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MIT Technology Review Listicle

Das sind die 8 größten Tech-Fails dieses Jahres

Vertikale Farmen, „woke“ künstliche Intelligenz und 23andMe haben es in unsere jährliche Liste der gescheiterten Technologien geschafft.

Von MIT Technology Review Online
6 Min.
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Auch dieses Jahr gab es jede Menge technologische Fehlschläge.

(© Africa Studio - Fotolia.com)

Es heißt, aus Misserfolgen lerne man mehr als aus Erfolgen. Wenn dem so ist, dann ist dies eine sehr lehrreiche Aufzählung: MIT Technology Reviews jährliche Liste der größten Flops und Fiaskos in allen Bereichen der Technologie. Einige der Pannen waren lustig, wie die „woke“ KI, die Google in Schwierigkeiten brachte, nachdem sie schwarze Nazis gezeichnet hatte. Andere zogen Klagen nach sich, wie der Computerfehler von Crowdstrike, der dazu führte, dass Tausende von Delta-Passagieren buchstäblich auf der Strecke blieben.

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Auch Startups ernteten Misserfolge, die von 2020 bis 2022 in einer Periode extrem niedriger Zinssätze um Wachstum wetteiferten. Doch dann drehte sich der wirtschaftliche Wind und Geld war nicht mehr frei verfügbar. Das Ergebnis? Konkurse und Auflösungen von Unternehmen, deren ehrgeizige technologische Projekte – von vertikalen Farmen bis hin zu Emissionsgutschriften – noch keinen Gewinn abgeworfen hatten und das vielleicht auch nie tun werden. Unsere Liste:

„Woker“ KI-Fehler

Viele Menschen machen sich Sorgen, dass sich Voreingenommenheit in die Künstliche Intelligenz einschleicht. Was aber, wenn man absichtlich eine Voreingenommenheit hinzufügt? Dank Google haben wir Anfang dieses Jahres herausgefunden, wohin das führt: Schwarze Wikinger und weibliche Päpste. Die KI-Funktion von Googles Gemini, die im Februar letzten Jahres eingeführt wurde, war so eingestellt, dass sie übereifrig Vielfalt präsentierte – nach dem Motto, ist doch egal, was in den Geschichtsbüchern steht. Wenn man Google nach einem Bild von deutschen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg fragte, wurde eine Benetton-Werbung in Wehrmachtsuniformen angezeigt.

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Die Kritiker stürzten sich darauf und Google trat einen verlegenen Rückzug an. Es hielt Geminis Fähigkeit, Menschen darzustellen, inne und räumte ein, dass seine gut gemeinten Bemühungen, alle Menschen einzubeziehen, „das Ziel verfehlt“ hätten. Die kostenlose Version von Gemini kann immer noch keine Bilder von Menschen erstellen. Die kostenpflichtigen Versionen hingegen schon. Als wir um ein Bild von zwölf CEOs börsennotierter Biotech-Unternehmen baten, produzierte die Software ein Bild in Fotoqualität von weißen Männern mittleren Alters. Nicht gerade ideal, aber näher an der Wahrheit.

Boeings „Starliner“

Boeing, wir haben ein Problem: Es ist Euer lange verzögertes, wiederverwendbares Raumschiff „Starliner“, mit dem die Nasa-Astronauten Sunita „Suni“ Williams und Barry „Butch“ Wilmore auf der Internationalen Raumstation gestrandet sind. Die Mission im Juni sollte ein schneller achttägiger Rundflug sein, um den Starliner zu testen, bevor er zu längeren Missionen aufbricht. Aufgrund von Heliumlecks und Problemen mit den Schubdüsen musste er jedoch mit leeren Sitzen zurückkehren. Nun werden Butch und Suni erst 2025 mit einem Raumschiff des Boeing-Konkurrenten SpaceX nach Hause geholt.

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Es ist Boeing und der Nasa hoch anzurechnen, dass sie die Sicherheit in den Vordergrund stellen. Allerdings war das nicht die einzige Boeing-Fehlfunktion in diesem Jahr. Das Unternehmen begann 2024 mit einer Tür, die mitten im Flug von einem seiner Flugzeuge abbrach, sah sich mit einem Arbeiterstreik konfrontiert, stimmte einer hohen Geldstrafe zu, weil es die Regierung in Bezug auf die Sicherheit seines Flugzeugs 737 Max in die Irre geführt hatte (was den Sprung auf unsere 2019-er Liste der schlimmsten Technologien schaffte), und musste im März den Rücktritt seines Geschäftsführers Dave Calhoun hinnehmen.

Nach dem Starliner-Fiasko feuerte Boeing Ted Colbert, den Chef seiner Raumfahrt- und Verteidigungssparte. „In dieser kritischen Phase ist es unsere Priorität, das Vertrauen unserer Kunden wiederherzustellen und jene hohen Standards zu erfüllen, die sie von uns erwarten, um ihre wichtigen Missionen auf der ganzen Welt zu ermöglichen“, sagte der neue Boeing-CEO Kelly Ortberg in einem Memo.

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Crowdstrike-Ausfall

Das Motto des Cybersicherheitsunternehmens Crowdstrike lautet: „Wir stoppen Einbrüche“. Irgendwie stimmte es sogar: Niemand kann in einen Computer eindringen, wenn man ihn nicht einschalten kann. Genau das ist vielen Menschen am 19. Juli passiert, als Tausende von Windows-Computern bei Fluggesellschaften, Fernsehsendern und Krankenhäusern den „blauen Bildschirm des Todes“ anzeigten.

Die Ursache war aber weder ein Hackerangriff noch Ransomware. Stattdessen steckten diese Computer aufgrund eines fehlerhaften Updates, das Crowdstrike selbst bereitgestellt hatte, in einer Startschleife fest. CEO George Kurtz erklärte auf X, dass das „Problem“ als „Defekt“ in einer einzelnen Computerdatei identifiziert worden sei.

Wer ist also haftbar? Der Crowdstrike-Kunde Delta Airlines, der 7.000 Flüge storniert hat, hat das Unternehmen auf 500 Millionen US-Dollar verklagt und behauptet, dass die Sicherheitsfirma eine „globale Katastrophe“ verursacht habe, als sie „unzertifizierte und ungeprüfte Abkürzungen“ nahm. Crowdstrike hat Gegenklage eingereicht. Das Unternehmen behauptet, dass Deltas Management für die Probleme verantwortlich ist und dass der Fluggesellschaft kaum mehr als eine Rückerstattung zusteht.

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Vertikale Farmen

Salat-Anbau in Gebäuden mit Robotern, Hydrokultur und LED-Lampen: Dafür hatte Bowery, ein Startup für „vertikale Landwirtschaft“, über 700 Millionen Dollar eingeworben. Doch dann ging Bowery im November in Konkurs und war laut dem Wirtschaftsanalyse-Unternehmen „CB Insights“ die größte Startup-Pleite des Jahres.

Bowery behauptete, dass vertikale Farmen pro Quadratmeter „100-mal produktiver“ seien als herkömmliche Farmen, da die Pflanzenregale bis zu 40 Fuß hoch gestapelt werden könnten. In Wirklichkeit war der Salat des Unternehmens teurer, und als sich eine hartnäckige Pflanzeninfektion in seinen Anlagen an der Ostküste ausbreitete, hatte Bowery Schwierigkeiten, das Grünzeug zu irgendeinem Preis zu liefern.

Explodierende Pager

Sie piepten und explodierten. Als Folge von Israels „überraschendem Eröffnungsschlag in einem umfassenden Krieg zur Lähmung der Hisbollah“ wurden überall im Libanon Finger und Gesichter zerfetzt. Der tödliche Angriff war teuflisch clever. Israel hatte Scheinfirmen eingerichtet, die Tausende von mit Sprengstoff gefüllten Pagern an die islamische Gruppierung verkauften, die bereits das Ausspionieren ihrer Telefone befürchtet hatte.

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Ein Coup für Israels Spione. War es aber nicht ein Kriegsverbrechen? Ein Menschenrechtsabkommen von 1996 verbietet die absichtliche Herstellung „scheinbar harmloser Gegenstände“, die zur Explosion bestimmt sind. Die New York Times berichtet, starb auch die neunjährige Fatima Abdullah, als der mit einer Sprengfalle versehene Piepser ihres Vaters klingelte und sie ihm das Gerät bringen wollte.

23andMe

Das Unternehmen, das als erster Anbieter von Gentests für Privatkunden gilt, ist auf dem absteigenden Ast. Der Aktienkurs geht gegen Null, und der Plan, wertvolle Medikamente zu entwickeln, ist hinfällig, nachdem das Team im November die Kündigung erhalten hat.

23andMe hatte immer eine prominente Aura und gute Presse. Doch diese Zeiten sind passé – erst recht nach dem Datenleak Ende letzten Jahres. Das Unternehmen befindet sich in Schwierigkeiten und wird von der Gründerin Anne Wojcicki kontrolliert, nachdem die unabhängigen Direktoren im September massenhaft zurückgetreten sind. Die Kunden beginnen sich Sorgen zu machen, was mit ihren DNA-Daten passiert, wenn 23andMe untergeht.

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23andMe sagt, es habe „die weltweit größte crowdgesourcete Plattform für genetische Forschung“ geschaffen. Das ist wahr. Es hat nur nie herausgefunden, wie man Gewinn macht.

KI-Resterampe

Als Schlempe werden Lebensmittelabfälle und -reste bezeichnet, die man Schweinen zum Fressen gibt. „KI-Schlempe“ dagegen ist das, was wir alle zunehmend online konsumieren, seit die Menschen das Internet mit computergenerierten Texten und Bildern überfluten.

KI-Abfälle sind„dubios“, so die New York Times, und „dadaistisch“, so Wired. Er ist oft seltsam wie der Shrimp-Jesus (fragt bitte nicht), oder trügerisch, wie das Bild eines zitternden Mädchens in einem Ruderboot, das angeblich die schlechte Reaktion der US-Regierung auf den Hurrikan Helene zeigt.

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KI-Schlempe kann oft unterhaltsam sein, ist in der Regel aber eine Zeitverschwendung und wird nicht auf Fakten geprüft. KI-Abfall ist hauptsächlich dazu da, Klicks zu bekommen. Es ist der Blue-Check-Account auf X, der 10-teilige Threads darüber veröffentlicht, wie toll KI ist – Threads, die von KIs geschrieben wurden.

Vor allem aber ist KI-Schlempe sehr, sehr weit verbreitet. In diesem Jahr haben Forscher:innen festgestellt, dass etwa die Hälfte der langen Beiträge auf Linkedin und Medium teilweise von KIs erstellt wurden.

Freiwillige Kohlenstoffmärkte

Unternehmen verursachen Emissionen, die zur globalen Erwärmung beitragen. Warum also nicht dafür bezahlen, dass ein paar Bäume gepflanzt werden oder ein effizienter Kochherd für jemanden in Mittelamerika gekauft wird? Dann könnte man Netto-Null-Emissionen erreichen und helfen, den Planeten zu retten.

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Eine nette Idee, aber gute Absichten sind nicht genug. Dieses Jahr hat der Kohlenstoffmarktplatz Nori seinen Betrieb eingestellt, ebenso wie das Unternehmen Running Tide, das versucht, Kohlenstoff im Meer zu versenken. „Das Problem ist, dass der freiwillige Kohlenstoffmarkt freiwillig ist“, schrieb der CEO von Running Tide in einem Abschiedsposting und begründete dies mit der mangelnden Nachfrage.

Auch wenn die Unternehmen gerne die geringe Nachfrage dafür verantwortlich machen, ist dies nicht das einzige Problem. Fragwürdige Technologien, zweifelhafte Gutschriften und fiktive Kompensationen haben zu einem Glaubwürdigkeitsproblem auf den Kohlenstoffmärkten geführt. Im Oktober erhob die US-Staatsanwaltschaft Anklage gegen zwei Männer wegen eines 100-Millionen-Dollar-Schemas, bei dem es um den Verkauf von nicht existierenden Emissionseinsparungen ging.

Der Artikel stammt von Antonio Regalado. Er ist Redakteur bei der US-amerikanischen Ausgabe von MIT Technology Review. Regalado schreibt über Themen aus der Biomedizin.

8 Gadgets, die dich besser machen (hoffentlich)

Selbstoptimierung: 8 Gadgets, die dich besser machen Quelle: https://www.instagram.com/p/CVlJ2eSPrsp/
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