An Twitter wird derzeit sehr deutlich, wie unterschiedlich Managerinnen und Manager auf die Themen rund um Mitarbeiterführung und neue Arbeit blicken. Elon Musk hat das Unternehmen übernommen und entlässt derzeit massenhaft Team-Mitglieder ohne Angabe von Gründen. Denen, die nicht gekündigt wurden, verlangt er nach eigenen Aussagen „extreme hardcore“ Leistungen ab. Auch Homeoffice hat der Tech-Tycoon untersagt.
Auch wenn eine Umfrage nun ergeben hat, dass Elon Musk als Twitter-Chef zurücktreten soll, bleibt die Frage, ob er das Versprechen wirklich einhält – und wer Nachfolger werden soll.
Nicht wenige Führungskräfte, die autoritäre Führungsstile aus längst vergangenen geglaubten Zeiten vermissen, stehen Elon Musks „Hardcore“-Taktiken wohlwollend gegenüber. Viele seien „des ganzen Gejammers müde“, sagt Michael Friedman, Geschäftsführer der New Yorker Investmentfirma First Level Capital, gegenüber dem Wall Street Journal. Was er damit meint, ist, dass Mitarbeitende zu viele eigene Ansprüche gegenüber Arbeitgebende äußern.
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Führungsstil von Elon Musk: „Schrecklich frustrierend“
Andere Tech-Führungskräfte beginnen hingegen öffentlich auf den sozialen Medien, die Tech-Talente des Kurznachrichtendienstes abzuwerben. Katie Burke, Chief-People-Officer beim US-Softwareunternehmen Hubspot, verurteilt Elon Musk beispielsweise aufgrund diverser Berichte auf Linkedin. Er habe eine Gruppe von Mitarbeitenden gefeuert, die den Twitter-Chef in den internen Slack-Kanälen des Unternehmens kritisiert hatten.
„Als Führungskraft gehört es zu unserem Job, kritisiert zu werden“, schrieb die Personalverantwortliche in einem Linkedin-Beitrag. „Große Führungskräfte erkennen an, dass Debatten und Meinungsverschiedenheiten einen besser machen und Teil des Prozesses sind.“ Burke beendet ihren Post mit den Worten: „Wer einen Ort sucht, an dem ihr (natürlich auf eine freundliche, klare Art und Weise) anderen widersprechen könnt, Hubspot stellt ein.“
Auch andere Tech-Führungskräfte nehmen das Führungsgebaren des Elon Musk zum Anlass, Mitarbeiter abzuwerben. Amanda Richardson, Geschäftsführerin des Recruiting-Software-Startups Coderpad, formulierte ebenfalls einen Linkedin-Post ans Twitter-Team. Sie zitiert darin Elon Musks ausgesprochenes Remote-Verbot und beschreibt die Übernahme als „Shitshow“, die „schrecklich frustrierend, deprimierend und demotivierend“ sei.
Richardson erklärt: „Wir bei Coderpad glauben, dass eure Fähigkeiten alles sagen. Nicht, wo ihr sitzt. Nicht, ob ihr im Büro schlaft. Und nicht, ob ihr sieben Tage die Woche für 18 Stunden am Tag arbeitet.“ Viele Linkedin-Nutzerinnen und -Nutzer stimmen ein und bekräftigen die beiden Frauen. Eine schreibt unter Burkes Posting: „So spricht eine echte Anführerin“. Eine andere schreibt unter Richardsons Posting: „So ist es richtig!“
Unternehmenskultur entscheidender Jobfaktor
Arbeitnehmerbefragungen der letzten Jahre zeigen, was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Arbeitgebenden erwarten. Was deutlich wird: Eine offene und respektvolle Unternehmenskultur wiegt oft schwerer als das Gehalt. Auch flexible Arbeitszeitmodelle wünschen sich Berufstätige immer öfter. Zwar priorisieren die Ansprüche sich je nach Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage gelegentlich anders, jedoch meist nur geringfügig.
Die Jobangebote von Katie Burke und Amanda Richardson reihen sich in ein Umfeld hoher Fluktuation bei Twitter ein. Elon Musk hatte nicht gekündigten Team-Mitgliedern die Chance gegeben, sich im Rahmen eines Ultimatums gegen eine Anstellung zu entscheiden, falls sie mit seinem Führungsstil nicht einverstanden seien. Laut CNN haben daraufhin weitere Personen Twitter verlassen. Unter den angekündigten Bedingungen wollten sie nicht arbeiten.