
Am Android-Werbesystem wird geschraubt: Die Ad-ID kommt raus, die Privacy Sandbox rein. (Bild: Primakov/Shutterstock)
Nach Apples Tracking Transparency ist die Werbebranche im und für das Mobile Marketing gezwungen, neue Wege zu finden. Nachdem im Juni 2021 bereits ein Opt-out für Werbetracking bekannt gegeben wurde, kündigt Google nun an: Android wird in Zukunft keine Third-Party-Daten mehr erheben und unterstützen. Als Begründung führte Googler Anthony Chavez, VP Product-Management Android Security & Privacy, eine Studie des Pew Research Centers an: 72 Prozent der befragten Personen hätten das Gefühl, dass jede Onlineaktivität getrackt wird, und 81 Prozent gaben an, dass die möglichen Gefahren für sie die Vorteile überwiegen. Daher werde die Privacy Sandbox auf Android ausgeweitet. Für die Entwicklung kooperiere Google mit Unternehmen wie Snap, Activision Blizzard, Duolingo, Rovio und Playrix.
Die Ad-ID, Tracking über verschiedene Apps und Third-Party-Daten hätten bisher gut funktioniert, seien aber in die Jahre gekommen. Daneben müssten undurchsichtige und verborgene Techniken wie das Device-Fingerprinting, die außerhalb von Googles Services stattfinden würden, ebenfalls angegangen werden. Sowohl die Messbarkeit als auch die Personalisierung von Anzeigen soll weiterhin gewährleistet sein. Das neue System baue nicht auf Cross-Party-Identifier und werde den Austausch der Daten von Nutzer:innen beschränken. Verdecktes Tracking soll reduziert werden. First-Party-Daten sollen aber weiterhin erfasst und genutzt werden können.
Aus der Web-Adaption sind Topics und Fledge bereits bekannt, sie sollen auch für Android entwickelt werden. Die Topics sind der Ersatz für Floc. Werbung werde vorrangig über Themen ausgespielt. Diese werden vom Browser über vorher besuchte Websites generiert. Fledge ist kurz für First Locally-Executed Decisions over Groups Experiment. Dabei werden große Teile der Anzeigenauktionen aus dem Ad-Server auf die Geräte verschoben, zum Browser nämlich. Verkäufer, wie Verlage, erhalten mehr Entscheidungsmacht.
Neu ist die sogenannte „SDK-Runtime“. Dabei gehe es um einen neuen und sicheren Weg der Integration von Apps in Werbe-SDK. Das soll die unbemerkte Erhebung und Teilung von Daten reduzieren. Wie genau Topics, Fledge und SDK-Runtime für Android funktionieren werden und welche Änderungen auf Marketer:innen zukommen, dazu könne Chavez noch keine Aussagen treffen.
Chavez betonte, dass es sich um eine erste Ankündigung eines mehrjährigen Projekts handele. Im Laufe des Jahres werde sich auf die Entwicklung der Privacy Sandbox für Android konzentrieren. Erst zum Ende des Jahres 2022 werde es erste Beta-Versionen geben, 2023 soll breit getestet werden. Die Ad-ID werde zudem noch mindestens zwei Jahre unterstützt. Es werde seitens Google, wie bei der Privacy Sandbox für das Web, Updates mit Neuerungen geben.
Google konnte sich einen Seitenhieb gegen Apple nicht verkneifen: Der „simple“ Ansatz sei ineffektiv. Es hätten sich schädliche Workarounds entwickelt und der Schaden, den Werbenden erleiden würden, sei nicht zielführend. Es müsse sichergestellt werden, dass die Ergebnisse, die dank Third-Party-Daten möglich sind, in ähnlicher Form weiterhin erzielt werden können. Es sollen weiterhin relevante Anzeigen ausgespielt und Engagement attribuiert werden können. Gerade im Mobile-Bereich ermögliche Werbung kostenlose Apps und Services, die es auch weiterhin geben müsse. App-Entwickler:innen sollte weiterhin Werbung als Finanzierung zur Verfügung stehen. Um das zu ermöglichen, sei es besonders wichtig, mit verschiedenen Akteuren aus der Branche für die Weiterentwicklung der Privacy Sandbox für Android zusammenzuarbeiten.
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„Daneben müssten undurchsichtige und verborgene Techniken wie das Device-Fingerprinting, die außerhalb von Googles Services stattfinden würden, ebenfalls angegangen werden.“
Kurzum die gesamte Bande der Verräter im Namen einer allumfassenden Werbeversorgung, die niemand wirklich will, schon gleich gar nicht in dieser Form. Vertrauen in die digitale Welt baut man so ganz bestimmt nicht aus.
Stattdessen kooperieren Verlage insbesondere und viele Andere mit Datenabgreifern, die bequemes und automatisiertes Abziehen von Daten ohne nachvollziehbarem Wissen seiner Nutzer bereit stellen. Ein auf die Dauer extrem gefährliches Verhalten, weil es mit einem hohen Verlust an Vertrauen auf Seiten der Nutzern einher geht. Man soll sich nicht täuschen: nur weil die Nutzer zähneknirschend den üblichen DSGVO-Boxen zustimmen, heißt das noch lange nicht, dass das wirklich akzeptiert wird. Die Digibabys, die restlos glücklich alles abnicken, was man ihnen hinhält, nimmt rasant ab.