Android-Entwickler Google und der weltgrößte Smartphone-Hersteller Samsung verhandeln einem Bericht von Bloomberg zufolge über die Positionierung diverser Dienste auf den Android-Smartphones des südkoreanischen Techriesen. Im Fokus der Verhandlungen würden der Google Assistant und der Play Store stehen.
Bixby auf Samsung-Smartphones prominenter als der Google Assistant – noch
Samsung ist der weltweit größte Smartphone-Hersteller und der mit Abstand führende Hersteller von Android-Geräten in Europa und den USA. Allein im vergangenen Jahr hat der Techriese um die 300 Millionen Smartphones weltweit absetzen können. Die Smartphones des Konzerns basieren auf Googles Betriebssystem Android, das nicht nur mit der hauseigenen Nutzeroberfläche One UI stark angepasst wurde, sondern auch ein eigenes Ökosystem an Apps und Diensten umfasst.
Als Alternative zum Google Assistant hat Samsung etwa seinen Sprachassistenten Bixby prominent integriert, der Samsung-App-Store ist zudem eine Alternative zu Googles Play Store, der Hauptanlaufstelle für Apps und andere digitale Güter. Damit Nutzer eher zu Bixby als zum Google Assistant zu greifen, hat der Hersteller seinen Smartphones zeitweise einen dedizierten Knopf verpasst. Bei aktuellen Modellen ist dieser verschwunden, die Funktion wurde stattdessen in den Powerbutton respektive die Funktionstaste integriert. Zudem lassen sich die Funktionen der Taste nunmehr programmieren und Bixby entfernen – das war nicht immer möglich.
Deal mit Google könnte Samsungs sinkende Einnahmen kompensieren
Durch einen erfolgreichen Deal könnten Googles Dienste auf einen Schlag auf Millionen Samsung-Geräten prominenter positioniert werden. Für Samsung käme der Wechsel von Bixby zum Google Assistant als Hauptassistent einer Kapitulation gleich, da der Sprachassistent für den Konzern eine relevante Rolle im Ökosystem spielt – sonderlich beliebt ist der bei Nutzern allerdings nicht unbedingt.
Laut Bloomberg wäre die neue Positionierung der Google-Dienste auf Samsung-Smartphones kein Freundschaftsdienst, sondern könnte dem Konzern einen Geldregen verschaffen. Angesicht der enorm nachgelassenen Smartphone-Nachfrage während der Coronazeit könnte Samsung zusätzliche Einnahmen gut vertragen.
Konkrete Modalitäten zu den Verhandlungen hat Bloomberg zwar nicht erhalten, dass Google für relevante Platzierungen viel Geld in die Hand nimmt, ist aber bekannt. So zahlte Google einen Multi-Milliarden-Dollar-Betrag an Apple, um der Standardsuchanbieter im Safari-Browser auf iPhones und weiteren Apple-Geräten zu sein.
Bloomberg hat Stellungnahmen von Samsung und Google eingeholt: „Samsung bleibt dem eigenen Ökosystem und Dienstleistungen verpflichtet“, erklärte ein Samsung-Sprecher gegenüber Bloomberg. „Gleichzeitig arbeitet Samsung eng mit Google und anderen Partnern zusammen, um unseren Nutzern das beste mobile Erlebnis zu bieten“, so der Konzern weiter. „Wie allen Herstellern von Android-Geräten steht es Samsung frei, seinen eigenen App-Store und digitalen Assistenten zu erstellen“, betont ein Google-Sprecher. „Das ist eines der großartigen Merkmale der Android-Plattform. Und obwohl wir regelmäßig mit Partnern über Möglichkeiten zur Verbesserung des Nutzererlebnisses sprechen, haben wir nicht vor, dies zu ändern“, ergänzt Google.
Gespräche zwischen Google und Samsung inmitten kartellrechtlicher Ermittlungen
Pikant: Die Gespräche zwischen den beiden Konzernen finden inmitten der kartellrechtlichen Ermittlungen gegen Google und Apple statt. Im Fokus der Untersuchungen steht neben Apples App-Store unter anderem auch Googles Play-Store, der außerhalb Chinas die Hauptanlaufstelle für Android-Apps darstellt. Die Techgiganten Google und Apple kontrollieren, wie die meisten Entwickler mobiler Apps Verbraucher erreichen, zudem streichen Apple und Google bei den Verkäufen über ihre digitalen Marktplätze bis zu 30 Prozent für sich ein. Durch eine neue Vereinbarung zwischen Samsung und Google könnte der US-Konzern noch mehr Kontrolle über Entwickler erhalten, spekuliert Bloomberg.
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