
Wie wichtig ist Elon Musk die freie Meinungsäußerung auf Twitter wirklich? (Foto: Rokas Tenys/Shutterstock)
Noch Anfang November 2022, kurz nach der Übernahme von Twitter, schrieb Elon Musk, er fühlt sich der freien Meinungsäußerung („free speech“) so sehr verpflichtet, dass er nicht einmal den Account sperren lassen werde, der die Bewegungen seines Privatjets trackt – und das, obwohl ihm dadurch Gefahr für Leib und Leben drohe.
Musk will Account-Verantwortlichen Sweeney verklagen
Kurze Zeit später twitterte Elon Musk, dass er den Account-Verantwortlichen Jack Sweeney verklagen werde. Die Begründung im Tweet: Ein „verrückter Stalker“ habe am Mittwochabend das Auto verfolgt, in dem sein Sohn X gesessen habe – wohl in der Annahme, Musk befände sich selber in dem Auto.
Später habe er das Auto an der Fahrt behindert und sei auf die Motorhaube geklettert. Musk wolle daher Sweeney und diejenigen verklagen, die seiner Familie „Schaden zugefügt“ habe. Dazu veröffentlichte er auch ein Video vom mutmaßlichen Täter mit einem Suchaufruf an die Twitter-Community. Die öffentliche Verfolgung durch den Track-Account beschäftigt den Milliardär schon länger.
Musk: Geld und Tesla für Schließung von Twitter-Account
Um den Twitter-Account @elonjet von Jack Sweeney gab es in den vergangenen Monaten schon einmal Wirbel, weil Musk dem 19-Jährigen zunächst 5.000 US-Dollar und später einen Gratis-Tesla für die Schließung des Kontos angeboten hatte.
Sweeney betreibt mehrere Konten, auf denen er automatisch öffentlich verfügbare Informationen über Privatflugzeuge bekannter Persönlichkeiten teilt. Auch Informationen über die Privatjets von Microsoft-Gründer Bill Gates oder Amazon-Gründer Jeff Bezos werden regelmäßig veröffentlicht.
Privatjet-Tracker: Erst eingeschränkt, dann gesperrt
Nachdem sich herausstellte, dass @elonjet offenbar doch mit einer Einschränkung seiner Sichtbarkeit und Reichweite belegt worden war, ist der Account jetzt offenbar ganz gesperrt.
Sweeney weist darauf auf seinem privaten Account hin. Und tatsächlich: Wer das Konto bei Twitter direkt aufrufen will, steht vor verschlossenen Türen. „Account gesperrt“ heißt es da und „Twitter sperrt Accounts, die gegen die Twitter Regeln verstoßen“.
Gegen welche Regeln @elonjet verstößt, ist bisher nicht bekannt. Elon Musk hat sich zu dem Thema noch nicht geäußert. Sweeney betreibt seinen Kanal jetzt auf der Twitter-Alternative Mastodon.
Zuvor hatte schon das Zustandekommen der Einschränkung des Accounts für einen kleinen Aufschrei in der Medienlandschaft gesorgt. Zwischenzeitlich war es nämlich nicht mehr möglich, den Account über die Twitter-Suche zu finden. Auch Verlinkungen zu dem Konto in Tweets anderer Nutzer:innen wurden unterbunden.
Laut einem Screenshot einer internen Anweisung, die Sweeney aus dem Unternehmen zugespielt worden sein soll, hatte die hochrangige Twitter-Managerin Ella Irwin, verantwortlich für „Vertrauen und Sicherheit“, eine Kollegin aufgefordert, die Sichtbarkeit von @elonjet umgehend einzuschränken („visibility filter“).
Irwin ist die Nachfolgerin von Yoel Roth, den Musk zuletzt als „pädophil“ beschimpfte. Sweeney sah diesen Screenshot als Beweis für die Beschränkung seines Kanals – die Musk ja eigentlich nicht vornehmen wollte.
Sweeney veröffentlicht eigene Twitter-Files
Sweeney hatte sich bei der Veröffentlichung einen Seitenhieb auf die sogenannten Twitter-Files nicht verkneifen können. „Bin dabei, meine eigenen Twitter-Files zu veröffentlichen. Danke an die Whistleblower“, so Sweeney per Twitter.
Unter dem Schlagwort „Twitter-Files“ ließ Elon Musk zuletzt Journalist:innen Twitter-Interna analysieren und veröffentlichen. Die Informationen sollten beweisen, dass Twitter früher sogenanntes Shadowbanning einsetzte.
@elonjet zwischenzeitlich wieder frei
Wohl als Reaktion auf den von Sweeney veröffentlichten Screenshot war sein @elonjet-Konto vorübergehend wieder ohne Einschränkung sichtbar. Für Sweeney der Beweis, dass die Einschränkung von Twitter forciert und nach der Berichterstattung darüber wieder zurückgenommen wurde.
Während Musk munter Twitter-Interna aus der Zeit vor seiner Übernahme teilt, hat er seinen Angestellten mit Entlassung gedroht, sollten sie interne Informationen an die Presse weitergeben. Zudem werde man Entschädigungen einklagen, wie aus dem Inhalt einer geleakten E-Mail hervorgeht.
Dieser Artikel wurde am 14. Dezember 2022 um die Sperrung des @elonjet-Accounts bei Twitter ergänzt.
Update: Dieser Artikel wurde am 15. Dezember um die Klage von Elon Musk ergänzt.