamera aber gute Resultate.
Dass Oppo seinem Gerät ein 65-Watt-Netzteil für turboschnelles Laden beilegt, ist nicht selbstverständlich, wie man bei Samsungs Galaxy S20 Ultra sehen kann: Der Hersteller packt nur ein 25-Watt-Netzteil bei, die teurere 45-Watt-Option muss der Kunde sich zusätzlich kaufen. Wer Wert auf kabelloses Laden legt, muss sich nach Alternativen umsehen.
Allgemein hinterlässt das Oppo Find X2 Pro einen sehr guten Eindruck, jedoch ist der Einstiegspreis von 1.200 Euro nicht gerade gering. Zum einen bleibt zu beobachten, wie sich der Hersteller hinsichtlich der Updates verhält – auf dem Find X2 Pro läuft zwar Android 10, aber mit Sicherheitspatches vom Februar 2020, während andere Hersteller ihre Top-Geräte schon allmählich mit dem Aprilpatch ausstatten. Zudem sollte man das Schwesterunternehmen Oneplus nicht aus der Rechnung herauslassen, das Mitte April sein Oneplus 8 und 8 Pro vorstellen wird. Gerüchten zufolge soll es eine ähnliche Kameraausstattung besitzen und auch kabelloses Laden – und das zu einem günstigeren Preis. Womöglicher Nachteil: Das Oppo-Smartphone wird erst ab Anfang Mai erhältlich sein.
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