Zum Handelsstart in den USA legte die Aktie des US-Videospielhändlers gestern um bis zu 110 Prozent zu. Dabei wurde der Handel aufgrund des sehr dynamischen Marktgeschehens mehrfach ausgesetzt. Zum Handelsschluss lag der Kurs dann noch bei einem Plus von 74,4 Prozent. Auch andere Lieblinge aus der sogenannten Meme-Aktienrallye des Jahres 2021 stiegen am Montag, darunter AMC Entertainment, die um 78 Prozent zulegte.
Gamestop gehörte zu den Aktien, die Anfang 2021 eine „Memestock-Rallye“ an den Aktienmärkten ausgelöst hatten. Grund für den aktuellen Kurssprung ist ein Lebenszeichen von einem alten Bekannten: Der Finfluencer Keith Gill hat zum ersten Mal seit drei Jahren wieder beim Kurznachrichtendienst X (früher Twitter) gepostet. Unter den Namen „Roaring Kitty“ und „DeepF***ingValue“ ist Gill unter anderem bei Reddit und Youtube aktiv. Während des Gamestop-Hypes war er bekannt geworden, weil er auf den Social-Media-Kanälen über die Trading-Chancen mit der Aktie berichtet hatte.
Kampf gegen Hedgefonds
Im Jahr 2021 hatte eine Zusammenschluss von Kleinanleger:innen den Aktienkurs von Gamestop angetrieben, die Aktie war zeitweise um mehr als 400 Prozent gestiegen, bevor sie kurze Zeit später wieder auf das Niveau vor dem Anstieg zurückgefallen war. Auf dem Reddit-Forum „Wallstreetbets“ hatten sich damals Kleinanleger:innen zusammengetan, um den Aktienkurs von Gamestop nach oben zu treiben. Der Ansturm auf die Aktien war teils so groß gewesen, dass einige Onlinebroker den Handel zeitweise hatten aussetzen müssen.
Den Kleinanleger:innen war es auch darum gegangen, gegen bärische Investor:innen vorzugehen, die auf fallende Aktienkurse bei Gamestop gewettet hatten. Die Shortseller hatten daraufhin erhebliche Verluste mit ihren Gamestop-Wetten hinnehmen müssen. Sie leihen Aktien beim Verkauf nur aus und spekulieren dann darauf, sie später günstiger zurückkaufen zu können – mit der Differenz von An- und Verkauf erzielen sie ihren Gewinn. Einige Hedgfonds hatten in der Gamestop-Rallye ihre Wetten schließen und die Aktien zu höheren Preisen zurückkaufen müssen.
Die Geschichte rund um die Short Squeezes, die Gamestop-Aktie und den Einfluss von Wallstreetbets wurde sogar im Kinofilm Dumb Money verfilmt.
„Roaring Kitty“ ist zurück
Am Sonntag postete Gill nun auf X die Skizze eines Mannes, der sich in einem Stuhl nach vorn lehnt. Unter Gamer:innen gilt das als Zeichen, dass es ernst wird. Es ist sein erstes Posting auf X, nachdem er seit Mitte 2021 nicht mehr auf Social Media-Plattformen aktiv war.
Der Aktienmarkt deutet das offensichtlich als Signal, dass nun wieder zu einem „Short-Squeeze“ bei Gamestop kommen könnte.
Daten von S&P Global zeigten, dass 29 Prozent der Gamestop-Aktien am Freitag ausgeliehen waren – es gibt also wieder ein gewisses Short-Interesse an der Aktie. Zwischen dem 1. und 10. Mai war sie bereits um mehr als 60 Prozent gestiegen.
Dabei geht das Unternehmen weiterhin durch eine Restrukturierungsphase, der Umsatz sinkt, es gab Entlassungen und Filialschließungen. Das Geschäftsjahr 2023 schloss der Videospielhändler erstmals seit Jahren aber wieder mit einem Gewinn ab.