So wollte Microsoft die besten Xbox-Games in Apples App-Store bringen
Mit hoher Energie versuchte Microsoft, seinen Spiele-Service XCloud auf iOS zu bringen. Wie neue Enthüllungen im Zuge des Epic-Prozesses gezeigt haben, war die Führung in Redmont zu einigem bereit. Doch Apple soll immer wieder „Nein“ gesagt haben.
Exklusive Top-Titel von der Xbox aufs iPad oder iPhone
Zunächst sah es so aus, als ob Apple Cloud-Gaming zulassen würde, doch dann kamen die Einschränkungen. Am Ende sagte dem Betreiber des App-Stores keine Lösung zu. Microsoft war den Dokumenten zufolge fest entschlossen gewesen und hatte angeboten, Xbox-exklusive AAA-Titel auf iOS herauszubringen – als Einzel-Apps. Die Spiele wären zusätzlich über den Xbox-Cloud-Gaming-Dienst gelaufen, um von der Performance der angeschlossenen Serverfarmen zu profitieren. The Verge vermutet, man hätte voraussichtlich auch die Titel einzeln erwerben können, ohne das Game-Pass-Abo abzuschließen. Es ging um so viele Spiele, dass von einem „Netflix-ähnlichen Katalog“ die Rede war.
Ein ganzer Dienst in vielen einzelnen Apps
Die Lösung hatte Microsoft erdacht, weil Apple einen App-Store im App-Store verbietet. Doch die Leiterin der Geschäftsentwicklung bei Microsoft, Lori Wright, war skeptisch. Das Management von Hunderten bis Tausenden von Apps sei problematisch, meinte sie. Sie sah Schwierigkeiten bei der Aktualisierung und mit überladenen Homescreens. Diese Probleme führen zu „Frustration und Verwirrung bei den Kunden“, war sie sich sicher. Microsoft erwog einen anderen Schritt, auch um den Speicherplatz niedrig zu halten.
Die Lösung: Der Streaming-Stack
Die Ingenieure in Redmont schlugen vor, die Einzel-Apps eher wie eine Verknüpfung aufzubauen. Im Zentrum sollte eine einzelne 150-Megabyte-große Streaming-App den Cloud-Gaming-Stack beinhalten. Die einzelnen Spiele wären dann nur etwa 30 Megabyte groß gewesen. Sie müssten bei Updates der Streaming-App nicht mit aktualisiert werden. Wright schreib an Apple: „Das wird ein besseres Erlebnis für die Nutzer sein.“ Sie verwarf zeitgleich die Idee wieder, exklusive AAA-Spiele auf iOS zu bringen. Auch sie würden die Streaming-App für das volle Erlebnis brauchen.
Apple bleibt hart, Microsoft gibt auf
Der iPhone-Konzern, das ergaben aktuelle Rückfragen, lehnte den Vorschlag ab und bestand darauf, dass der Streaming-Stack in allen Apps vorhanden sein müsse. Microsofts Abteilungsleiter für Cloud-Gaming, Kareem Choundhry, schreibt: „Jedes Spiel dazu zu zwingen, unseren Streaming-Stack zu beinhalten, hat sich damals als unrealistisch herausgestellt.“ Das gelte sowohl für die Technik und den Support als auch das Kundenerlebnis.
Microsoft lenkt ein – aber es gibt ein neues Problem
Doch im Frühsommer dieses Jahres erzählte Apples App-Store-Games-Manager Mark Grimm Kollegen, Microsoft überlege doch Wege, den Streaming-Stack in jedes Spiel einzubauen. Wright mache Druck bei ihrem Entwicklungsteam, um einen Weg dafür zu finden. Grimm setze sich für die Lösung ein. Er schreibt, Microsoft wolle In-App-Käufe (IAP) in der App abwickeln, aber dann mit Apple abrechnen. „Sie versuchen nicht, die Zahlung an uns zu umgehen; sie versuchen, eine große Menge an überflüssiger API-Arbeit zu umgehen“, schreibt er in einer Nachricht. Doch die Apple-Führung lehnt aus einem anderen Grund ab: XCloud bietet keine In-App-Käufe.
Microsoft gibt App-Store-Pläne auf und geht auf den Browser
Cloud-Gaming-Chef Choundhry erzählt, man habe immer wieder neue Vorschläge gemacht und eine Lösung gesucht, doch Apple habe alle abgelehnt. Man sei auch offen dafür gewesen, einzelne Xbox-Titel zusätzlich zum Game-Pass auf iOS zu bringen. Am Ende habe man die technischen Prioritäten verschoben und die browserbasierte Variante vorangetrieben. Man wolle jedoch weiter nach praktikablen Lösungen suchen, um auf den App-Store zu kommen. Seit diesem Jahr stehen Xbox-Spiele über Xcloud für iOS per Browser bereit.