Die Nasa hat den dritten Startversuch der Superrakete SLS (Space Launch System) samt europäischer Orion-Raumkapsel erfolgreich absolviert. Um 7:52 Uhr MEZ startete damit die Artemis-1-Mission zum Mond, fast eine Stunde später als geplant.
Aktuell (16. November 2022, 9:20 Uhr MEZ) fliegt die europäische Kapsel mit rund 31.000 Kilometern pro Stunde durchs All. Sie hat alle vier Sonnensegel gesetzt und gerade Kurskorrekturen mittels „Boost“ umgesetzt. Bevor es dazu kam, gab es einen kurzen Schockmoment.
Ethernet-Switch verzögert Start
Nachdem die Missionskontrolle das OK für die Betankung gegeben hatte, hieß es gegen 6 Uhr unserer Zeit, ein Teil der Radarantenne sei fehlerhaft. Die Verbindung über einen Ethernet-Switch klappte nicht und der Netzwerkhub musste ausgetauscht werden.
Der Countdown wurde gestoppt, aber die Vorbereitungen liefen weiter. Eine halbe Stunde später konnten Ingenieur:innen das Problem beheben. Um 7:36 Uhr nahm Mission Control den Countdown wieder auf und gegen 10 vor 8 hob die Rakete ab.
Das Event wurde durch eine Live-Berichterstattung flankiert, die um 10:00 MEZ endet. Die Agentur verweist auf ihre Blogs. Die Nasa hat zudem ein Tool veröffentlicht, mit dem Interessenten die Echtzeit-Daten der Mission abrufen können.
Immer wieder Lecks und Abbrüche
Bereits zwei Mal hat die Nasa den Start abgebrochen. Am 29. August gelang es anscheinend nicht, das Raketentriebwerk auf die richtige Temperatur zu kühlen. Es stellte sich heraus, dass der Temperatursensor fehlerhaft funktionierte. Allerdings fand man bei der anschließenden Überprüfung ein weiteres Leck.
Der zweite Versuch am 3. September scheiterte an einem Leck im Wasserstofftanksystem der Rakete. Es war zu diesem Zeitpunkt unklar, ob der Start in diesem Jahr noch gelingen kann.
Rakete übersteht Hurrikan Nicole
Bei der Weltraumagentur gab es Überlegungen, den Start weit ins nächste Jahr zu verlegen. Unter anderem hatte man Sorge, dass die Rakete die Hurrikan-Saison nicht überstehen könnte, und wollte sie daher eventuell wieder demontieren. Am Ende entschieden sich die Verantwortlichen dafür, das Risiko einzugehen.
Hurrikan Nicole wies zunächst nur Windgeschwindigkeiten auf, die unter den freigegebenen Werten lagen. Ein abgelöstes Bauteil konnte ausgetauscht werden. Die folgende Zwangspause durch Hurrikan Ian war nicht für die SLS gedacht, sondern dafür, dass die Nasa-Mitarbeiter:innen die Schäden am eigenen Eigentum beseitigen konnten.
Das unbeständige Wetter hatte die Nasa immer wieder Zeitfenster verschieben lassen.
Orion: Erstmals stammt „kritisches Bauteil“ aus Europa
Die US-Agentur bezeichnet die SLS als die stärkste Rakete der Welt. Sie beschleunigt die Esa-Raumkapsel Orion so stark, dass sie weiter fliegen wird als jedes Raumschiff vor ihr. Nach der 25-tägigen Mission stehen 2,1 Millionen Kilometer auf dem Tacho.
Orion wird damit den längsten Aufenthalt aller menschlichen Raumschiffe im All zu verzeichnen haben. Die Kapsel werde zudem schneller und heißer als je zuvor nach Hause zurückkehren, schreibt die Nasa. Es ist das erste Mal, dass die Nasa bei einer ihrer Missionen ein kritisches Bauteil aus europäischer Fertigung in einem US-Raumfahrzeug verwendet.
Möglich werden viele dieser Rekorde schließlich, weil nur Puppen das Raumschiff bevölkern. Drei Stück mit den Namen Moonikon Campos, Helga und Zohar sind mit unterschiedlichen Sensoren ausgestattet, um diverse Belastungen zu testen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei in der Strahlenbelastung. Zu ihrer Erforschung dienen auch mitgeführte Dosimeter der Esa.
Alexa und Cubesats an Bord
Neben dem Probeflug der Orion, die im übernächsten Schritt echte Passagiere zum Mond bringen soll, transportiert die Mission auch allerlei Forschungsprojekte. Zum Einen führt die Nasa zehn Cubesats aus, also kleine wissenschaftliche Experimente, die auf Mini-Satelliten mitgeführt werden. Diese Module sind kaum größer als Schuhkartons und wiegen gerade einmal elf Kilogramm. Die Größe und das Gewicht ermöglicht auch kleineren Forschungseinrichtungen, Missionen im Weltraum durchzuführen.
Zum anderen führt die Orion die Nutzlast „Callisto“ mit. Sie stammt von Lockheed Martin, Amazon und Cisco und hat den Weltraumeinsatz der virtuellen Assistentin Alexa in Verbindung mit dem Videokonferenzsystem Webex zum Ziel.