Avalanche ist eine Open-Source-Plattform für Defi-Anwendungen und Unternehmens-Blockchains, die im September 2020 mit dem Mainnet an den Start gegangen ist. Das Projekt von Ava-Labs tritt als ein Ethereum-Herausforderer an. Avalanche besteht aus drei Blockchains: Auf der Exchange-Chain werden AVAX-Token gehandelt und erstellt. Auf der Contract-Chain laufen Smart Contracts und DApps, während die Plattform-Chain der Validierung dient und Subnets ermöglicht.
Laut Angaben der Initiatoren haben sie Anfang November eine Finanzspritze von über zwei Milliarden US-Dollar für die Entwicklung des Netzwerks erhalten. Das Geld soll aus einem Fonds kommen, an dem sich verschiedene Investoren wie Polychain Capital, Three Arrows Capital und CMS Holdings beteiligen.
Wie bei Bitcoin auch, ist die Anzahl an AVAX-Token begrenzt: 720 Millionen Token kann es maximal geben. Ein Unterschied zu vielen Blockchains ist das Verbrennen von Token. Die Transaktionsgebühren, die in AVAX-Token gezahlt werden, werden verbrannt. Das soll die Token-Knappheit erhöhen und Inflation verhindern.
Initiatoren von der Cornell University
Die Avalanche-Plattform wurde vom Unternehmen Ava-Labs ins Leben gerufen. Das gründeten der türkisch-amerikanische Informatik-Professor Emin Gün Sirer an der New Yorker Cornell University zusammen mit Kevin Sekniqi und Maofan Yin, die beide an derselben Universität in Informatik promovierten. „Dass die Initiatoren von Avalanche renommierte Wissenschaftler sind und keine shady Typen, deutet darauf hin, dass es ein seriöser Ansatz ist“, sagt Alexander Braun. Der Autor und Gründer einer Digitalstrategieberatung entwickelt seit über 20 Jahren Internetprojekte und Startups und unterstützt Unternehmen beim digitalen Wandel.
„Für Avalanche spricht aber auch, dass das Netzwerk eine Reihe prominenter Investoren hat, die viel Ahnung haben und sich im Kryptospace gut auskennen“, sagt Braun. Unter den ersten Investor:innen waren zum Beispiel die amerikanische Wagniskapitalfirma Andreessen Horowitz und der ehemalige Coinbase-CTO Balaji Srinivasan.
Der Coin der Avalanche-Blockchain eilte dieses Jahr von Allzeithoch zu Allzeithoch. Doch wie viele andere Kryptowährungen auch, hat der AVAX-Token Anfang Dezember einen Kursabfall erlebt. Am 23. November erreiche der AVAX-Preis sein bisheriges Allzeithoch von 134 Dollar. Zeitweise war Avalanche unter den 50 größten Kryptowährungen. Aktuell hat die Kryptowährung eine Marktkapitalisierung von über 19 Milliarden Dollar.
Avalanche und seine Konkurrenten
Ethereum hat eine Marktkapitalisierung von über 470 Milliarden Dollar und ist damit nach Bitcoin die zweitgrößte Kryptowährung. Das 2020 aufgelegte Netzwerk Avalanche möchte den Giganten vom Treppchen stoßen. Die Angriffspunkte sind die niedrige Geschwindigkeit und die hohen Gasfees von Ethereum. Pläne für Netzwerk-Upgrades, die Ethereum schneller und günstiger machen sollen, gibt es bereits.
Während auf der Ethereum-Blockchain aktuell viele Use-Cases unrentabel geworden sind, kosten Avalanche-Transaktionen nur wenige Cent. „Die Frage ist allerdings, ob die Preise bei Avalanche so niedrig bleiben, wenn die Anzahl der Nutzer steigt“, gibt Digitalstratege Alexander Braun von Capco zu bedenken.
Warum ist Avalanche so schnell?
Transaktionen sollen auf der Avalanche-Blockchain standardmäßig in weniger als einer Sekunde abgewickelt werden. Für die Performance von Transaktionen auf einer Blockchain gibt es zwei Einflussgrößen: Die Abwicklungsgeschwindigkeit, also die Settlement-Time, und die Anzahl der Transaktionen, die pro Sekunde durchgeführt werden können. „Bitcoin kann sieben Transaktionen pro Sekunde abwickeln, bei Avalanche sind es bis zu 4.500. Das Settlement dauert bei Bitcoin etwa 60 Minuten, bei Avalanche ist das in unter zwei Sekunden erledigt“, sagt Braun. „Die Geschwindigkeit kommt im ersten Schritt durch einen neuen Consensus-Mechanismus, den Avalanche entwickelt hat“, so der Digitalstratege. Aber auch die Aufteilung in drei unterschiedliche Chains bringe Schnelligkeit.
Kritisch zu betrachten ist die Verteilung der AVAX-Token. Über 40 Prozent sind aktuell noch in Besitz der Entwickler:innen. Ähnlich ist es bei den ebenfalls noch jungen SOL-Token. Diese Besitzkonzentration könnte aber ein Problem der Anfangszeit sein und sich mit zunehmendem Handel auflösen.
Was sind weitere Vorteile von Avalanche?
Hohe Dezentralisierung
Einen Pluspunkt gegenüber vergleichbaren Projekten wie Solana sichert sich Avalanche bei der Dezentralisierung. Die Systemanforderungen für Validatoren sind im Avalanche-Netzwerk recht gering. „Ein einfacher Computer ohne spezielle Hardware genügt momentan, um validieren zu können. Doch wächst das Netzwerk, könnten die Hardware-Anforderungen steigen und die Validierung ausgelagert werden“, meint Braun. Stärker professionalisierte Validatoren würden sich dann durchsetzen und es könnte eine Zentralisierung auf wenige Validatoren geben. „Der Vorteil muss also nicht nachhaltig sein.“
Viele Möglichkeiten
Das Avalanche-Netzwerk vereint viele Funktionen: Defi-Anwendungen, DApps und Smart Contracts laufen auf der Blockchain genauso wie NFT, Gaming oder Unternehmens- und kulturelle Anwendungen.
Sicherheitsschwellenwert
Wer 51 Prozent oder mehr des Netzwerkes von Ethereum oder Bitcoin besitzt, könnte die Blockchain übernehmen. Der Consensus-Ansatz von Avalanche ermöglicht höhere Sicherheitswerte: So müssten Angreifer 81 Prozent des Avalanche-Netzwerkes besitzen, um das Proof-of-stake-Protokoll in eine andere Richtung zu lenken. „Hier will Ethereum aber auch nachbessern und von Proof-of-Work zu Proof-of-Stake übergehen. Ich bin gespannt, ob sich dort dann auch die Sicherheit erhöht“, sagt Braun.
Programmiersprache
Die Programmiersprache, in der DApps und andere Anwendungen für Avalanche geschrieben sein müssen, ist kompatibel mit der von Ethereum. Hier könnte es also Synergien geben. Anders bei Solana, dessen Programmiersprache nicht kompatibel ist. „Zugang zur Entwicklercommunity und Skalierbarkeit ohne komplett neue Entwicklung von DApps ist ein großer Vorteil von Avalanche“, so Braun.
Fazit
„Avalanche ist flexibel, vielseitig, offen für Programmiersprachen, kann Subnets anbinden und hat qualitative Anwendungen. Alles Gründe für den aktuellen Hype“, sagt Digitalexperte Braun. Avalanche überzeugt aber besonders durch die Breite der Anwendungen, die mit der Blockchain möglich sind. „Wie ein Schweizer Taschenmessser ist Avalanche in viele Situationen einsetzbar. Dabei besteht aber immer die Gefahr, dass doch nichts wirklich gut abgedeckt ist.“
Niedrige Geschwindigkeit, hohe Transaktionskosten, Sicherheitsmängel und die Tendenz zur Zentralisierung sind Nachteile älterer Blockchains, die Avalanche (noch) nicht hat. „Es ist immer noch ein sehr junges Netzwerk und ob es alle Versprechen einhalten kann, ist noch nicht abzusehen“, erklärt Braun.
„Aber morgen schon könnte die nächste, noch coolere Blockchain rauskommen, denn der Markt ist extrem dynamisch“, sagt Braun. „Avalanche und Solana sind beides heiße Kandidaten auf zukünftigen Erfolg, der in die Richtung gehen könnte, in die sich auch Ethereum entwickelt hat“, meint der Experte. „Sicherlich ist es nicht die dümmste Idee für Krypto-Anleger, auch einen kleinen Anteil in Solana oder Avalanche zu stecken“, sagt er. Das sei aber nicht als Anlageempfehlung zu verstehen.
So einfach ist es aber dann doch nicht, ein Validator zu sein. Man benötigt 2000 AVAX, welche aktuell 114 Dollar kosten. Sprich: 228.000 Dollar werden aktuell benötigt, um ein Validator zu werden.