Seit der Vorstellung des iVision Circular weiß die Öffentlichkeit, dass BMW an einer neuen Architektur arbeitet, nun verrät der Konzern mehr Details. Das Magazin Autocar schreibt, das erste Modell auf der Plattform namens „Neue Klasse“ werde eine Mittelklasse-Limousine, die der aktuellen 3er-Reihe entspreche. Das Gefährt mit dem Codenamen NK1 kommt planmäßig 2025 heraus. Der Name soll auf die BMW-Limousinen der 60er- und 70er-Jahre hinweisen. Neu sei auch der universelle Ansatz, den die Motorenwerke damit verfolgen: Die „Neue Klasse“ soll als Grundlage für quasi die ganze Fahrzeugpalette dienen. Das BMW-Forschungs- und Innovationszentrum FIZ in München entwickelt die modulare Plattform aktuell.
BMW-Entwicklungschef: Von der 2er-Limousine bis zum SUV X7
Der Baukasten unterstützt diverse Fahrzeuglängen und -Typen. Es sind außerdem verschiedene Batteriepakete und Antriebe, Radstände und Spurweiten sowie Fahrhöhen und Radgrößen vorgesehen. BMWs Forschungs- und Entwicklungschef Frank Weber formuliert es so: „Sie (die „Neue Klasse“, Anm. d. Red.) ist so skaliert, dass wir Elektroautos von der Größe einer 2er-Limousine bis hin zu einem SUV der Größe des X7 bauen können.“ Weber kündigte an, die Struktur aus Aluminium und hochfestem Stahl bilde nicht nur die Basis für alle neuen Elektromodelle, sondern unterstütze auch Plug-in-Hybride mit Frontmotor und elektrischem Heckantrieb.
Zur Not auch Wasserstoff-Antrieb
Weber sagt gleichfalls, die Plattform unterstütze auch einen Brennstoffzellen-Antriebsstrang, wenn „der derzeit in verschiedenen Märkten, darunter China, diskutierte Rechtsrahmen dies erfordert“. Die „Neue Klasse“ soll sowohl die aktuelle FAAR- als auch die CLAR-Architektur ersetzen. „Wir werden keine separaten Strukturen aufbauen. Bei der ‚Neuen Klasse‘ wird das Volumenpotenzial stark ansteigen“, kündigte Weber an. Der Ansatz soll es den Fabriken ermöglichen, Elektro- und Verbrennermodelle auf denselben Bändern zu produzieren – überall auf der Welt. Man habe bei der Entwicklung der elektrifizierten CLAR-Struktur, auf der die Modelle BMW iX und BMW i4 basieren, viel über Skalierung gelernt, erklärte Weber.
NK1 mit Kohlefaser-Käfig und eigene Elektromotoren
Eine neue Designrichtung hat das FIZ ebenfalls entwickelt, Weber nennt sie „elektrozentrisch“. Bei der Konstruktion orientierten sich die Ingenieure am sieben Jahre alten i3 – seine Leichtbauweise mischten sie mit einem Kohlefaser-Käfig und dem Aluminium-Stahl-Kunststoffmix aus dem iX. Zusätzlich erhält der NK1 die sechste Generation von Synchron-Elektromotoren, die BMW selbst konstruiert. Darauf ist der Entwicklungsleiter besonders stolz. Andere Hersteller verließen sich da auf Zulieferer, doch BMW habe sich die Kompetenz für Entwicklung und Produktion früh ins eigene Haus geholt, berichtet er. Und betont: „Wir entwickeln Elektromotoren, die noch effizienter und leistungsfähiger sein werden als die heutigen.“ Weber kündigte zudem ein 800-Volt-Bordsystem und Ladetechnologie an, die 350 Kilowatt Ladestrom zulässt. Solche Bordelektrik verbauen zurzeit nur Hyundai (Ioniq 5) und Kia (EV6) sowie Audi im E-Tron GT (Test) und Porsche im Taycan (Test). Zur Batterie sagt er: „Wir arbeiten an einer Rezeptur. Wir wissen, dass die Festkörperbatterie nicht vor Ende des Jahrzehnts kommen wird. Aber wir werden die Energiedichte erhöhen, um eine größere Reichweite zu erzielen.“
NK1 läutet die 3. Phase ein
Nach der ersten Phase mit dem i3 im Jahr 2013 und der zweiten Phase mit dem kürzlich vorgestellten iX soll der NK1 die dritte Stufe der Elektrostrategie von BMW einläuten. Dazu gehören neben der Steigerung der Antriebseffizienz – von 20 Prozent ist die Rede – auch neue Nachhaltigkeitsziele. Im Innenraum des NK1 werden Interessenten daher viele Recyclingmaterialien finden. Wie das aussehen kann, zeigte das Unternehmen schon bei der Vorstellung des iVision Circular, der seinen Namen aus dem Begriff Kreislaufwirtschaft ableitet. BMW plant, dass bis 2030 ungefähr die Hälfte aller Verkäufe weltweit auf Elektromodelle der Neuen-Klasse-Plattform entfallen. Dass die „Neue Klasse“ auch digitaler wird, erklärte Weber zuletzt in einem Interview mit t3n.