
Der derzeit vor Gericht verhandelte App-Store ist ein kritischer Erfolgsfaktor für den iPhone-Hersteller aus dem kalifornischen Cupertino. So liegt es in dessen ureigenstem Interesse, das Entwickeln von Apps für ebendiesen App-Store so komfortabel wie möglich und dabei so viele Gerätefunktionen wie möglich für diese Apps zugänglich zu machen.
Daran hat Apple auch in diesem Jahr wieder gearbeitet. Sämtliche neuen Features aus dem kommenden iOS und iPadOS 15 können bereits per API angesprochen werden. Dadurch, dass Entwickler ab sofort Zugriff auf die Beta haben, können sie schon jetzt ihre Apps auf die neuen Features hin anpassen oder ganz neu entwickeln.
Xcode Cloud als Teil des neuen Xcode 13 vereint dabei die vielfältigen Aufgaben und Werkzeuge, die zum Erstellen, Testen und Ausliefern von Apps erforderlich sind, mit Cloud-Diensten. Die Programmiersprache Swift kann künftig auch für Apps genutzt werden, die Parallelität – na gut, Gleichzeitigkeit – erfordern. Dadurch wird die Sprache deutlich vielseitiger. Und das neue Swift Playgrounds für das iPad erlaubt erstmals die Erstellung kompletter Apps auf einem iPad.
Ebenso verbessert Apple den Zugang zu Apps und anderen Angeboten über den App-Store. Hier sind besonders In-App-Events und benutzerdefinierte Produktseiten zu nennen. Dadurch können Entwickler mit potenziellen Kunden deutlich zielgerichteter kommunizieren.
Das ist Xcode Cloud
Die Erweiterung Xcode Cloud bietet einen neuen Continuous-Integration-Dienst, der das Erstellen, Testen und Deployment von Apps für Entwicklerteams effizienter gestalten will. Besonders interessant ist, dass Xcode Cloud in der Lage ist, Apps automatisch in der Cloud zu erstellen und sie dann für das parallele Testen in der Cloud über alle unterstützten Geräte – auch als virtuelle Simulationen – anzubieten.
Damit bleiben die Entwickler-Macs frei für die eigentliche Arbeit. Mit dem neuen Testflight für macOS können Apps auch an externe Tester geliefert werden.
Das ist neu in Swift
Die Programmiersprache Swift ist seit ihrer Markteinführung im September 2014 schnell zu einer gewissen Popularität gelangt. Das liegt zum Teil daran, dass Swift eine weitaus weniger steile Lernkurve als das bislang favorisierte Objective-C erfordert. Auch für Apple war Swift ein Volltreffer, denn die einfache Sprache sorgte dafür, dass sich schnell viele App-Entwickler angesprochen fühlten, denen der Einstieg in Objective-C zu komplex erschien. Auch Apple selbst hat über die Jahre immer mehr Apps auf die Entwicklung mit Swift umgestellt. Inzwischen basieren die meisten Apple-Apps auf den mobilen Betriebssystemen auf Swift. Sogar für die Windows-Entwicklung kann Swift (eingeschränkt) genutzt werden.

Swift-UI wird renoviert. (Bild: Apple)
Einen weiteren Schub hatte Swift erfahren, als Apple vor zwei Jahren die Swift-UI vorstellte. Dabei handelt es sich um ein Framework für die Gestaltung von Benutzeroberflächen mit Swift. Es ist in Xcode integriert und kommt nahezu völlig ohne Code-Eingaben aus. Mit Swift-UI lassen sich native Anwendungen für macOS, iPadOS, iOS, watchOS und tvOS programmieren. In der neuen Version bringt Swift-UI Erweiterungen zur Verbesserung von Listenansichten, Suchergebnissen, In-App-Barrierefreiheit, mehrspaltigen Tabellen und vieles mehr mit.
In diesem Jahr hat Apple zwei wesentliche Neuerungen, die wiederum einen Schub auslösen könnten, im Gepäck. Zum einen beherrscht Swift künftig Concurrency (Gleichzeitigkeit). Damit können Entwickler in ihren Apps mehrere Tasks gleichzeitig ablaufen lassen, statt nur hintereinander. Das ermöglicht komplexere Apps und – da wo die Komplexität nicht erforderlich ist – schnellere Abläufe.
Zum anderen bringt Apple die Swift Playgrounds in Version 4 auf das iPad und ermöglicht damit erstmalig die Entwicklung kompletter Apps auf dem iPad selbst. Das ist insbesondere im Hinblick auf die neuen M1-iPads interessant. Meint Apple es wirklich nicht ernst mit der Verschmelzung von macOS und iOS? Solche Apps könnten Zweifel wecken – trotz der mehrfachen Dementi aus Cupertino.
Das ist neu im App-Store
Events wie Live-Wettbewerbe, Filmpremieren oder Live-Streaming-Erlebnisse finden ihren Weg in immer mehr Apps und Spiele. Dabei waren die über den App-Store nicht gut zu finden. Das ändert sich jetzt.

Events werden jetzt prominent platziert. (Bild: Apple)
Künftig werden Events direkt im App-Store angezeigt – und zwar in personalisierten Empfehlungen, redaktionellen Auswahlen, Suchergebnissen und auf App-Produktseiten. Das soll die Reichweite der Veranstaltungen von Entwicklern erweitern und ihnen dabei helfen, neue Nutzer anzusprechen und bestehende enger zu binden.
Die neue Version des App-Stores erlaubt es Entwicklern künftig zudem, benutzerdefinierte Produktseiten zu erstellen. Mit benutzerdefinierten Produktseiten können Entwickler verschiedene Funktionen ihrer App für unterschiedliche Nutzer präsentieren. Die Produktseite wird so zu einer zielgruppenorientierten Darstellung und damit ebenfalls dynamischer.
Über die sogenannte Produktseiten-Optimierung können Entwickler verschiedene Screenshots, Vorschau-Videos und App-Symbole testen. Umfangreiche Analysen in App-Store-Connect zeigen ihnen dann, was bei den Nutzern am besten ankommt. So kann die Produktseite faktenbasiert verbessert werden.

Neue Produktseiten sollen Kundenansprache verbessern. (Bild: Apple)
Apple ändert App-Store-Regeln
Ebenso kündigt Apple Regeländerungen im App-Store an. Die adressieren ein paar der Themen, die im Rechtsstreit Epic gegen Apple und von diversen Wettbewerbshütern auf der Welt unter die Lupe genommen werden. Unter anderem will Apple Entwicklern mehr Transparenz im Prozess der Ablehnung der Aufnahme einer App in den App-Store geben.
So sollen sie jetzt die Möglichkeit erhalten, gegen eine App-Ablehnung Einspruch zu erheben und proaktiv andere Apps zu melden, die etwa Plagiate der eigenen App darstellen. Gerade der letzte Punkt hatte in den vergangenen Monaten immer wieder zu Frustration unter ehrlichen Entwicklern geführt, die sich plötzlich mit besser rankenden Klonen, teils böswilligen Inhalts konfrontiert gesehen hatten.