
Optisch dürfte das Pixel 10 eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Pixel 9 aufweisen. Unter der Haube wird es vor allem beim Chip größere Änderungen geben. (Foto: t3n)
Seit 2021 werden Googles Pixel-Smartphones von sogenannten „Tensor“-Chips angetrieben. Googles Prozessoren sind bislang in Zusammenarbeit mit Samsung entwickelt worden und verfügen unter anderem über einen dedizierten und von Google entwickelten Coprozessor, der für die lokale Berechnung von KI-Aufgaben eingesetzt wird. Auch weitere Komponenten des SoC (System-on- a-Chip) für Foto- und Video-Aufgaben sind schon von Google entwickelt worden. Ab 2025 geht es offenbar in kompletter Eigenregie weiter.
Pixel 10: Tensor G5 soll nicht nur bei der KI-Berechnung schnell sein
Während die Rechenleistung für KI-Aufgaben stets in der Oberklasse verortet war, sah es bei der CPU- und GPU-Performance im Vergleich zu den Top-Chips von Qualcomm und Apple eher bescheiden aus. Sicher: Die Smartphones laufen absolut flüssig und schnell, aber eben nicht so schnell wie ein iPhone 16 Pro (Test) oder Samsung Galaxy S24 Ultra (Test).
Das soll sich mit dem Tensor G5, der im Pixel 10 verbaut werden soll, ändern. Erreichen will Google das mit in kompletter Eigenregie entwickelten Chips, die komplett ohne Samsungs Beteiligung entstehen sollen. Entsprechende Gerüchte für die Tensor-G5-Pläne mit dem Codenamen Laguna gehen bis 2024 zurück.
Jetzt hat Kamila Wojciechowska von Android Authority, die offenbar über ausgezeichnete Kontakte zu Insidern aus Googles Chipsparte verfügt, nähere Details über den Tensor G5 (und G6) erhalten. Diese Informationen verraten, was im ersten eigenen Chip stecken – und wer für die Produktion verantwortlich sein soll. Hier scheint Google zum Teil in Apples Fußstapfen zu treten.
Tensor G5 soll im gleichen Verfahren wie Apples Chip für iPhone 17 gefertigt werden
Googles erster eigener Chip setzt sich laut Wojciechowska aus ARM-Standardkernen im Tricluster zusammen. Konkret besteht das SoC (System-on-a-Chip) aus einem einzelnen ARM Cortex-X4-Kern, fünf ARM Cortex-A720- und zwei stromsparenden ARM Cortex-A520-Cores. Im Unterschied zum Tensor G4 des Pixel 9 Pro (Test) besitzt er zwei zusätzliche Mittelklasse-Cores, während zwei der stromsparenden Kerne des G4 gestrichen wurden.
Allein durch das neue Cluster sollte der Chip im Vergleich zum G4 schneller werden. Allerdings wirft Wojciechowska im Beitrag auf Android Authority die berechtigte Frage auf, warum Google nicht schon auf ARMs neueren Cortex-X925 zugreift, der etwa in Mediateks neuestem High-End-Chip Dimensity 9400 steckt. Qualcomm setzt bei seinem neuen Snapdragon 8 Elite auf eigene Oryon-CPU-Kerne, wegen derer der Hersteller massiven Lizenzärger mit ARM hat.
Pixel 10: Neue GPU soll Virtualisierung ermöglichen
Neu ist laut Bericht die GPU: Hier wechselt Google von einer klassischen ARM-Mali-GPU auf eine Lösung von Imagination Technologies: Die GPU DXT-48-153 unterstützt im Unterschied zu bisherigen Tensor-SoCs Raytracing, was besonders für Spiele relevant ist.
Eine weitere, womöglich wichtigere Eigenschaft, ist der Support für GPU-Virtualisierung, mit der die GPU auch die Verwendung in einer virtuellen Maschine ermöglicht. Google arbeitet seit einiger Zeit an verschiedenen Virtualisierungs-Funktionen, sodass eine solche Lösung durchaus sinnvoll erscheint. Zuletzt hieß es etwa, dass in Android 16 Linux und ChromeOS ausgeführt werden können soll.
Auch die TPU, also das Element im Tensor-Chip, das für die Berechnung von KI-Aufgaben verantwortlich ist, soll beschleunigt werden. Laut Android Authority ist indes lediglich von einem Leistungszuwachs von etwa 14 Prozent die Rede. Konkrete Details zu Leistungsverbesserungen bei der CPU und GPU gibt es nicht. Allerdings sollte allein der Fertigungsprozess zu einer weit besseren Performance als bei den Vorgängern beitragen.
Tschüss, Samsung, hallo TSMC
Denn wie Wojciechowska und zur The Information berichten, wechselt Google von Samsung zu TSMC als Auftragsfertiger. Durch die Abkehr von Samsung profitiert Google von den erheblichen Fertigungsvorteilen von TSMC, die etwa auch für Apple produzieren.
Der taiwanische Halbleiterspezialist ist bekannt für seine Marktführerschaft in der Chipproduktion, an die Samsungs Fabriken nicht herankommen. Laut Wojciechowska soll der Tensor G5 in TSMCs hochmodernen „N3E-Verfahren“ mit 3 Nanometern gefertigt werden. Dieses Verfahren kommt zum Beispiel auch bei Apples A18 Pro zum Einsatz.
Googles Tensor G6, über den auch erste Details durchgesickert sind, soll 2026 schließlich im gleichen N3P-Verfahren gefertigt werden, in dem Apple A19-Chip von Apple produziert werden soll. Obwohl es sich immer noch um eine 3-Nanometer-Architektur handelt, soll er dennoch einige Verbesserungen liefern.
Vorteil des moderneren Verfahrens ist unter anderem eine bessere Energieeffizienz und höhere Leistung, wodurch das Pixel 10 und 11 mit hoher Wahrscheinlichkeit bessere Laufzeiten und besser Performance liefern dürften als die Pixel-9-Familie.
Selbst Samsung setzt bei seinen Topmodellen nicht auf eigene Fabs
Dass Google von Samsung auf TSMC als Fertiger wechselt, ist sinnvoll: Denn Samsungs Halbleitersparte, die die Exynos-Chips entwickelt, scheint sogar in der hauseigenen Mobilsparte, die für die Galaxy-Geräte verantwortlich ist, nicht den besten Ruf zu haben.
Das zeigt sich etwa darin, dass der Konzern sein aktuelles Topmodell, das Galaxy S24 Ultra auf Qualcomms Snapdragon 8 Gen 3 gesetzt hat. Auch bei der Galaxy-S25-Serie, die Anfang 2025 erwartet wird, sollen Qualcomms neuer Topchip und kein Exynos-Modell verbaut werden.
Mit der Entwicklung eigener Chips kann Google bei seinen Pixel-Modellen letztlich das erreichen, was Apple seit dem A4-Chip verfolgt: eine engere Verzahnung zwischen Hard- und Software. Das Resultat ist bekannt: Bei Apples iPhones sind Hard- und Software nahezu nahtlos aufeinander abgestimmt, sodass Geräte verhältnismäßig wenig Energie verbrauchen und das System flüssig und ruckelfrei funktioniert. Nicht zu vergessen: die volle Kontrolle über die Chipentwicklung könnte sich auch auf längere Updatzeiten auswirken. Derzeit verspricht Google ähnlich wie Samsung (aber nur bei den Topmodellen) sieben Jahre.
Google setzt bei seinen mobilen Tensor-Chips nicht auf eine selbst entwickelte ARM-Architektur wie Apple. Das kann sich unter Umständen noch ändern. Derzeit scheint Google offenbar immerhin seinen neuen Server-Prozessor Axion mit einer Custom-Architektur mit ARM-Lizenz entwickelt zu haben.