Nach den Airpods Max: Lässt Apple seine Kopfhörermarke Beats nun sterben?
Seit 2014 gehört die Kopfhörerlegende Beats Electronics, die von Hip-Hop-Legende Dr. Dre und Musikproduzent Jimmy Iovine gegründet wurde, zum iPhone-Konzern. Apple hatte damals mit einer Übernahmesumme von drei Milliarden US-Dollar tief in die Tasche gegriffen, um die kultige Lifestylemarke zu übernehmen. Die Akquisition gilt auch sechs Jahre später noch als die größte Übernahme Apples in der fast 45-jährigen Firmengeschichte.
Beats spielt bei Apple noch eine Rolle – eine kleine
Bei dem Deal ging es nicht darum, was Apple und Beats zum damaligen Zeitpunkt machten, sondern darum, was sie in Zukunft zusammen erreichen könnten, sagte Cook damals dem Techportal Recode. Was Apple und Beats in den letzten sechs Jahren erreicht haben, ist durchaus eindrucksvoll. Schließlich gilt der aus dem Beats-Streaming-Dienst hervorgegangene Dienst Apple Music neben Spotify zu den größten Playern auf dem Markt.
Beats Music wurde schon 2015 nahezu restlos in den Apple-Kosmos integriert. Die einzige Ausnahme: Der Sender Beats 1 existierte bis 2020, wurde dann aber im August in Apple Music 1 umgetauft. Dieses Vorgehen ist nicht unüblich und bei den meisten Übernahmen durch große Konzerne der Fall. Bis heute baut Beats Electronics aber weiterhin Kopfhörer und darf als eigene Marke neben Apples Airpods existieren – zumindest noch.
Apples Airpods dominieren den Markt
Wirft man einen Blick auf Apples eigene Hearable-Entwicklung unter der Airpods-Marke, ist fraglich, wie lange die Marke mit dem markanten „b“-Logo weiter existieren darf. Beats baut zwar weiterhin gute Kopfhörer, von denen die höherwertigen Modelle wie etwa der zuletzt vorgestellte Beats Solo 3 Wireless und die Sporthörer Powerbeats Pro einen Apple-Chip zur bequemen Kopplung mit iPhone und anderen Produkten des Konzerns an Bord haben.
Die Schlagzahl an Neuvorstellungen von Beats – vor allem im Premiumbereich – lässt aber nach. So stammen mit den Beats Studio 3 die letzten ANC-Over-Ear-Kopfhörer aus dem Jahr 2017. Mit ihrem Preis von etwa 340 Euro (UVP) reichen sie zwar bei Weitem nicht an Apples Over-Ear-Kopfhörerdebüt Airpods Max für knapp 600 Euro heran; dass Beats aber seit drei Jahren keinen Nachfolger der Studio vorgestellt hat, lässt nichts Gutes erahnen. Als letztes Produkt hatte Beats im Oktober die Beats Flex angekündigt – mit knapp unter 50 Euro sind es die wohl preiswertesten Produkte des Herstellers. Hier fragten wir uns schon, ob Budgetprodukte die neue Ausrichtung des Kopfhörerherstellers sind, während die Airpods die höherpreisigen Produktpalette abdecken.
Zudem scheint Apple mit seinen Airpods-Ohrstöpseln, die zuerst 2015 vorgestellt wurden, einen regelrechten Verkaufsschlager gelandet zu haben. Allein 2019 soll der Konzern 60 Millionen Einheiten der Airpods und Airpods Pro abgesetzt und damit den Absatz im Vorjahresvergleich verdoppelt haben. Die Zahlen spiegeln sich auch im Alltag wider: Während vor Jahren noch die Marke Beats mit ihrem – damals – basslastigen Sound als Kopfhörermarke angesagt war, sieht man heute in der Öffentlichkeit fast nur noch Menschen, die die Airpods in den Ohren stecken haben.
Kunden kaufen Beats, weil nicht Apple draufsteht
Hier stellt sich die Frage: Warum sollte Apple die Marke Beats weiterführen, wo doch die Airpods in ihren verschiedenen (mittlerweile drei) kabellosen Ausführungen sich wie geschnitten Brot verkaufen und Milliardenumsätze in die Kassen spülen? Die Antwort darauf scheint einleuchtend zu sein: Wie 9to5 Mac schon im April erfuhr, ist Beats nicht nur ein profitables Unternehmen, sondern erreicht auch die Kunden, die nichts mit den Marken Apple oder Airpods zu tun haben wollen und offenbar lieber zum Produkt des Tochterunternehmens greifen. Ferner sei Beats eng mit Profiathleten und -Musiken verbandelt, mit denen Marketing-Deals bestehen, so 9to5 Mac.
Kein Platz mehr für Beats? Apple erweitert sein Airpods-Portfolio Schritt für Schritt
Nichtsdestotrotz könnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Apple seine Tochter Beats allmählich aufs Abstellgleis schiebt. Glaubt man dem bekannten Leaker John Prosser, will Apple sein Kopfhörer-Portfolio allmählich weiter ausbauen und die Beats-Produkte zugunsten der Airpods-Marke auslaufen lassen.
Die Airpods Max sollen dabei nur der erste Schritt sein. Beginnend bin der oberen Preisliga könnte Apple sich allmählich in günstigere Regionen herunterarbeiten. Immerhin hieß es im Sommer, dass Apple neben einer edlen Over-Ear-Kopfhörer-Version auch an einer Variante mit Fitnessbezug arbeitet. Zudem war von erschwinglichen Airpods Lite die Rede, bei denen es sich womöglich um einen Ersatz für die Beats X handeln könnte, heißt es.
Im nächsten Jahr wird Apple seine Airpods-Ohrstöpsel-Familie erneuern. Das erschwinglichere Modell werde sich am Design der Airpods Pro orientieren und austauschbare Silikon-Ohrstöpsel erhalten. Die Pro-Variante werde kompakter und den Stiel verlieren, sodass sie ähnlich wie etwa Googles Pixel Buds (Test) oder die Galaxy Buds von Samsung aussehen könnten, so die Gerüchte. Und Beats? Die Zeit wird zeigen, ob wir jemals eine neue Version der Studio Wireless zu Gesicht bekommen – darauf verlassen würde ich mich nicht.