Twitter wird zurzeit von urheberrechlich geschütztem Material „überflutet“, berichten US-Medien. So hat ein Nutzer am Samstag den Film „Hackers“ in 49 Tweets hochgeladen. Er erhielt 14.000 Likes. Am Sonntag war der Film immer noch online.
Andere Einträge, etwa Folgen von „Spongebob – Schwammkopf“, lassen sich seit Tagen aufrufen. Die Rumpfbesatzung von Elon Musks „Hardcore-Twitter“ sei überfordert, heißt es. Ein ehemaliger Manager spricht gar von dem Risiko, dass die Plattform zusammenbrechen könnte. Es gebe zu wenige Mitarbeiter:innen, die sie betreuen, lautet die Begründung. Zuletzt hatte es eine weitere Welle von Entlassungen gegeben, als Mitarbeiter:innen sich nicht auf eine „extreme hardcore“ als Arbeitsmoral haben einschwören lassen.
Twitter: Risse breiten sich in den Wänden aus
Während die meisten Berichterstatter:innen nach der Entfernung von mehr als der Hälfte der Beschäftigten den Zusammenbruch der Plattform erwarten, sammeln sie apokalyptische Hinweise. So bezeichnet Forbes das Versagen des automatischen Systems zum Löschen von urheberrechtlich geschütztem Material als „Risse in den Wänden“ des Dienstes, die sich ausbreiten.
Konten werden anscheinend manuell gesperrt
Normalerweise erkennt das System einen entsprechenden Eintrag, nimmt ihn herunter und meldet Zuschauer:innen: „Dieses Medium kann nicht angezeigt werden.“ Doch nun funktionierte schon der Takedown nicht mehr. Zusätzlich wurden der Tweet und das Konto noch angezeigt, die Medien aber nicht mehr.
Anscheinend habe jemand den Account manuell gesperrt, schreiben Beobachter:innen. Merkwürdig ist auch: Die Tweets des gesperrten Nutzers sind noch sichtbar, wenn man sie als Favorit abgespeichert hat.
Müssen Rechtsverletzungen jetzt manuell aufgespürt werden?
Diverse Beobachter:innen sind sich einig, dass einiges darauf hinweist, dass die Filme manuell von Mitarbeiter:innen ermittelt und beseitigt worden sind. Sie formulieren die Gefahr, dass große Medienkonzerne nur darauf warten, dass ihre Inhalte illegal gestreamt werden, um eine Karawane von Anwält:innen in Bewegung zu setzen. Besonders Disney ist bekannt für ein rigoroses Vorgehen, wenn es um das eigene geistige Eigentum geht.
Elon Musk will 40-minütige Videos auf Twitter erlauben
Pikant bei der Filmschwemme: Elon Musk hatte bei der Übernahme die Idee geäußert, Abonnent:innen Videos mit 40 Minuten Länge zu genehmigen. Das würde natürlich der Raubkopiererei Tür und Tor öffnen, solange die Copyright-Schutzmechanismen kaputt sind. Von den Plänen hat man schon länger nichts mehr gehört.
Zulauf zu Mastodon hält an
Währenddessen ziehen vor allem viele offizielle Stellen zu dem dezentralen Dienst Mastodon um. Das gilt etwa für das Bildungs-, Wirtschafts-, Außen- und Innenministerium, den Deutschen Wetterdienst und diverse Landtage, schreibt Netzpolitik.org.
Auf EU-Ebene nutzen Kommission und Parlament das Netzwerk – auf seiner Grundlage hat die EU schließlich den europäischen Social-Media-Dienst EU Voice aufgesetzt. Ebenfalls im Fediverse ist die Videoclip-Plattform EU Video angesiedelt, sie basiert auf Peertube.