Eine Symbiose zwischen dem menschlichen Gehirn und künstlicher Intelligenz: Neuralink soll es möglich machen. Das Startup von Elon Musk forscht an einem Hirnimplantat, das eine Mensch-Maschinen-Schnittstelle im Gehirn ermöglichen soll.
Was, wenn wir nicht nur KI programmieren, sondern mit echten Gehirnzellen interagieren könnten? Ein australisches Startup macht diesen Gedanken nun für Forscher:innen als reales Produkt zugänglich.
Im Frühjahr 2017 sorgte Elon Musk mit der Ankündigung für Schlagzeilen, das menschliche Gehirn mit Computern verbinden zu wollen. Dahinter steckte Neuralink, die nach Tesla, SpaceX und The Boring Company vierte Firma, der Musk als CEO vorsteht. Das Startup für Brain-Control-Interfaces (BCI) hat seinen Hauptsitz in Fremont, Kalifornien.
Aber der Reihe nach: Was ist und kann Neuralink? Es handelt sich um ein Gehirnimplantat, das etwa 23 Millimeter groß und 8 Millimeter dick ist und ein entsprechendes Stück Schädelknochen ersetzt. An der Unterseite des Implantats befinden sich 1.024 äußerst feine Elektroden, die mit dem darunterliegenden Hirngewebe verbunden sind und dort elektrische Potenziale auslesen oder selber das Gehirn mit leichten elektrischen Impulsen stimulieren können.
Das Hirnimplantat soll zunächst Querschnittgelähmten und Menschen mit neurologischen Krankheiten helfen, aber irgendwann auch die Symbiose zwischen Mensch und KI einleiten. Neuralink hat es sich zum Ziel gesetzt, mit den Gehirnimplantaten Wissen und Fähigkeiten downloadbar zu machen.
Gegründet hatten Musk und Geschäftspartner Max Hodak Neuralink 2016 gemeinsam mit sechs weiteren Partnern. Dass Elon Musk Geschäftsführer des Unternehmens ist, dürfte maßgeblich damit zu tun haben, dass er die Firma mit eigenem Geld ausgestattet und so überhaupt erst zu einem Unternehmen gemacht hat.
Im Jahr 2019 hatte Musk angekündigt, bis Ende 2020 eine behördliche Genehmigung für Versuche an Menschen zur Implantation von Chips zu erhalten. Diesen Zeitplan konnte Musk nicht einhalten.
Bei der dritten „Show and Tell“-Veranstaltung des Unternehmens Ende 2022 verkündete CEO Musk, dass er glaube, dass „wir in etwa sechs Monaten in der Lage sein sollten, einen Neuralink bei einem Menschen zu installieren“.
Bis Ende 2022 hat Neuralink weder eine Genehmigung für Versuche an Menschen erhalten noch hat die Firma ein Produkt auf den Markt gebracht. Verschiedenen Medienberichten zufolge haben sich Mitarbeiter:innen des Startups immer wieder über die fatalen Arbeitsbedingungen bei Neuralink beschwert.
Die meisten Gründungsmitglieder von Neuralink haben das Unternehmen bereits verlassen. Im Sommer 2022 wurde bekannt, dass auch Paul Merolla Neuralink verlassen haben soll. Merolla war bei der Einführung des Unternehmens im Jahr 2016 dabei und zählte zu den acht Gründungsmitgliedern. Er ist bereits das sechste Gründungsmitglied, das sich von dem Startup trennt. Ein Jahr zuvor hatte der Präsident und Co-Gründer von Neuralink, Max Hodak, überraschend das Unternehmen verlassen – genau wie Merolla ohne Angabe von Gründen.
Neuralink gerät immer wieder in die Kritik. So kam Anfang 2022 heraus, dass die meisten Labortiere die Versuche nicht überlebten. Unterlagen, die ans Licht kamen, sollten belegen, dass 15 der 23 Affen, mit denen geforscht wurde, gestorben seien. Alle Affen sollen durch Verletzungen und Entzündungen aufgrund der Operation getötet worden sein.
Ende 2022 geriet das Unternehmen von Elon Musk wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz ins Visier der Behörden. Aufgrund einer Anzeige der Mitarbeiter:innen wurde eine Untersuchung durch die US-Bundesstaatsanwaltschaft eingeleitet. Mit den gesicherten Beweisen sollen sich Verstöße gegen den Animal Welfare Act belegen lassen. Übereilt durchgeführte Tierversuche sollen zu Leid und Tod bei den Tieren geführt haben. Grund dafür soll der große Druck von Musk sein.
Die Idee einer Mensch-Maschine-Schnittstelle im Gehirn hat viele Skeptiker auf den Plan gerufen. So hatte das MIT (Massachusetts Institute of Technology) die erste Vorstellung einer funktionierenden Version von Neuralink im August 2020 als „neurowissenschaftliches Theaterstück“ verrissen.
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