Von der kompakten, knubbligen und handlichen Bauform des Pixel Fold (Test) ist beim neuen Pixel 9 Pro Fold nichts mehr zu sehen. Das zweite Werk mutet viel ausgereifter an und positioniert sich durch seine Bauform klarer als zuvor gegen Samsungs Galaxy Z Fold 6. Allerdings fragen wir uns, warum Google es der Pro-Serie zuordnet.
Pixel 9 Pro Fold: Oneplus Open mit Google-Anstrich
Größer, breiter, aber dünner. So könnte man das Design des neuen Foldables im Vergleich zum Pixel Fold zusammenfassen. Sowohl das Außen- wie Innendisplay sind gewachsen und damit auch die Abmessungen. Zudem orientiert Google sich beim neuen Modell am Oneplus Open, das der Hersteller im Herbst 2023 angekündigt hatte und seit Anfang 2024 auch in Deutschland vertrieben wird.
Ähnlichkeiten zum Oneplus Fold sind vor allem an der Bauform zu erkennen. Denn Googles Modell sieht zusammengeklappt aus wie ein herkömmliches Smartphone mit vertrautem Seitenverhältnis, wodurch es sich auch problemlos wie eines nutzen lässt. Dass Google sich nicht an der Bauform des Galaxy Fold orientiert hat, begrüßen wir. Denn Samsungs Foldable in Buchform erinnert zusammengeklappt wegen seines schmalen Außendisplays seit Generationen eher an eine Fernbedienung und ist auch wegen seines eckigen Gehäuses unhandlicher als das rundlichere Pixel.
Trotz der gewissen Nähe zum Oneplus Open erkennt man klar, dass das Pixel 9 Pro Fold zur neuen Pixel-9-Reihe gehört. Denn Google hat nicht nur auf die gleiche 6,3-Zoll-Bildschirmdiagonale wie beim Pixel 9 und 9 Pro gesetzt, auch die abgerundete Displayform ist gleich. Zudem ist auf der Rückseite eine „Kamerainsel“, die zwar eine andere Form, als die der Smartphones hat, aber dennoch den bekannten Pixel-Charakter beibehält.
Im Unterschied zu den neuen Google-Smartphones, die einen Fingerabdrucksensor im Bildschirm verbaut haben, setzt der Hersteller, wie viele andere Foldable-Bauer auch, auf einen Fingerabdruckleser im Ein-/Ausschalter. Dieser ist sowohl eingeklappt als auch auseinander gefaltet leicht erreichbar.
Neu und um Längen besser als beim Pixel Fold ist das Scharnier, mit dem sich das Foldable mit wenig Aufwand vollständig aufklappen lässt. Beim Vorgänger musste man schon ein wenig mehr Kraft aufwenden, um das Innendisplay komplett aufzuklappen.
Gute Displays, solide Leistung
Außen verbaut Google ein 6,3 Zoll-Display, das laut Hersteller bis zu 2.700 Nits hell werden kann. Damit orientiert Google sich am Pixel 9 und nicht am 9 Pro. Auch bei der Bildwiederholrate sind nicht wie bei den Pro-Modellen 1 bis 120 Hertz möglich, sondern wie beim Basismodell 60 bis 120 Hertz.
Beim Innendisplay sieht es indes anders aus: Der Bildschirm misst acht Zoll in der Diagonale und ist damit größer als der von Samsungs Galaxy Z Fold 6, der „nur“ 7,6 Zoll misst. Zudem unterstützt der LTPO-Bildschirm des Pixel (anders als das äußere Display) eine dynamische Bildwiederholrate von 1 bis 120 Hertz bei einer maximalen Helligkeit von 2.700 Nits.
Vorteil für das Außendisplay: Es dürfte dank Gorilla Glass Victus 2 weit besser vor Kratzern geschützt sein als das innere. Letzteres wird wie die meisten faltbaren Bildschirme von einem sogenannten Ultra-Thin-Glass vor Beschädigungen geschützt. Bis flexibles Gorilla Glass verfügbar ist, das ein flexibles Display genauso gut schützt, wie klassische Bildschirme, dürfte noch eine Weile vergehen.
Bei der Bildqualität kann das Pixel 9 Pro Fold sowohl außen als auch innen überzeugen. Dank der hellen Bildschirme lassen sie sich auch draußen bei Sonnenschein gut ablesen.
In puncto Leistung liegt das Foldable auf demselben Niveau wie die klassischen Barrensmartphones der Pixel-9-Serie. Schließlich verbaut Google auch hier den Tensor G4-Chip ein, der von 16 Gigabyte RAM und 256 Gigabyte UFS-Speicher unterstützt wird.
Die pure CPU- und GPU-Performance des Fold liegt zwar nicht auf einem Level wie die des Galaxy Z Fold 6, da Samsung auf Qualcomms Snapdragon 8 Gen 3 for Galaxy setzt. Dennoch liefert der Tensor-G4-Chip so viel Leistung, dass anspruchsvolle Aufgaben erledigt werden, ohne dass es zu Gedenksekunden kommt. Highlight des Chips ist ohnehin die KI-Rechenleistung, die On-Device-Aufgaben flugs erledigt. Laut Google liefert der Chip mit 45 TOPS genauso viel KI-Power wie Qualcomms Snapdragon X Elite, der in Windows-Rechnern eingesetzt wird.
Gute Kameras – aber nicht auf Pixel-9-Pro-Niveau
Bei der Hauptkamera hat Google das neue Foldable im Vergleich zum Pixel 9 Pro ein wenig abgespeckt – man könnte sagen, dass es hier dem Pro-Zusatz nicht gerecht wird. Der Hersteller erklärt diesen Umstand damit, dass die geringe Bauhöhe von nur 5,1 Millimetern keine größeren Sensoren zulässt.
So verfügt das 9 Pro Fold über eine Weitwinkelkamera mit 48-Megapixel-Sensor – offenbar der Gleiche, der auch schon im ersten Pixel Fold verbaut war –, der von einer Ultra-Weitwinkel- und einer Telezoomkamera mit 10,6 beziehungsweise 10,8 Megapixel begleitet wird. Die Telekamera unterstützt laut Google wie das Pixel 9 Pro einen fünffachen optischen Zoom, die digitale Vergrößerung reicht aber nur bis 20x statt 30x. Außerdem unterstützt das Fold wie die Pros einen Makrofokus.
Dass Google nicht die gleichen Sensoren wie in den neuen Pro-Modellen einsetzt, ist im Vergleich zum Pixel 9 Pro erkennbar: Die Bildqualität ist zwar Pixel-typisch allgemein gut, jedoch kommt das 9 Pro Fold nicht ganz an das aktuelle Topmodell heran.
Googles neues Fold steht hier aber nicht allein da, denn auch Samsung muss bei seiner Galaxy-Z-Serie ähnliche Opfer bringen. Das ist schade, aber gute Sensoren benötigen einfach Platz.
Für Selfies ist in das Front- und Innendisplay Selfie-Kameras mit jeweils 10,5 Megapixeln an Bord. Auch hier machen die Pixel-9-Smartphones mit ihren 42-Megapixel-Selfiekameras die bessere Figur.
Die Selfiekameras sind in gewisser Weise aber überflüssig, da ihr durch den Klappmechanismus im Handumdrehen die Hauptkamera für Selfies verwenden könnt.
Identische KI-Kamera-Funktionen wie beim Pixel 9
Standesgemäß verpasst Google seinem Foldable die gleichen KI-Funktionen, dies es auch im Pixel 9 gibt: So integriert der Hersteller das „magische Radiergummi“, das mit dem Pixel 6 (Test) gestartet ist, als auch Funktionen des Pixel 8 Pro (Test) wie „Best Shot“ und dem „Magic Editor“, mit dem ihr Personen in Gruppenfotos neu in Szene setzen oder Objekte und Personen im Bild neu positionieren könnt. Überdies wird der Funktionsumfang um generative KI erweitert.
Die Funktionen wie „Add Me“ oder „Mich hinzufügen“, um die fotografierende Person ins Foto zu bekommen, ist genauso dabei wie die umstrittene Funktion „Reimagine“. Mit dieser ist es nicht nur möglich, einen neuen Hintergrund in ein Foto hinzufügen oder einen anderen Teil des Bildes ausschneiden und neu zu arrangieren. Ihr könnt dem Bild neue Objekte hinzufügen oder aus einer Straße einen Fluss machen.
Praktisch ist die Möglichkeit, mit dem Feature „Bester Bildausschnitt“ des magischen Editors fehlende Inhalte zu ergänzen. Die KI-Funktion kann zudem einen größeren Bildausschnitt vorschlagen und Lücken im Hintergrund durch generative KI füllen.
Android 14 mit Gemini Live (auch in Deutschland nutzbar)
Bei der Software sind Pixel-Smartphones eigentlich dafür bekannt, mit einer neuen Android-Version ausgeliefert zu werden. In diesem Jahr verhält es sich aber ein wenig anders: Sämtliche Modelle der Pixel-9-Serie basieren noch auf dem im Oktober 2023 veröffentlichten Googles Pixel 9 Pro Fold kann für Slefies oder Gruppenaufnahmen von allein stehen. (Foto: t3n). Android 15 soll leider erst im Oktober erscheinen – das gab es bei Google in dieser Form noch nie!
Große Überraschungen gibt es hinsichtlich der üblichen Android-Funktionen nicht. Sie sind identisch zum ersten Pixel Fold. Inhalte und Apps, die ihr auf dem Innen- oder Außendisplay geöffnet habt, wechseln beim Öffnen oder Schließen des Geräts rasch auf den jeweils anderen Bildschirm, wie es sollte. Auch das App-Dock und der Modus, zwei Apps gleichzeitig auf dem großen Innenbildschirm anzuzeigen, funktioniert tadellos.
Was aber nervt, ist die fehlende Möglichkeit, die Apps auf Innen- und Außendisdplay separat voneinander anzuordnen. So sind alle im Hauptfenster des kleinen Außendisplays angeordneten Anwendungen beim Öffnen vollständig auf der linken großen Bildschirmhälfte verortet. Besonders bei dem großen Acht-Zoll-Bildschirm empfinde ich das als ergonomisch sinnlos, denn das geöffnete Gerät bediene ich tendenziell mit beiden Händen.
KI Im Fokus
Im Fokus der neuen Pixel-Geräte stehen die KI-Funktionen. So setzt der Hersteller anstelle des Google Assistant auf den neuen Chatbot Gemini. Der soll in Zukunft ein persönlicherer Assistent werden, als es der ursprüngliche Google-Helfer. Denn der Chatbot ist zum Teil lokal und multimodal, wodurch nicht nur Text als auch Bilder, Videos und Audio direkt auf dem Gerät verarbeitet werden können.
Mit dem kostenpflichtigen „Gemini Advanced”-Abo, das für die Pixel-9-Geräte ein Jahr lang kostenlos, ist, könnt ihr auch Inhalte von Gmail, Docs und weiteren Google-Diensten zusammenfassen und mehr.
Vielversprechend ist außerdem Gemini Live: Mit dem Chatbot könnt ihr natürliche Konversationen führen, was in etwa OpenAIs Advanced Voice Mode ähnelt. Ihr könnt aus zehn verschiedenen synthetischen Stimmen wählen, die beeindruckend echt klingen. Offiziell wird derzeit nur Englisch unterstützt, wir haben Gemini Live aber auch schon auf Deutsch zum Sprechen gebracht.
Was in Deutschland an angekündigten KI-Funktionen noch fehlt, sind die Screenshot-App, mit der ihr euer Wissen in Screenshots verwalten könnt. Ebenso fehlt Pixel Studio, eine App mit der ihr per Textprompt mittels generative KI Bilder gestalten könnt.
Die neue Pixel-Wetter-App ist zwar an Bord und sieht schick aus, die KI-Funktion, die euch die Wettervorhersage in Textform zusammenfassen soll, funktioniert derweil nur auf Englisch.
Akku und Laufzeit
Der Akku des Pixel 9 Pro Fold hat eine Kapazität von 4.650 Milliamperestunden (mAh) und ist damit etwas kleiner als im Pixel Fold (4.821 mAh). Dennoch verspricht Google eine Laufzeit von „mehr als 24 Stunden“ – was bei normaler Nutzung im Alltag realistisch erscheint. Sicher: Wer das Foldable intensiver nutzt und viel die Kamera verwendet, rechenintensive Spiele spielt oder häufig das GPS zur Navigation nutzt, muss das Gerät früher an die Steckdose hängen.
Geladen werden kann das Pixel 9 Pro Fold wie das Pro XL mit bis zu 45 Watt. Das entsprechende Netzteil muss separat erworben werden. Das Foldable kann wie die Pixel-Smartphones drahtlos per Qi-Wireless geladen werden – der neue Qi2-Standard ist nicht an Bord. Wer übrigens schon Googles Pixel-Stand besitzt, wird enttäuscht sein. Denn das neue Foldable lässt sich nicht mit dem Ladedock aufladen. Laut Google ist die Ladespule anders positioniert als bei den anderen Pixel-Geräten – mit anderen Qi-Ladegeräten ist das Aufladen kein Problem, so der Hersteller.
Fazit: Gutes Foldable, aber weniger „Pro“ als das Pixel 9
Fazit
Während wir beim ersten Pixel Fold vor allem die handliche Form lobten, ist es beim neuen Modell tatsächlich die neue Bauform, durch die sich das Gerät zusammengeklappt wie ein herkömmliches Smartphone nutzen lässt. Dass es das erst zweite Foldable Googles ist, spürt man auch kaum, denn es ist ausgezeichnet verarbeitet – der Sprung von der ersten auf die zweite Generation ist groß, auch im wahrsten Sinne des Wortes.
Im Unterschied zum ersten Modell müssen wir das neue Fold noch seltener aufklappen, für den Medienkonsum oder die Arbeit an Dokumenten ist das große Innendisplay besser geeignet als beim ersten Fold. Der Sprung von 7,6 auf acht Zoll klingt zwar klein, ist er aber nicht.
Die Leistung des Geräts ist wie bei den anderen Pixel-9-Modellen vollkommen ausreichend und sollte für auch die versprochenen sieben Jahre Android- und Sicherheits-Updates genügen. An der Software sollte Google indes noch ein wenig nachbessern, auch wenn sie in den meisten Fällen gut ist. Aber allein die Möglichkeit, Innen- und Außendisplay unabhängig voneinander gestalten zu können, wäre ein großer Schritt.
Hinsichtlich der Kameras mutet das Foldable nicht ganz wie ein „Pro“ an, auch wenn die Bildqualität gut ist. Nicht ganz auf Pro-Niveau, aber vernachlässigbar, ist die etwas geringere Displayhelligkeit im Vergleich zum Pixel 9 Pro, aber das ist meckern auf hohem Niveau.
Das muss Google sich aber gefallen lassen, denn für einen saftigen Preis von 1.900 Euro kann man schon eine Vollausstattung erwarten.