Big-Five-Persönlichkeiten: Diese Typen performen im Homeoffice am besten – gehörst du auch dazu?
Es gibt zwei Arten von Menschen: die, die das Homeoffice lieben, und die, die es hassen. Oder etwa nicht? So einfach ist es natürlich nicht. Die Kategorisierung von Persönlichkeiten hilft zwar, um sich einen Überblick über Eigenschaften und Bedürfnisse zu verschaffen, sie hat dennoch stets ihre Schwächen. Zwischen Homeoffice-Liebenden und Homeoffice-Hassenden ist noch viel Platz im Spektrum.
Big-Five-Modell auf Homeoffice-Worker angewandt
Wie stark die Persönlichkeit die Produktivität im Homeoffice beeinflusst, veranschaulicht beispielsweise ein IZA-Forschungspapier von Nicolas Gavoille und Mihails Hazans vom August 2022. Die Autoren messen die „Big Five“-Persönlichkeitsmerkmale von mehr als 1.700 Befragten in Lettland, die während der Pandemie ausschließlich oder größtenteils daheim gearbeitet haben. Lettland hatte im EU-Vergleich stets ein besonders hohes Maß an mobiler Arbeit.
Die Big-Five-Kategorien beziehen sich auf Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Die fünf Persönlichkeitstypen wurden durch eine Vielzahl von Studien belegt und gelten heute international als das universelle Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung. Sie wurden innerhalb der letzten 20 Jahre in Tausenden wissenschaftlichen Studien verwendet – so auch in der Homeoffice-Befragung aus Lettland.
Wer über ein hohes Maß an Offenheit verfügt, gilt demnach als einfallsreich, neugierig und fantasievoll. Wer über Gewissenhaftigkeit verfügt, gilt als kontrolliert, genau und zielstrebig. Extravertierte Menschen sind gesellig, aktiv und gesprächig. Verträglichkeit bedeutet, dass die Personen mitfühlend, hilfsbereit und verständnisvoll sind. Mit Neurotizismus verbinden Forschende die Persönlichkeiten, die ängstlich, verletzlich und selbstzweifelnd sind.
Um herauszufinden, wie stark oder schwach die verschiedenen Persönlichkeitsmerkmale bei den Befragten ausgeprägt sind, mussten sie einigen Aussagen zustimmen beziehungsweise nicht zustimmen. Auf einer Skala von eins bis sieben sollten sie sich unter anderem hinsichtlich Behauptungen wie „Ich betrachte mich als zuverlässig“, „Ich betrachte mich als sorglos“ oder „Ich betrachte mich als aufgeschlossen“ selbst kategorisieren.
Auffallend produktiv sind der Studie zufolge die Befragten, denen besonders stark Gewissenhaftigkeit zugeschrieben wird. Wer in dieser Kategorie im oberen Viertel abschneidet, berichtet mit rund 25 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit von positiven Erfahrungen im Homeoffice. Doch auch Menschen, bei denen Offenheit nachgewiesen wurde, gelten den Forschenden nach als ausgesprochen produktiv während der Arbeit in den eigenen vier Wänden.
Als eher nicht produktiv gelten hingegen Menschen, bei denen Verträglichkeit und Extraversion ausgeprägt sind – zumindest dann, wenn nicht regelmäßig auch Austausch im Team stattfindet. Unternehmen, die vermehrt mobiles Arbeiten anbieten, sollten daher laut den Forschenden ausreichend Möglichkeiten für soziale Kontakte unter den Beschäftigten beispielsweise durch Feedback-Gespräche ermöglichen, um auch diesen Teammitgliedern gerecht zu werden.
Big Five: Eigene Persönlichkeit testen – wer bist du?
Wer daran interessiert ist, sich selbst auf die jeweiligen Ausprägungen zu testen, findet im Netz diverse Anlaufstellen. So hat die Universität Leipzig einen kostenlosen und anonymen Big-Five-Persönlichkeitstest mit „wissenschaftlich fundiertem, individuellen Feedback“ veröffentlicht. Der Test dauert maximal 15 Minuten und benötigt keine Anmeldung. Er umfasst nicht nur die fünf Persönlichkeitsdimensionen, sondern auch weitere spezifischere Facetten davon.
Homeoffice oder Büro: Was Führungskräfte tun sollten
Für Führungskräfte ergeben sich daraus konkrete Handlungsempfehlungen: Zum einen wird deutlich, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben und Chefinnen und Chefs gut daran gelegen ist, die nicht nur zu kennen, sondern auch in in regelmäßigen Gesprächen erneut abzufragen. Persönlichkeiten sind hochkomplex und selbst die Big Five dürften den Charakter eines Menschen nicht zu jeder Zeit immer 100-prozentig adäquat erfassen.
Zum anderen zeigen die Studienergebnisse aber auch deutlich, wie wenig sinnvoll starre Büro- beziehungsweise Homeoffice-Regeln für ein Team wirklich sind. Am besten fährt, wer Remote Arbeit flexibel gestaltet, in dem die Mitarbeitenden untereinander selbst entscheiden können, an welchen Tagen das Zusammenkommen im Büro und an welchen Tagen die Konzentration im Homeoffice von den Menschen stärker bevorzugt wird.
Während die Gewissenhaften sich die Arbeit beispielsweise selbst einteilen sollten, da sie sich nie für eine Lösung entscheiden würden, in der sie unproduktiver sind, dürften Extravertierte sich wohl nur in Ausnahmefällen für das Homeoffice begeistern. Für Führungskräfte geht es bei der Frage nach dem Arbeitsort indes nicht nur darum, das Beste aus ihrem Team herauszuholen. Es geht auch darum, ihre besten Mitarbeitenden nicht zu verlieren.
Funny cause it’s true: Lustige Tweets aus dem Homeoffice