Beinahe-Kollision: Russischer Weltraumschrott passiert Satelliten in 15 Metern Entfernung

Im November hatte Russland im Orbit einen Test mit Antisatellitenraketen durchgeführt und dabei einen Satelliten zerstört. Dessen Überreste, laut Berichten gut 1.500 größere Trümmerteile, hatten wenig später einen Alarm in der Weltraumstation ISS ausgelöst. Deren Besatzung musste zum Schutz vor möglichen Einschlägen in die angedockten Sojus- und Crew-Dragon-Kapseln evakuiert werden. Jetzt hätte der Weltraumschrott beinahe eine Kollision mit einem chinesischen Wissenschaftssatelliten verursacht.
Mit einer Entfernung von weniger als 15 Metern sollen die Trümmerteile des von Russland zerstörten Satelliten an dem zu Wissenschaftszwecken um die Erde kreisenden Tsinghua-Satelliten vorbeigeflogen sein, wie die chinesische Weltraumbehörde meldete. Die USA bestätigten, dass der Weltraumschrott dem Satelliten gefährlich nahe gekommen sei. Jonathan McDowell vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics bezweifelte allerdings, dass China die Entfernung so genau messen könne. McDowell zufolge ließe sich diese auf maximal 100 Meter genau bestimmen.
Immerhin dürfte bei der Beinahe-Kollision nichts passiert sein. Gizmodo zufolge soll sich der Tsinghua-Satellit in einer Umlaufbahn in 478 bis 499 Kilometern Entfernung von der Erde befinden. Im Jahr 2020 gestartet, beschäftigt sich der Satellit laut offiziellen Angaben mit Messungen der Atmosphäre und der Gravitation.
Die Gefahr von Kollisionen mit Satelliten oder Raumstationen ist nicht zu unterstützen. Schätzungen zufolge sollen sich bis zu 330 Millionen Trümmerteile im Orbit befinden, die wenigsten einen Millimeter groß sind. 36.500 davon sollen zehn Zentimeter und größer sein. Antisatellitenraketen-Tests tragen zumindest eine Mitschuld. Die USA und China sowie Indien haben in den vergangenen Jahre ähnliche Tests durchgeführt – und dabei potenziell gefährliche Trümmerfelder produziert.
Im März 2021 hatte Weltraumschrott, wahrscheinlich von Überresten einer russischen Rakete, den chinesischen Militärsatelliten Yunhai 1-02 zerstört. Die Überreste des russischen Satelliten könnten auch das Satelliteninternet Starlink von SpaceX gefährden. Dessen Satellitenflotte wiederum soll die Gefahr für Kollisionen im Orbit deutlich erhöhen. In den vergangenen Monaten sollen laut chinesischen Angaben mindestens zwei Starlink-Satelliten fast mit der neuen chinesischen Raumstation kollidiert seien. Musk hatte sich gegen die Kritik zur Wehr gesetzt.
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